Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
beunruhigt wegen der Erregtheit des Mannes.
»Von unserer Position aus können wir Gestalten erkennen, die sich durch den Wald nach Westen begeben.«
Lyam erhob sich und sah die Fremden am Rande des Waldes. Nach einer Weile, während der Pug dem Kaiser den Wortwechsel übersetzte, sagte Lyam: »Das müssen die Zwerge und die Elben sein.« Er wandte sich an Ichindar. »Ich habe der Elbenkönigin und den Kriegsführern der Zwerge vom Frieden berichtet. Sie müssen sich jetzt nähern.«
Der Kaiser trat neben Lyam und musterte den Wald. »Warum bleiben sie zwischen den Bäumen stehen? Warum versuchen sie, sich zu verbergen?«
Lyam wandte sich an den Reiter. »Reiter, bitte diejenigen zwischen den Bäumen, sich zu uns zu gesellen.«
Der Posten gehorchte. Als er den halben Weg zum Wald zurückgelegt hatte, erhob sich ein Schrei von den Bäumen, und grüngewandete Elben und Zwerge in Rüstungen stürzten vorwärts.
Schlachtrufe und Schreie erfüllten die Luft. Verwirrt schaute Ichindar auf die herbeistürzenden Gestalten. Einige seiner Begleiter zogen die Waffen. Ein Soldat aus den Reihen der Tsuranis eilte zum Pavillon und rief: »Majestät, man hat uns hintergangen! Das ist eine Falle!«
Jeder einzelne Tsurani zog sich mit gezogener Waffe zurück. Ichindar schrie: »Handelt Ihr so um Frieden? Sprecht Ihr von Frieden, während Ihr den Verrat plant?«
Lyam verstand seine Worte nicht, aber der Ton ließ ihm die Bedeutung klar werden. Er packte Pugs Arm. »Sag ihm, ich weiß nichts davon!«
Pug versuchte, seine Stimme über den Aufruhr im Pavillon zu erheben, aber die Tsurani-Edlen wichen zurück. Sie umringten dabei das Licht des Himmels, während Soldaten aus den Reihen der Tsuranis herbeieilten, um Ichindar zu beschützen.
Lyam rief: »Zurück! Zurück zu unseren eigenen Reihen!«, als sich die Tsurani-Soldaten näherten. Schnell bestiegen die Männer aus Midkemia ihre Pferde.
Pug hörte Ichindars Stimme über dem Lärm: »Verräter, nun zeigt Ihr Eure wahre Natur. Niemals wird Tsuranuanni mit jenen handeln, die ohne Ehre sind. Wir werden Euer Königreich zu Staub zermalmen!«
Kampflärm brach los, als die Elben und Zwerge mit den Tsurani-Soldaten zusammenstießen.
Lyam und die anderen rasten zu ihren eigenen Soldaten zurück, die nur darauf warteten, sich in den Kampf zu stürzen. Als Lyam sein Pferd zügelte, sagte Lord Brucal: »Sollen wir vorrücken, Hoheit?«
Lyam schüttelte den Kopf. »Ich will nicht an einem Verrat beteiligt sein.«
Er betrachtete das Bild vor sich. Die Elben und Zwerge drängten die Tsuranis zurück zur Spaltmaschine. Der Kaiser und seine Garde wichen dem Kampf aus und versuchten, die tausend Mann der Ehrengarde zwischen den Angreifern und sich selbst zu halten. Man konnte Läufer sehen, die durch den Spalt verschwanden.
Einen Augenblick später brachen Tsurani-Soldaten aus dem Spalt hervor. Sie stürzten vorwärts, um ihre Angreifer zu bekämpfen. Die Tsuranis hielten dem Angriff stand und versuchten dann sogar, die Elben und Zwerge zurückzudrängen.
Arutha ritt neben Lyam. »Lyam! Wir müssen angreifen. Schon bald werden die Elben überwältigt werden. Auf der anderen Seite des Spaltes warten zehntausend weitere Tsuranis. Sie sind nur einen Schritt entfernt. Wenn du wirklich hoffst, diesen blutigen Krieg zu beenden, dann müssen wir diese Maschine in unsere Hand bekommen.«
Pug trieb sein eigenes Pferd auf die andere Seite von Lyams Tier. »Lyam!« rief er. »Du mußt tun, was Arutha sagt.«
Noch immer zweifelte der junge Thronerbe. Pugs Stimme wurde noch lauter. »Versteh doch: Neun Jahre lang habt ihr euch nur einem Teil der Macht innerhalb des Kaiserreiches gegenüber gesehen, nur den Soldaten gegenüber, die zu den Clans der Kriegspartei gehören. Bisher hattet ihr viele verborgene Verbündete, die einen Ausfall gegen das Königreich abgeblockt haben. Aber dieser Verrat hat jetzt den einzigen Mann verärgert, der Gehorsam von allen Clans des Kaiserreichs verlangen kann. Ichindar kann jedem einzelnen Clan von Tsuranuanni befehlen, gegen das Königreich in den Krieg zu ziehen!
Nie haben euch an allen Fronten mehr als dreißigtausend Krieger gegenübergestanden. Bis morgen können diese dreißigtausend wieder in diesem Tal sein. In einer Woche noch einmal doppelt so viele. Lyam, du hast keine Ahnung, wie groß seine Macht ist. Innerhalb eines Jahres kann er eine Million Männer und eintausend Magier gegen uns senden! Du mußt handeln!«
Lyam saß steif auf seinem Pferd,
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