Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
hieb und hackte wild um sich und versuchte
verzweifelt zu ihr durchzudringen, aber die Fanatiker
der Militanten Kirche drängten sich dicht an dicht
um ihn, die Gesichter verzerrt von der enttäuschten
Wut von Tieren, die ihren Tod unmittelbar vorhersahen. Sie scherten sich nicht mehr um ihre Sache oder
auch nur um den Sieg; sie wollten lediglich den verhassten Feind mit sich reißen. Neue Kraft durchflutete Lewis, als er sah, wie Jesamine durch den Druck
der Menge weiter von ihm weggedrängt wurde, und
er durchschlug die Männer vor ihm förmlich und
schleuderte ihre zerbrochenen Leichen zur Seite wie
Strohpuppen.
Jesamine kämpfte hartnäckig weiter, war schneller und stärker als alle, die sie heulend ansprangen,
aber letztlich trieb die schiere Übermacht der Menge sie an eine Stahlwand. Jesamine hielt Ausschau
nach Lewis, aber er war zu weit weg. Wut strömte
durch sie, und sie öffnete den Mund und sang. Das
entsetzliche Lied schnitt wie ein Schwert durch die
Angreifer. Ihre Augen platzten, und Blut lief ihnen
aus den Ohren. Manche fielen unter Herzanfällen
tot um, und andere wurden innerhalb eines Augenblicks wahnsinnig. Grauenhafte Schreie drangen durch den Stahlkorridor, wurden aber von dem
tödlichen Lied übertönt. Sogar Lewis zuckte vor
den mörderischen Klängen zurück. Innerhalb weniger Augenblicke waren alle Meuterer im Korridor
tot, und die Leichen häuften sich auf seiner ganzen
Länge. Jesamine hörte auf zu singen und schwankte auf den Beinen. Lewis war sofort bei ihr und
hielt sie fest. Sie klammerte sich wie ein Kind an
ihn.
»Was hat das Labyrinth aus mir gemacht, Lewis?
Aus meiner Stimme? Meine Lieder waren nie für so
etwas gedacht!«
»Es wird wieder eine Zeit für Lieder über Liebe
und Freude kommen«, sagte Lewis. »Dafür kämpfen
wir ja.«
Und in diesem Augenblick kamen Brett und Rose
um die Ecke und gesellten sich zu ihnen. Lewis empfing sie mit einem vernichtenden Blick.
»Wo zum Teufel habt Ihr gesteckt? Was hat Euch
aufgehalten?«
»Bauchschmerzen«, antwortete Brett munter. »Irgendwas auf diesem Schiff bekommt mir überhaupt
nicht.«
Einige Loyalisten stiegen zum Laderaum der Verwüstung hinab, um im Namen der Reinen Menschheit die Monster von Shandrakor zu töten. Die Monster zerrissen sie und verspeisten sie anschließend.
Eines von ihnen übermittelte eine Nachricht an die
Brücke: Schickt mehr Loyalisten!
Und das war der Aufstand im Großen und Ganzen.
Die Meuterer waren nicht so zahlreich gewesen, wie
sie gehofft oder geglaubt hatten. Nur die wirklich in
der Wolle gefärbten Fanatiker hatten sich über die
Natur dessen täuschen können, was sie gesehen hatten, als Owen Todtsteltzer auf den Brücken sämtlicher Schiffe zugleich auftauchte und die Besatzungen aufrief, sich auf seine Seite zu schlagen. Er war
der Held der Prophezeiung, die zurückgekehrte Legendengestalt, und die meisten Crewmitglieder wären lieber gestorben, als ihn zu enttäuschen. Die
Meuterer konnten nicht ein einziges Schiff der Rebellenflotte in ihre Gewalt bringen. Gute Männer und
Frauen waren umgekommen, und Leichen und Blut
mussten weggeräumt werden, aber die Nacht der
langen Messer war vorbei.
Die wenigen Meuterer, die die Kämpfe überlebt
hatten, wurden zur nächsten Luftschleuse hinausgestoßen, verbunden mit der Empfehlung, nach Hause
zu gehen. Jetzt, wo die imperiale Flotte näher kam,
war nicht die Zeit für Barmherzigkeit oder Milde.
Lewis und Jesamine, Brett und Rose versammelten
sich auf der Brücke der Verwüstung und betrachteten
auf dem Hauptmonitor die angreifende Flotte, die
jetzt hinter ihren Tarnschirmen zum Vorschein kam.
Es waren Sternenkreuzer ohne Zahl, und ständig fielen noch mehr aus dem Hyperraum.
»Das ist aber eine verdammt große Flotte«, fand
Brett.
»Und wir sind gefährlich geschwächt«, ergänzte
Schwejksam. »Alle unsere Schiffe wurden beschä
digt, und wir haben zahlreiche Crewmitglieder verloren. Vorläufig haben wir zwar die wichtigsten
Kampfstationen besetzt, aber niemand weiß, wie lange es dabei bleibt, sobald die Schlacht begonnen hat.
Hoffentlich weiß die Gegenseite das nicht. Die Schiffe von Nebelwelt und Virimonde sind ungeschoren
davongekommen, aber ich weiß nicht, wie gut sie
sich gegen imperiale Sternenkreuzer halten werden.
Falls Ihr irgendwelche Asse aus dem Ärmel ziehen
könnt, die Ihr dem Labyrinth verdankt, Todtsteltzer,
dann wäre jetzt ein richtig guter Zeitpunkt dafür!«
»Ich fürchte, damit
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