Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
solche Augen
schon gesehen. Kalte, verrückte Killeraugen.
Es schien gar nicht so lange her, dass er Kit Sommer-Eiland umgebracht hatte, auch unter dem Namen
Kid Death bekannt.
»DeLangford«, sagte Dominik grimmig. »Irgendwie hat er die Lektronen manipulieren können. Er hat
sämtliche Overrides aktiviert und dazu Codes benutzt, von deren Existenz er nicht mal hätte wissen
dürfen. Wir können nichts tun.«
»Er wollte hierhergebracht werden«, sagte Ruhmhild. »Er hat die anderen auch nicht aus Mitmenschlichkeit freigesetzt. Er plant etwas. Etwas
Furchtbares.«
»Ruft die Wachen!«, empfahl Owen. »Wie viele
sind hier stationiert?«
Ruhmhild und Dominik sahen ihn an. »Wir haben
hier keine Wachen«, stellte Dominik fest. »Nur die
Lektronen. Gewöhnlich brauchen wir nicht mehr.
Wir sind schließlich auf einem Mond. Wohin sollte
sich ein Flüchtiger wenden? Aber deLangford ist gar
nicht an Flucht interessiert. Er möchte hier Kunst
veranstalten. Mordkunst. Er hat allerdings auf etwas
gewartet, das uns herlockte. Denn er möchte ja ein
Publikum haben.«
»Ihr meint, er hat die übrigen Gefangenen freigesetzt, damit sie ihm dabei zusehen können, wie er
Euch umbringt?«, fragte Owen.
»Nein«, entgegnete Ruhmhild. »Er denkt in größeren Begriffen. Er wird die Gefangenen zum eigenen
Vergnügen umbringen. Das würde zu ihm passen.
Und wir dürfen ihm dabei zusehen.«
»Außer, dass wir das nicht hinnehmen dürfen«,
erklärte Dominik.
»Warum nicht?«, fragte Owen. »Ihr habt doch
selbst gesagt, die Gefangenen hier wären die Allerschlimmsten.«
Dominik starrte ihn an und zeigte offen, wie
schockiert er war. »Sie sind hier, um geheilt zu werden und ein neues Leben zu erhalten! Sie sollen doch
nicht bestraft, gar hingerichtet werden! Das wäre...
unmenschlich. Wir töten nur, wenn es sein muss.«
»Vielleicht wird es ja nötig«, wandte Ruhmhild
ein, deren rosa Hände gewandt über die Steuertastatur flogen. »DeLangford hat alle nichttödlichen Sicherheitsvorkehrungen abgeschaltet. Auf keinen Fall
kann er ohne Hilfe in diese Lektronen eingedrungen
sein. Er muss jemanden mitgebracht haben. Eigentlich hätte er bei seiner Ankunft hier innerlich und
äußerlich gründlich durchsucht werden müssen, aber
sein Kult hat überall Leute sitzen. Die Lektronen
werden sich nicht rechtzeitig selbst reparieren, Dom.
Wir müssen diese Sache aus eigener Kraft stoppen.«
»Bestimmt wenden sie sich zum Entladehangar«,
sagte Dominik. »Dort bietet sich der einzige Weg
fort von diesem Mond. Im Moment liegt kein Schiff
im Dock, aber das wissen sie ja nicht. Wir können sie
im Hangar einschließen, ein paar ausschalten, um
den Rest zu beruhigen, und sie dann dort festhalten,
bis die Lektronen wieder online sind.«
»Zu simpel«, fand Ruhmhild. »DeLangford wird
sich dagegen abgesichert haben. Er hatte reichlich
Zeit, um diese Sache zu planen. Seine Morde sind
von jeher Kunstwerke.«
»Aber er weiß nichts von mir«, wandte Owen ein.
»Dafür wird er keinerlei Vorkehrung getroffen haben. Gestattet mir, Euch zu helfen. Bitte, ich möchte
Euch helfen!«
Dominik und Ruhmhild musterten ihn und blickten sich dann gegenseitig an. »Wir brauchen ihn«,
gab Dominik zu bedenken. »Und er wirkt recht vernünftig ...«
»Aber unsere Befehle ...«
»Erwähnen keinen Gefangenenausbruch! Die Rettung von Menschenleben kommt an erster Stelle.«
»Natürlich tut sie das, Verteidiger.« Ruhmhild
drückte eine Taste am Handgelenk, und die Energiefesseln um Owens Handgelenke gingen aus.
Owen lächelte. Er hätte sich jederzeit befreien
können, aber er wollte, dass sie ihm vertrauten. Er
betrachtete die Bilder auf den Wandmonitoren, wo
schreiende Menschen durch die schlichten Stahlflure
rannten. Es waren eine Menge Leute, aber sie erweckten nicht den Anschein, als würden sie ihn unbewaffnet vor allzu große Probleme stellen. Außer ...
dass alle Gefangenen irre Gesichter schnitten. Owen
wies daraufhin, und Dominik nickte grimmig.
»DeLangford hat sie alle mit dem Killerkitzelkult
infiziert«, sagte Ruhmhild. »Sie gehören ihm jetzt.
Sie leben nur noch dafür, für ihn und seine Kunst zu
töten. Möglicherweise müssen wir sie letztlich alle
umbringen, weil sie sich nie ergeben werden. Das
können sie gar nicht.«
Sie sprach ein Wort aus, das Owen nicht verstand,
und auf einmal kräuselte sich die Luft rings um
Ruhmhild Chojiro, und sie verschwand und machte
einer neuen Gestalt Platz. Diese war etwa
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