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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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übertriebenen Gebrauch
    gemacht hätte: Er zog es vor, mit verschränkten Armen auf das 165
    dunkle Holz gestützt, an einer schlecht gedrehten Zigarette zu saugen und zuzuhören, was ihm ein auffallend magerer Mann mit verhaltener Stimme in unverständlichem Slang erzählte.
    Das übrige Ambiente versuchte jedenfalls nicht, einen durch geschmackvolles Design zu beeindrucken. Ein paar
    altehrwürdige, blank gescheuerte Holztische standen herum, umringt von einer Sammlung verschiedenster, schlichter
    Stühle, auf denen hier und da jemand saß und über einem halb vollen Glas meditierte oder sich schweigend dem Rauchen
    einer Zigarette widmete. Und einer davon war Finnan
    MacDonogh, der Musiker, das ungebärdige Wuschelhaar
    stramm nach hinten gebunden und finstere Falten im ansonsten reglosen Gesicht. Er hatte eine Tasse Kaffee vor sich stehen und schien mich zu erkennen, woher auch immer, jedenfalls bot er mir mit einer minimalistischen Bewegung seiner rechten Hand – genau genommen war es kaum mehr als ein Zucken
    seines Zeigefingers – Platz an. Ich setzte mich.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte er ohne weitere
    Begrüßung. »Einen Kaffee vielleicht? Der Schokoladenkuchen hier ist übrigens legendär.«
    »Danke«, sagte ich. »Nein.«
    Er musterte mich aus ernsten, rauchgrauen Augen, die
    wirkten, als hätten sie im Leben schon allerhand
    Unerfreuliches gesehen. »Verstehe«, sagte er schließlich und holte, ohne weiter in mich zu dringen, eine zerknautschte Packung Zigarettentabak hervor. »Seit ein paar Tagen sind eine Menge seltsamer Fremder in der Stadt, ist Ihnen das auch aufgefallen?«, fragte er, während er sie umständlich auffaltete.
    Das war der Moment, in dem mir das Ganze, das ohnehin
    mehr als merkwürdig begonnen hatte, ausgesprochen
    verdächtig vorzukommen begann. Verdächtig genug, um es
    gerechtfertigt erscheinen zu lassen, unauffällig meinen
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    Kampfstatus zu prüfen. Mein internes System lieferte ein OK, mit den bekannten Einschränkungen zwar, aber trotzdem
    beruhigend. Falls das hier eine Falle war, würden sie jedenfalls kein leichtes Spiel mit mir haben.
    »Es sind ständig Fremde in Dingle«, sagte ich so
    ausdruckslos wie möglich. Pokerface, wie im Film. Zwei
    Gestalten, die einander abtasten und sich so wenig Blöße wie möglich geben wollen.
    Wie zur Bestätigung rappelte es an der Tür vom Laden her.
    Drei Mädchen, Anfang zwanzig höchstens, in grellbunten
    Parkas und mit Rucksäcken auf dem Rücken, drängten
    kichernd und giggelnd herein. »Oh schau mal!«, kiekste es aus dem Redeschwall heraus und etwas wie »...und dann hat er gesagt, weißt du, was er dann gesagt hat?«
    Was daraufhin geschah, passierte mit der Präzision eines aufklappenden Springmessers. Finnan MacDonogh warf dem
    Barkeeper einen raschen Blick zu, unvermittelt wie ein
    Blitzschlag, und der, eben noch die Unbeweglichkeit selbst, stand in der nächsten Sekunde vor den Mädchen. Mit
    ausgebreiteten Armen drängte er sie zurück nach vorn in den Laden, in beruhigendem Bass etwas auf sie einredend, das ich nicht verstand. Im Hinausgehen zog er die Tür hinter sich zu, man hörte noch enttäuscht piepsende Widerworte in ostinatem Bass ertrinken, dann kehrte Stille ein, und schließlich kam er zurück. Niemand sah auch nur auf; niemand außer mir
    jedenfalls.
    »Solche wie die meine ich nicht«, sagte Finnan, der sich längst wieder seiner im Bau befindlichen Zigarette widmete. Er sah kurz hoch und fügte mit einem unmerklichen Kopfnicken hin zu den anderen Gästen des Cafes hinzu: »Wir sind hier unter Freunden, verstehen Sie? Hier können wir ungestört reden.«
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    Ich konnte nicht anders, ich musste mich umsehen Und
    diesmal erwiderten einige meinen Blick Ich sah in
    entschlossene, verschworene Mienen. Untergrund, man spürte es förmlich Augen, die nichts sahen, Ohren, die nichts hörten, und Zungen, die heilige Meineide zu schwören bereit waren.
    Mächtige Pranken, die nicht zögern würden, sich zu Fäusten zu ballen. Und wer mochte wissen, was außerdem noch in den
    Taschen der Kittel und Mäntel steckte, die ich sah. Die Frage war nur, wie ich in dieses Bild passte.
    Nicht, dass ich Zweifel gehabt hätte, mich zur Not gegen diese sechs, sieben Männer zur Wehr setzen zu können. Das stand außer Diskussion. Es war noch genug Alpha-Adrenalin in meinem System, um ihnen keine Chance zu lassen, egal was sie aus ihren Taschen ziehen mochten. Lediglich das Cafe Liteartha würde im Falle eines

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