Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
schlecht entwickelte, diese Informationen an die Leute des Imperators weitergeben, zum Beweis, dass er die ganze Zeit als Doppelagent tätig gewesen war. Preiß hielt große Stücke
auf vorausschauendes Handeln und darauf, sich immer den Rücken freizuhalten.)
Er spazierte eine Zeit lang auf den unteren Decks
herum, aber niemand wollte mit ihm reden, und so war
er tatsächlich sehr erleichtert, als gemeldet wurde, dass
Lewis Todtsteltzer und Jesamine Blume endlich von
Virimonde zurückgekehrt waren. Preiß begab sich im
Laufschritt zum angegebenen Dockshangar, um auf
jeden Fall der erste Offizier zu sein, der die beiden
wieder an Bord begrüßte. Menschen erinnerten sich an
so was. Die beiden wirkten körperlich und emotionell
eindeutig erschöpft und wollten am liebsten sofort in
ihre Quartier zurückkehren und dort zusammenbrechen, aber sie gewährten Preiß höflich ein wenig Zeit.
»Ich habe Nachrichten über König Douglas und den
Freiheitskampf in Parade der Endlosen erhalten«, verkündete Kapitän Preiß großspurig und war insgeheim
zufrieden, als er sah, wie schnell er ihr Interesse geweckt hatte. »Ich habe eine wirklich abhörsichere Verbindung zu den Rebellenstreitkräften im Slum hergestellt. Dort arbeitet eine junge Dame für eine revolutionäre Website, die Euch sämtliche Einzelheiten nennen
kann, falls Ihr möchtet, dass ich es arrangiere ...«
»Zeigt es uns«, sagte der Todtsteltzer mit einem
Unterton, bei dem Preiß den ganzen Rest seiner Ansprache vergaß und schnellstens gehorchte. Er stellte
die Verbindung auf dem Wandmonitor ein, und
nachdem sie sorgfältig durch mehrere Tarnleitungen
und Sicherungen gelenkt worden war, erschien Nina
Malaperts Gesicht auf dem Bildschirm. Sie sah, dass
Lewis und Jesamine ihren Blick erwiderten, jubelte
laut vor Freude und hüpfte aufgeregt auf ihrem Stuhl,
wobei der hohe rosa Irokesenschnitt wie verrückt hin
und her schwankte.
»Der Todtsteltzer und die Diva! Eine WahnsinnsExldusivstory ! Oh, auf allen anderen Sites werden
die Leute krank vor Neid sein!«
»Falls Ihr die Feierlichkeiten auf ein Minimum
begrenzen könntet«, sagte Preiß und achtete darauf,
dabei auf sichtbare Weise direkt neben dem Todtsteltzer zu stehen. »Ich denke nicht, dass wir die Abhörsicherheit dieser Verbindung unnötig auf die Probe stellen sollten, indem wir auch nur eine Minute
länger reden als unbedingt nötig.«
»Ja«, bekräftigte Lewis. »Erzählt mir, Nina Malapert: Was ist seit meiner erzwungenen Abreise in der
Stadt geschehen? Was ist aus Douglas geworden?«
»Und aus Anne Barclay?«, warf Jesamine ein.
Nina machte ein langes Gesicht. »Ihr habt es noch
nicht erfahren! Es tut mir Leid. Anne Barclay ist tot,
erschlagen von einstürzendem Mauerwerk, als Douglas aus seinem Schauprozess flüchtete. Er ist so bestürzt darüber! Die gute Nachricht lautet, dass Douglas sich zum Anführer über die komplette Rebellenaktivität im Slum gemacht hat und absolut jeder zu
ihm steht! Er ist so inspirierend! Sämtliche Gauner,
Betrüger, Kämpfer und Verbrecher haben sich zu
einer gewaltigen Armee zusammengeschlossen, die
seinem Kommando untersteht. Heute nennen die
Leute Douglas den König der Diebe, was ja so romantisch ist! Möchtet Ihr mit ihm reden? Ich bin sicher, dass ich das ganz schnell freischalten könnte.«
Lewis und Jesamine blickte einander lange an.
»Noch nicht«, sagte Jesamine.
»Ich denke nicht, dass irgendeiner von uns wusste,
was er sagen sollte«, sagte Lewis. »Vorläufig ist es
genug, dass wir Bundesgenossen sind.«
»Ja«, pflichtete ihm Jesamine bei. »Sagt ihm einfach ... wir reden miteinander, wenn wir uns alle im
imperialen Palast auf Logres begegnen.«
Später saßen Lewis und Jesamine in ihrem Privatquartier eine ganze Weile lang da und schwiegen. Sie
wahrten vorsichtige Distanz zueinander, getrennt von
alten Erinnerungen und alten Verletzungen. Die Aussicht, tatsächlich wieder mit Douglas zu sprechen,
hatte Gefühle wiedererweckt, die zu untersuchen
oder auch nur anzuerkennen sie zu beschäftigt gewesen waren, und das für viel zu lange Zeit. Einst waren sie vier gute Freunde gewesen: Douglas und Lewis, Jesamine und Anne, verbunden durch Liebe und
Treue, entschlossen, die Welt zum Besseren zu verändern. Stattdessen hatte die Welt sie verändert und
ihre Gemeinsamkeit zertrümmert; und jetzt war eine
von ihnen tot und nichts würde mehr so sein wie früher.
»Ich kann nicht glauben, dass Anne nicht mehr
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