Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
auf.
Jimmy bückte sich danach und löste ein Goldkettchen, an dem ein schwarzer Greifvogel hing. Er betrachtete den Anhänger eingehend, dann steckte er ihn in seinen Kittel. Nach kurzem Umsehen entdeckte er ein Versteck für die Leichen, wo sie zumindest nicht beim ersten Blick gesehen würden. Er riß Jack vom Bolzen und somit der Kiste, und zerrte ihn mit dem anderen in eine von Kisten gebildete Nische, dann hob er schwere Säcke davor und darüber, und schließlich drehte er die beschädigten Kisten so, daß die geborstenen Seiten nicht zu sehen waren. Auf diese Weise mochten Tage vergehen, ehe die Toten entdeckt wurden. Erschöpfung und die schmerzende Seite mißachtend, vergewisserte Jimmy sich, daß er unbemerkt geblieben war, bevor er in die neblige Dunkelheit tauchte.
Verschwörungen
Arutha griff heftig an.
Mit lauten Zurufen spornte Laurie Gardan an, als der Fürst seinen Partner im Übungskampf zurückdrängte. Gern hatte der Sänger die Ehre des ersten Kampfes heute Gardan überlassen, denn während der Reise von Salador nach Krondor hatte er jeden Morgen die Klinge mit Arutha gemessen. Obwohl die Übungskämpfe seine Geschicklichkeit wieder verbessert hatten, war er es doch überdrüssig geworden, ständig gegen den behenden Fürsten zu verlieren. Heute morgen würde er wenigstens jemanden haben, der seine Gefühle mit ihm teilte. Aber der alte Recke war noch nicht besiegt, und plötzlich bedrängte Gardan Arutha und trieb ihn zurück.
Laurie schrie begeistert, als ihm klar wurde, daß der Hauptmann den Fürsten bisher mit Absicht in Sicherheit gewiegt hatte. Doch nach einer heftigen Folge von Hieben und Stichen ging der Fürst wieder zum Angriff über, und Gardan rief: »Haltet an!«
Grinsend wich Gardan zurück. »In meinem ganzen Leben gab es nur drei Männer, die mich im Fechten besiegen konnten, Hoheit: Schwertmeister Fannon, Euer Vater, und nun Ihr.«
»Ein würdiges Trio«, sagte Laurie. Arutha wollte ihm gerade einen Übungskampf vorschlagen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung bemerkte.
In einer Ecke des Übungsplatzes wuchs ein mächtiger Baum.
Seine Aste hingen über die Mauer, die den Schloßhof von einer Gasse und der Straße dahinter abtrennte. Etwas rührte sich zwischen den Zweigen. Arutha machte ein Zeichen. Ein Palastwächter, der durch des Fürsten Blick darauf aufmerksam geworden war, ging bereits auf den Baum zu.
Plötzlich sprang jemand von den Ästen und landete leichtfüßig auf dem Boden. Arutha, Gardan und Laurie standen abwartend mit der Klinge in der Hand. Der Wächter nahm den Jungen, denn als solcher war der Eindringling nun deutlich zu erkennen, am Arm und führte ihn zum Fürsten.
Als sie näher kamen, blinzelte Arutha. »Jimmy?«
Jimmy verbeugte sich, wobei ihn der Schmerz in seiner Seite jedoch zusammenzucken ließ. Er hatte die Wunde am Morgen selbst und nicht sonderlich geschickt verbunden. Gardan fragte: »Ihr kennt diesen Jungen, Hoheit?«
Arutha nickte. »Ja. Er ist zwar ganz offensichtlich ein Stück gewachsen und auch etwas älter, aber doch unverkennbar. Er ist Jimmy, genannt die Hand, und bereits Legende unter den Dieben und Einbrechern dieser Stadt. Er war es, der Anita und mir bei der Flucht aus der Stadt geholfen hat.«
Laurie musterte den Jungen, dann lachte er. »Ich habe ihn nie deutlich gesehen, denn es war dunkel im Lagerhaus, als Kasumi und ich von den Spöttern aus Krondor gebracht wurden. Aber bei meinen Zähnen, es ist derselbe Junge. ›Mutter gibt eine Gesellschaft.‹«
Jimmy grinste. »›Und alle werden eine schöne Zeit verbringen‹«
»So kennt ihr euch also ebenfalls?«
»Als Kasumi und ich die Friedensbotschaft des tsuranischen Kaisers an König Rodric überbringen sollten – ich erzählte davon –, führte ein Junge uns aus einem Lagerhaus zum Stadttor und lenkte die Stadtwache ab, während wir aus Krondor flohen. Das war dieser Junge hier, nur konnte ich mich nicht an seinen Namen erinnern.«
Arutha steckte die Klinge ein, genau wie die anderen. »Nun, Jimmy, ich freue mich zwar, dich wiederzusehen, aber daß du einfach über die Mauer in mein Schloß kletterst, ist eine andere Sache.«
Jimmy zuckte die Schulter. »Ich hielt es für möglich, daß Ihr bereit wäret, einen alten Bekannten zu empfangen, Hoheit, doch bezweifelte ich, daß ich den Hauptmann der Wache dazu veranlassen könnte, mein Gesuch an Euch weiterzuleiten.«
Gardan lächelte über diese kecke Antwort und bedeutete dem Gardisten den Arm des
Weitere Kostenlose Bücher