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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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wie von selbst, als gebe es in mir ein System, von dem ich nichts wusste, aber es war nur Wut, gute, alte, natürliche Wut. »Fuck, George!« Ich stapfte zum Fenster, von dem aus man den Hafen sah und die Polizei und das Schiff. »Eine Milliarde Dollar? Was soll ich damit? Ich schaffe es doch nicht mal, meine reguläre Pension auszugeben. Was soll ich mit einer Milliarde Dollar? Meinen Darm krieg ich nicht mal für zehn Milliarden Dollar wieder.«
    Er nickte. »Das sehen Sie so. Aber Gabriel zum Beispiel hat es anders gesehen. Er hatte selber Ideen in diese Richtung, das weiß ich. Der Anwalt hätte bei ihm offene Türen eingerannt.«
    »Das ist lächerlich«, versetzte ich. »George, die Armee hat in den fünfziger Jahren Legionen von Soldaten in
    atombombenverseuchte Testgelände gejagt, und die Hälfte von denen ist später an Krebs gestorben. Sie haben Fall-out über ahnungslosen amerikanischen Bürgern niedergehen lassen, um untersuchen zu können, wie sich das medizinisch auswirkt.
    Jeder weiß das heute, jeder kann es nachlesen. Und was hat es da an Schadenersatzprozessen gegeben? Ich habe von keinem einzigen gehört. Also erzählen Sie mir nicht, dass der Präsident 300
    alle Cyborgs umbringen lassen will, weil er Angst vor einem Schadenersatzprozess hat. Das ist lächerlich. Da muss etwas anderes dahinter stecken.«
    Reilly saß schweigend da, fuhr sich mit der Hand durchs
    Haar, sah kurz zu mir her und schaute wieder weg, ins Leere, hörte gar nicht auf, sich mit der Hand durchs Haar zu fahren.
    Es war ein ganz und gar entsetzlicher Augenblick. Es war der Augenblick, der mich ahnen ließ, dass die Wahrheit noch viel schrecklicher sein würde als alles, was meine Fantasie
    auszumalen imstande war.
    »Es gibt da eine Sache, von der Sie nichts wissen«, sagte Reilly. Sagte er es wirklich, oder waren es meine überreizten Nerven, die mir einen Streich spielten? Ich hörte eine Stimme, die die seine zu sein schien, aber ich hätte keinen Eid schwören können, dass sie es war.
    Ich glaube, ich habe irgendetwas erwidert, aber ich weiß nicht mehr, was. Kann sein, dass ich nur einen unartikulierten Laut von mir gegeben habe.
    Aber ich erinnere mich, dass sich in diesem Augenblick eine regenschwere Wolke vor die Sonne schob und die Helligkeit des Morgens endete wie ausgeschaltet. Das tiefe Braun der Möbel und das Grün-Gelb der Decken, Kissen, Vorhänge und Tapeten verschmolz zur düsteren Theaterkulisse eines
    Zauberwaldes.
    Reillys Stimme war ein qualvolles Wispern. »Man hat
    damals zwar das Projekt Steel Man aufgegeben, aber nicht die Idee, den perfekten Soldaten zu schaffen. Seit einiger Zeit versucht man es wieder. Diesmal auf gentechnischem Weg.
    Man wird so genannte Chimären erschaffen, Menschen, die über bestimmte Eigenschaften von Tieren verfügen – die Kraft eines Bären, die Wendigkeit eines Panters, die
    Widerstandskraft einer Spinne und so weiter.« Noch ehe er 301
    weitersprach, wusste ich, was er sagen würde. »Das Projekt läuft unter dem Codenamen Dragon Blood.«
    Auf einmal war die Atombatterie in meinem Becken
    unerträglich schwer. Ich schleppte mich zurück auf den Stuhl.
    »Also dasselbe noch mal?«
    »Man hat aus unseren Fehlern gelernt. Diesmal wird man
    nichts überstürzen. Erste Versuche laufen bereits, aber es wird noch einige Zeit dauern, ehe man Ergebnisse sieht.
    Naturgemäß. Ein Mensch braucht nun mal achtzehn Jahre, bis er erwachsen ist.« Mit dem Schlafanzugsärmel wischte er sich Schweiß von der Stirn. »Und dieses Projekt, Duane, wird mit allen Mitteln geschützt. Es ist eine Frage der nationalen Sicherheit.«
    »Aber was hat das mit uns zu tun? Mit Steel Man?.«
    Reilly lachte auf, doch das freudlose Lachen ging in Husten über. »Können Sie sich das nicht denken? Angenommen, es
    sickert irgendwie durch, dass es ein Projekt Steel Man gegeben hat, was wäre die Folge? Der Kongress würde einen
    Untersuchungsausschuss einsetzen. Leute würden vernommen, Mitarbeiter von damals, von denen einige heute an Dragon Blood arbeiten. Die Existenz von Dragon Blood ließe sich nicht länger geheim halten. Sie können sich vorstellen, was die Senatoren dazu sagen, zu beiden Vorhaben nicht befragt
    worden zu sein.« Er schüttelte den Kopf. »Das wird man auf keinen Fall zulassen. Nicht bei einem derart langfristig angelegten Projekt.«
    Das zudem bereits von seiner Konzeption her gegen alle
    internationalen Vereinbarungen verstieß. Ich begriff. Ich hatte zwar nicht die geringste

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