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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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sich? Heute hätte auch wieder eines ankommen sollen. Bloß – es war keines da.«
    Er schloss die Tür und nahm endlich die verdammte
    Schlafmaske ab. Sein Schlafanzug war von erfreulicher
    Schlichtheit; mit einem silbernen Blümchen auf den
    Schulterklappen wäre er glatt als Uniformersatz
    durchgegangen. »Post? War die überhaupt schon da?«
    »War sie.«
    Er fummelte nach seinem Wecker auf dem Nachttisch. »Wie
    spät haben wir es eigentlich? Ich kann noch mal anrufen, aber ich bin sicher, dass spätestens morgen –«
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    »Hören Sie auf, George«, zischte ich. »Sie wissen genau, dass kein Paket kommen wird. Es war nie beabsichtigt, wieder Pakete zu schicken. So ist es doch, oder?«
    Er ließ das mit dem Wecker und sank matt auf den Bettrand.
    »Es ist ein Zuständigkeitsproblem. Das habe ich versucht, Ihnen zu erklären. Ich blicke gerade selber nicht richtig durch.«
    »Verstehe.« Der Hörer seines Zimmertelefons lag neben dem Apparat. »Aber wie es kommen kann, dass Gabriel Whitewater von einem Lastwagen überfahren wird, verstehen Sie
    wenigstens das?«
    Er sagte nichts. Er sah mich an, während seine Augen sich weiteten, ein Blick, in dem Entsetzen und grausiges Vorwissen verschmolzen. »Gabriel?« Er hauchte es. Plötzlich sah er klein aus, wie er da auf dem Rand des monumentalen Himmelbettes aus tiefbraunem, gedrechseltem Holz saß.
    Ich fühlte kein Erbarmen. »Gabriel, ja. Samstagvormittag.
    Und in der Nacht vorher ist Jack gestorben, an einer
    Thrombose ! Forrest ist nicht zu erreichen. Juan auch nicht.
    Was hat das zu bedeuten, George? Sagen Sie mir, was das zu bedeuten hat!«
    »Sie sind in der Klinik. Juan hatte schon seit langem
    Gelenkbeschwerden –«
    »Haben Sie mit ihnen gesprochen?«
    »Ja, sicher, ich –«
    »Wann?«
    Er setzte zu einer Antwort an und sagte dann doch nichts, sah mich nur an wie ein waidwundes Tier seinen Jäger.
    Ich zog mir einen Stuhl heran, hockte mich vor ihn hin und dachte nicht daran, das qualvolle Schweigen zu brechen.
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    »Es gibt diesen Plan schon eine ganze Weile«, flüsterte er schließlich. »Ich habe mich immer entschieden dagegen
    ausgesprochen, das müssen Sie mir glauben, Duane. Ich habe nicht geahnt, dass sie das als Notfalloption in Erwägung ziehen würden, nachdem das mit dem Anwalt aufkam...«
    »Was für ein Plan? Alle Cyborgs umzubringen?«
    »Die Steel Men zu eliminieren. Sämtliche Spuren des Projekts zu tilgen.«
    Ich war froh, dass ich saß in diesem Augenblick. Mir war, als klaffe in mir urplötzlich ein Abgrund auf, ein Schlund unfassbaren Entsetzens. Es ist eine Sache, sich zur Erklärung rätselhafter Widrigkeiten Theorien zurechtzulegen wie die, die eigenen Leute könnten es auf einen abgesehen haben, aber eine völlig andere, ein so ungeheuerliches Vorhaben bestätigt zu bekommen. Das eine ist gleichsam ein privater Groll, ein innerliches Wüten gegen das Unverständliche, eine Tändelei mit einem spielerischen Verfolgungswahn, um wenigstens
    provisorisch Sinn in das Unsinnige zu bringen – egal, wie grimmig ernst man den Gedanken denkt, es bleibt ein Gedanke, ein Spiel, berührt einen nicht. Aber gesagt zu bekommen: Ja, genau so ist es, das ist der Augenblick, in dem einem erst klar wird, was für ungeheuerliche Unterstellungen man hegte.
    Nur dass es ab diesem Augenblick keine Unterstellungen
    mehr sind.
    »Sie waren in Panik, Duane. Sie wussten nicht, wer der
    Anwalt war und was er vorhatte. Sie haben jeden Morgen
    damit gerechnet, dass, was weiß ich, die Washington Post mit einem Riesenartikel über das Projekt Steel Man aufmacht. Der Anwalt war verschwunden, und alles, was seine Partner
    wussten, war, dass ihm irgendjemand einen silbernen Ordner mit einem roten Emblem gegeben hatte und dass das der
    Anlass für die ganze Aufregung war.«
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    »Warum?«, fragte ich mit wunder Stimme. »Warum sollte es nötig sein, uns zu eliminieren? Wir haben doch geschwiegen.
    Wir haben vor uns hin gelebt, die verfluchten
    Nahrungskonzentrate gefressen und den Mund gehalten.«
    »Sie haben überlegt, ob jemand vom Korps mit dem Anwalt
    gemeinsame Sache macht. Ich bitte Sie, Duane, schauen Sie doch, was manche Leute für Irrsinnsgelder bekommen, bloß weil sie nicht vom Rauchen losgekommen sind oder sich an ihrer Mikrowelle den Finger eingeklemmt haben. Ein Prozess, bei dem für jeden von Ihnen eine Milliarde Dollar
    Schadenersatz möglich gewesen wäre – das hätte eine
    Versuchung sein können.«
    Ich schnellte von meinem Stuhl hoch,

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