Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Beziehung? Mit wem
sonst könnten wir über all die Dinge reden, die wir
durchgemacht haben? Wer sonst würde es verstehen?«
»Komm auf den Punkt, alter Mann.«
»Ich führe derzeit eine ganze Flotte nach Logres,
Sean, um sie dem Imperator in den Hals zu rammen.
Ich dachte mir, du und dein Volk würdet vielleicht
gern mitmachen.«
»Die Ashrai möchten nichts mit der Menschheit zu
tun haben. Sie haben nicht vergessen, dass du vor all
den vielen Jahren den Befehl zu ihrer Ausrottung erteilt hast.«
»Oh, komm schon! Überleg doch nur, wie gut es
sich anfühlen würde, es dem imperialen Heimatplaneten nach dieser ganzen Zeit heimzuzahlen.«
»Das hat etwas für sich«, räumte Carrion ein. »Um
die Wahrheit zu sagen, hatte ich schon auf deinen
Ruf gewartet. Nach Owens Rückkehr ... ist wieder
mal ein Zeitpunkt gekommen, an dem sich alles ändert. Wir alle schulden ihm so viel.«
»Und wie steht es um einen Gefallen für einen alten Freund?«
»Ja, Johann«, sagte der Ashrai sanft. »Vielleicht.«
»Das wollte ich hören«, sagte Schwejksam. »Ich
schicke ein paar Schiffe, um euch abzuholen.«
Carrion stieß ein raues Lachen aus, ein düsterer,
verstörender Laut, bei dem alle seine spitzen Zähne
sichtbar wurden. »Das ist nicht nötig. Wir stoßen aus
eigener Kraft zu euch. Die Ashrai brauchen keine
Schiffe, um den Weltraum zu durchqueren.«
Schwejksam musste lächeln. »Wie kommt es, dass
wir euch jemals besiegen konnten?«
»Das war einfach, Kapitän. Du hast geschummelt.« Schwejksam betrachtete das Dämonengesicht
nachdenklich. »Habe ich dein Wort, dass du die Ashrai an der Kandare halten wirst, sobald wir Logres
erreicht haben?« »Natürlich, Johann. Traust du mir
nicht?« »Das ist jetzt aber eine verdammt alberne
Frage!« Sie lachten gemeinsam, und es klang bei
beiden ganz ähnlich.
Kapitän Preiß trieb sich auf den unteren Decks der Verwüstung herum. Er interessierte sich zwar durchaus dafür, Crewmitglieder zu fangen, die nicht so
begierig gewesen waren wie er, die Seiten zu wechseln, aber im Grunde schlug er nur die Zeit tot, seit
der Admiral sehr deutlich gemacht hatte, dass Preiß
auf der Brücke nicht willkommen war. Preiß las die
neuesten loyalistischen Graffiti an den Stahlwänden
und konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Es war ein bisschen schwer, wieder in die
Leier der Militanten Kirche zurückzufallen. Jeder mit
auch nur halb so viel Grips wie zum Zeitpunkt seiner
Geburt konnte doch sehen, aus welcher Richtung der
Wind wehte. Der selige Owen war in seinem ganzen
Ruhm zurückgekehrt. Welchen Sinn machte da noch
kleinliche Politik? Und Preiß hatte alle Brücken sehr
gründlich hinter sich abgebrannt, als er dem früheren
Admiral in den Hinterkopf schoss. Die Frau war von
Finn aus politischen Gründen ernannt worden und
hatte sich als besonders heftig geifernde Irre in seinem Dienst entpuppt, und absolut niemandem war
der Abschied von ihr schwergefallen.
Während Admiral Schwejksam den Kommandositz praktisch rund um die Uhr okkupiert hielt, beschäftigte sich Preiß damit, über die Ereignisse auf
Logres informiert zu bleiben. Zusammen mit dem
Funkoffizier Charlton Vu hatte er eine ausgesprochen abhörsichere Verbindung zwischen der Verwüstung und einer der neuen aufmüpfigen NachrichtenWebsites im Slum hergestellt. Deren redaktionelle
Politik schien zu lauten: hau die Story so schnell raus
wie nur möglich, und zum Teufel damit, wer sich darüber aufregt. Preiß hatte persönlich mit der
Anchorwoman der Nachrichtensite gesprochen, einer
charmanten, wenn auch etwas erschreckenden jungen
Dame namens Nina Malapert, und im Gegenzug zu
Berichten aus erster Hand von der Rückkehr Owens (eine Exklusivstory!, hatte Nina so laut gesagt, dass
Preiß zusammenzuckte) versorgte sie ihn laufend mit
den neuesten Meldungen über die auf Logres grassierenden Aufstände. Sie hatte ihm sogar eine Direktverbindung zu König Douglas versprochen. Preiß
konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen. Das
müsste seine Beziehung zu Schwejksam auf Vordermann bringen! Preiß war ziemlich sicher, dass
Finns Sicherheitsleute den Funkkanal nicht hatten
knacken können, denn er beruhte auf Fremdwesentech, gespendet von den Vertretern der fremden Völker im Slum.
Preiß hatte gar nicht gewusst, dass man im Slum
Vertreter der Fremdwesen fand. Man lernte jeden
Tag was Neues.
(Und natürlich konnte er, falls der Krieg sich für
die Rebellenflotte wirklich
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