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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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mein Turboherz aktiv gewesen war und meinen
    Kreislauf auf übermenschliche Touren gebracht hatte. Ich entsann mich, dass das jemand uns gegenüber einmal als
    mögliche Nebenwirkung erwähnt hatte, höchst beiläufig
    allerdings.
    Ich nibbelte alles ab und trug etwas Creme auf. An ein paar Stellen waren dunkle Flecken unter der Haut zu sehen, die ich gleich mit abdeckte. Das würde in den kommenden Tagen
    eventuell noch schlimmer werden. Die Augen sahen auch nicht gut aus. Das linke war gerötet, als litte ich unter Grippe, das rechte hing wieder einmal deutlich tiefer als das andere. Mein künstliches Auge, das mit so viel Hightech voll gestopft ist, dass sein Bauplan allein sieben dicke Bände füllt, wiegt dementsprechend sehr viel mehr als ein natürliches Auge. Im Lauf der Jahre gibt das umliegende Gewebe, das aufgrund des Alterungsprozesses ohnehin an Festigkeit verliert, diesem Zug nach, und die Augenhöhle verformt sich entsprechend.
    Bisweilen schließen die Augenlider nicht mehr richtig, nachts zum Beispiel. Deswegen muss ich heute regelmäßig
    Augentropfen nehmen. Und mit sechzig werde ich aussehen
    wie Quasimodo.
    Es nieselte leicht, als ich aus dem Haus trat. Nicht so stark freilich, dass ein Einheimischer darauf Rücksicht genommen hätte, also tat ich es auch nicht. Es roch nach Salz und Fisch und Moder, und während die Stadt trübselig dalag, spielten ein paar Fetzen Sonnenlicht weiter bergan in den steinumsäumten Feldern Fangen.
    122
    »Sie?«, wunderte sich Billy, als ich an seinen Schalter trat.
    »Ich«, nickte ich und hielt es für sein neuestes Spielchen.
    Er schüttelte den Kopf, rutschte von seinem Hocker und
    verschwand nach hinten. Während ich wartete, musterte ich die Schlagzeilen der Zeitungen, die auf einem Bord unterhalb des Regals mit den Ansichtskarten auslagen. Die irischen Blätter berichteten von Unruhen in Nordirland, wie immer.
    »Tut mir Leid, Mister Fitzgerald«, meinte Billy, als er mit leeren Händen zurückkam. »Heute habe ich nichts für Sie.«
    Mein Blick suchte den Wandkalender. »Aber heute ist doch Mittwoch, oder?«
    Seine Hände malten wirre Figuren in die Luft. »Der Fahrer hat was von Streiks in Dublin erzählt. Kann sein, dass es daran liegt. War auch ungewöhnlich wenig Post heute.«
    Ich musterte ihn eindringlich. Es war kein Jux. Ich hatte noch zwei Dosen übrig, haltbar bis morgen Mittag. Kein
    Problem. Aber es war beunruhigend. Zwölf Jahre lang hatte es nicht eine einzige Verspätung gegeben, und ausgerechnet jetzt fing es an? »Na schön«, sagte ich und zuckte locker mit den Schultern, um dem Jungen zu zeigen, wie wenig mir das zu schaffen machte. »Dann probiere ich es eben morgen noch
    mal.«
    »Genau«, grinste der erleichtert.
    Als ich zurück auf die Straße trat, waren sie wieder da. Die Typen, die mir gestern Abend aufgefallen waren. Der mit dem glatten Gesicht. Der von der Bushaltestelle. Keiner von beiden sah in meine Richtung, aber sie hatten jeder ein Mobiltelefon am Ohr und telefonierten. In der Tür der Bank stand noch so jemand, ein weiterer neben einem Laternenmast. Ich entdeckte ein Auto, in dem zwei Männer saßen, die weiter nichts taten, 123
    als ausgiebig genug in meine Richtung zu schauen, um meinen ODP zu reizen. Einer von ihnen telefonierte ebenfalls.
    Ich hätte mir gerne eingeredet, dass ich Gespenster sah. Dass diese Mobiltelefone heutzutage einfach eine Pest waren, selbst hier in Irland. Es wollte mir bloß nicht so richtig gelingen.
    Ich wandte mich straßaufwärts. Am Eck stand auch ein
    Mann mit Telefon. Als ich näher kam, verdrückte er sich, als habe ihn sein Gesprächspartner an dringende Verpflichtungen erinnert.
    Vor Brennan's Hotel parkte ein dunkelblauer Lieferwagen
    mit einem höchst staatlich aussehenden Emblem an der Seite.
    Nicht schwer zu erraten, wem der gehörte, zumal ein Polizist daneben Wache hielt. In der geöffneten Seitentür des Wagens hantierte ein Mann, der einen staubigen grauen Anzug und Plastikhandschuhe trug, mit allerlei Gerätschaften.
    »Ist Sergeant Wright da?«, fragte ich den Polizisten.
    Er wies steif mit dem Kopf auf die Eingangstür des Hotels.
    »Drinnen beim Inspector.«
    Ich ging hinein. An der Rezeption stand eine magere,
    unlustig dreinblickende Frau, die ich noch nie gesehen hatte.
    Der Sergeant saß mit einem Mann in der Sitzgruppe hinter ihr; er nickte mir sofort zu und machte seinen Gesprächspartner, der einen langen braunen Mantel trug, auf mich aufmerksam.
    »Inspector Eugene

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