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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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formen, aber zunächst so schwach, daß sie nicht verständlich waren. Doch plötzlich wurde seine Stimme laut und deutlich.
    »Da ist – etwas, eine – Wesenheit. Ich sehe eine Stadt, ein mächtiges Bollwerk mit Türmen und Mauern. Auf der Brustwehr stehen stolze Männer, bereit, die Stadt mit ihrem Leben zu verteidigen. Nun – wird sie belagert – jetzt eingenommen. Ihre Türme brennen lichterloh. Eine Stadt, die gemeuchelt wird. Eine wilde Horde stürmt durch die Straßen, als sie fällt. Die Verteidiger werden arg bedrängt und ziehen sich auf eine Burg zurück. Jene, die schänden und brandschatzen – sind keine Menschen. Ich sehe Brüder des Düsteren Pfades und ihre Kobolddiener. Sie streifen durch die Straßen mit bluttriefende Waffen. Ich sehe, wie ungewöhnliche Sturmleitern an die Burgmauern gelehnt werden, und ich sehe Brücken der Schwärze. Nun brennt alles – überall Flammen… Es ist vorbei.«
    Eine kurze Weile schwieg Rogen, dann fuhr er fort: »Ich sehe Heerscharen auf einer Ebene, über ihnen flattern fremdartige Banner.
    Schwarzgerüstete Gestalten sitzen schweigend auf Pferden. Ihre Schilde und Röcke weisen seltsame Wappen auf. Über ihnen erhebt sich ein Moredhel…« Tränen brannten in den toten Augen des Greises. »Er ist – schön… Er ist – böse. Er trägt das Zeichen des Drachen. Er steht auf einer Hügelkuppe, und unter ihm marschieren die Armeen vorbei und schmettern Kampflieder. Bedauernswerte menschliche Sklaven ziehen schwere Kampfmaschinen.«
    Wieder machte Rogen eine kurze Pause. »Ich sehe eine andere Stadt, doch verschwommen und schwankend, da ihre Zukunft weniger sicher ist. In ihre Mauern sind Breschen geschlagen, und ihre Straßen sind rot von Blut. Die Sonne versteckt ihr Antlitz hinter grauen Wolken – und die Stadt schreit ihre Qual hinaus. Endlose Reihen von aneinandergeketteten Männern und Frauen werden von Kreaturen, die sie verspotten und mit Peitschen schlagen, zu einem großen Platz getrieben, wo der Eroberer wartet. Ein Thron ist auf einer Erhebung errichtet – auf einem Berg von Leichen. Auf dem Thron sitzt – der Schöne, der Böse. Neben ihm steht ein Schwarzvermummter. Hinter beiden ist etwas – anderes… Ich kann es nicht sehen, aber es ist da, es existiert, es ist – finster… Es ist nicht stofflich, nicht wirklich dort, aber – es ist doch dort. Es berührt den auf dem Thron.« Rogens Finger verkrampften sich um Dominics Hände. »Wartet…« Er zögerte. Seine Hände fingen zu zittern an.
    Verstört, fast schluchzend rief er: »O ihr Götter, habt Erbarmen. Es kann mich sehen! Es kann mich sehen !« Die Lippen des Greises bebten, während Gamina an seinen Schultern zerrte, sich mit furchterfüllten Augen und angstverzerrtem Gesicht an ihn schmiegte.
    Plötzlich öffneten Rogens Lippen sich zu einem schrecklichen Ächzen, einem Laut tiefster Qual und Verzweiflung, und er erstarrte.
    Ohne Vorwarnung überfiel brennender, unerträglicher Schmerz alle, die im Saal saßen. Gamina schrie lautlos.
    Gardan preßte die Hände an die Schläfen und verlor fast die Besinnung durch den weißglühenden Blitz sengender Qual.
    Dominics Gesicht war aschgrau, und er taumelte unter dem entsetzlichen Schrei zurück, als hätte ihn ein Keulenschlag getroffen.
    Kasumi schloß die Lider über den sich verdrehenden Augen, als er sich mühte aufzustehen. Kulgans Pfeife entglitt den schlaffen Lippen, während er die Hände an den Kopf drückte. Pug taumelte auf die Füße. Er benutzte alle magische Kraft, über die er verfügte, um eine Art geistigen Schirm gegen die Schmerzen in seinem Kopf zu errichten, und verdrängte die Schwärze, die ihn zu übermannen drohte. Er versuchte das Mädchen zu erreichen. »Gamina!« krächzte er.
    Doch das Mädchen beendete nicht das lautlose Schreien.
    Verzweifelt zerrte es am roten Gewand des Greises – ein sinnloses Unterfangen –, als könnte es ihn von dem ihn bedrohenden Grauen zurückholen. Ihre großen Augen wirkten noch riesiger, und ihre lautlose Hysterie trieb sie alle fast in den Wahnsinn. Pug faßte sie an der Schulter. Gamina achtete nicht darauf, sondern schrie weiter in ihrer Angst um Rogen. Mit all seiner Kraft gelang es Pug, das Entsetzen und den Schmerz in des Mädchens gesendeten Gedanken zu verdrängen.
    Gardans Kopf sackte auf den Tisch, ebenso wie Kasumis, Kulgan kämpfte sich hoch, doch dann fiel er kraftlos auf seinen Stuhl zurück.
    Außer Pug und Gamina war nun nur noch Dominic bei Bewußtsein.
    Etwas

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