Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
verschwamm alles. Ihm war, als befände er sich in einer Gegend mit widerspiegelnder Oberfläche, nein, in einem wirbelnden Spiegelsaal, und jeder Spiegel zeigte ihm ein anderes Ich. In einem sah er sich als der Küchenjunge von Crydee; in einem anderen als Kulgans Schüler; in einem dritten war er der neugebackene Junker; im vierten ein Sklave im Sumpflager der Shinzawai. Doch in den Spiegelungen hinter den Spiegelungen, den Spiegeln in den Spiegeln, in ihnen allen sah er etwas Neues.
Hinter dem Küchenjungen sah er einen Mann, einen Diener, doch bestand kein Zweifel, wer dieser Mann war: Pug ohne Magie, ohne Ausbildung, zum Erwachsenen als einfacher Angehöriger des Burggesindes geworden. Hinter dem Bild des Junkers sah er einen Edlen des Königreichs, mit Prinzessin Carline als seine Frau in den Armen. In seinem Kopf drehte es sich. Verzweifelt suchte er etwas.
Er betrachtete eindringlich das Bild von Kulgans Schüler. Hinter ihm stand ein erwachsener Jünger des Niedrigeren Pfades. Mit aller Kraft seines Geistes suchte Pug nach dem Ursprung dieses Spiegelbilds eines Spiegelbilds, dem Pug, der zum Meister der Niedrigeren Magie geworden war. Dann entdeckte er diesen Ursprung: Eine mögliche Zukunft, die sich nicht verwirklicht hatte, da eine Laune des Schicksals sein Leben von dieser Möglichkeit abgelenkt hatte. Doch in dieser anderen, nicht eingetroffenen Wahrscheinlichkeit fand er, was er suchte. Er fand einen Ausweg. Plötzlich verstand er. Ein Weg öffnete sich ihm, und sein Geist floh diesen Pfad entlang.
Er öffnete die Augen und blickte am rotvermummten Kopf des Foltermeisters vorbei. Meecham stöhnte, wieder voll bei Bewußtsein, während Dominics Geist noch von seinem Körper getrennt zu sein schien.
Pug benutzte eine besondere Geistesgabe, um die Wunden nicht mehr zu spüren, die man seinem Körper geschlagen hatte Mit einem Mal stand er schmerzfrei da und griff mit dem Geist nach dem schwarzgewandeten Ergoran. Der Erhabene des Reiches schwankte, als Pugs Blick sich mit seinem maß. Zum ersten Mal überhaupt benutzte ein Magier des Erhabenen Pfades eine Begabung jener des Niedrigeren Pfades, und Pug zwang Ergoran zum Willenskampf.
Mit geisterschütternder Kraft überwältigte Pug den Magier und betäubte ihn. Der Schwarzgewandete begann zusammenzusacken, bis Pug die Kontrolle über seinen Körper übernahm. Die eigenen Augen schließend, sah Pug nun durch Ergorans. Er paßte seine Sinne an und hatte jetzt absolute Gewalt über den tsuranischen Erhabenen.
Ergorans Hand schoß vorwärts. Funken sprangen von seinen Fingern und trafen den Foltermeister am Rücken. Rote und purpurne Kraftlinien tanzten über des Mannes Körper, als er sich krümmte und schrie. Und dann hüpfte der Foltermeister durch die Kammer, wie die Puppe eines wahnsinnigen Puppenspielers, mit ruckhaften Bewegungen, seine Qual hinausbrüllend.
Der Kriegsherr stand wie gelähmt, dann schrie er: »Ergoran! Seid Ihr des Wahnsinns?« Er packte den Magier am Gewand, gerade als der Foltermeister gegen die Wand prallte und auf den Steinboden sackte. In dem Augenblick, da der Kriegsherr den Magier berührte, hörten die schmerzhaften Kräfte auf, den Foltermeister zu quälen, und sprangen statt dessen auf den Kriegsherrn über. Axantucar wand sich unter diesem Angriff und stürzte.
Der Foltermeister kam mühsam auf die Beine, schüttelte die Benommenheit ab und taumelte auf die Gefangenen zu. Er nahm ein schmales Messer vom Tisch und näherte sich Pug, denn er ahnte, daß dieser ehemalige Erhabene hinter diesem Spuk steckte. Doch ehe er ihn erreichte, griff Meecham nach seinen Ketten und zog sich daran hoch, dann schnellte er die Beine vor und legte sie um des Foltermeisters Hals. Mit aller Kraft drückte er zu. Der Foltermeister hieb mit dem Messer nach Meechams Beinen und schlug immer wieder damit zu, doch Meecham preßte die Beine noch fester zusammen. Verzweifelt wehrte der Foltermeister sich mit der Klinge, bis Meechams Beine von seinem eigenen Blut überströmt waren.
Glücklicherweise konnte der Foltermeister ihm mit dem kleinen Messer keine tiefen Wunden zufügen. Plötzlich stieß Meecham einen Schrei aus und zerquetschte des Mannes Gurgel. Als der Foltermeister zusammenbrach, war auch Meecham mit seiner Kraft am Ende. Er ließ sich fallen, und nur die Ketten hielten ihn noch aufrecht. Er lächelte Pug schwach zu.
Pug beendete die magische Zauberkraft. Der Kriegsherr löste sich von Ergoran und stürzte rücklings. Pug befahl
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