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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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anderen hindurch laut klang: »Wenn ihr eine Frage hättet, die ihr nur einmal stellen könntet, wohin würdet ihr gehen?«
    Tully blinzelte. »Ein Rätsel?« Kulgans buschige graue Brauen zogen sich über der Nase zusammen, und seine Miene verriet, daß er keineswegs zu irgendwelchen geschmacklosen Scherzen griff. »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Tully. »Laß mich überlegen…« Die Furchen vertieften sich in des Priesters Greisengesicht in seiner Anstrengung. Dann blickte er wie in plötzlicher Erleuchtung auf.
    »Sarth!«
    Kulgan stupste ihm einen Finger in die Brust. »Richtig, Sarth!«
    Arutha hatte ihnen zugehört. »Weshalb Sarth?« erkundigte er sich.
    »Es ist eine der unbedeutendsten Hafenstädte des Fürstentums.«
    »Weil sich dort in der Nähe ein ishapisches Kloster befindet, das mehr Wissen und Weisheit beherbergt als jeglicher andere Ort des Königreichs.«
    »Und«, fügte Kulgan hinzu, »wenn es überhaupt einen Ort im Königreich gibt, wo wir erfahren können, was Silberdorn genau ist und wie ihm beizukommen ist, dann ist es das Kloster.«
    Arutha blickte hilflos auf Anita. »Aber Sarth… Kein Reiter könnte in weniger als einer Woche dorthin gelangen und zurückkehren, und…«
    Pug trat näher ans Bett. »Ich kann vielleicht helfen.« Plötzlich sagte er gebieterisch: »Verlaßt alle das Gemach, ihr alle, mit Ausnahme der Priester Nathan, Tully und Julian.« Dann wandte er sich an Laurie. »Lauf in meine Gemächer, und laß dir von Katala mein großes, in rotes Leder gebundenes Buch geben. Bring es mir sofort.«
    Ohne ein Wort rannte Laurie los, während die anderen das Gemach verließen. Leise sagte Pug zu den Priestern: »Könnt ihr die Zeit für sie verzögern, ohne daß es ihr schadet?«
    »Ich kann es«, versicherte Nathan. »Das habe ich auch bei dem düsteren Bruder getan, ehe er starb. Aber wir können auf diese Weise nur ein paar Stunden gewinnen.« Er blickte hinab auf Anita, deren Gesicht bereits einen kalten, bläulichen Ton angenommen hatte. Er berührte behutsam ihre Stirn. »Sie fühlt sich bereits kalt an. Ihr Leben schwindet schnell. Wir müssen uns beeilen.«
    Hastig zeichneten die drei Priester das Pentagramm und entzündeten die Kerzen. In wenigen Minuten hatten sie alles vorbereitet und bald darauf das Ritual getätigt. Die Prinzessin schlief nun offenbar in einem Bett, das von einem – nur von der Seite sichtbaren – rosigen Glühen umgeben war. Pug führte die Priester aus dem Raum und bat, ihm Siegelwachs zu bringen. Martin erteilte den Befehl, und ein Page eilte davon, um es zu holen. Dann nahm Pug das Buch, das Laurie inzwischen gebracht hatte. Er kehrte damit in das Gemach zurück und las laut daraus, während er hin und her ging. Als er geendet hatte, öffnete er die Tür, trat auf den Korridor und sagte eine Reihe von Zaubersprüchen auf.
    Schließlich gab er Siegelwachs auf die Wand neben der Tür. Nun klappte er das Buch zu. »Es ist vollbracht!«
    Tully wollte auf die Tür zugehen, doch Pug hielt ihn zurück.
    »Tretet nicht über die Schwelle!« Der greise Priester blickte ihn fragend an.
    Kulgan schüttelte den Kopf. »Siehst du denn nicht, was der Junge getan hat, Tully?« Unwillkürlich mußte Pug lächeln. Selbst wenn er einmal einen langen weißen Bart haben würde, bliebe er für Kulgan doch ein Junge. »Schau auf die Kerzen!«
    Nun blickten alle durch die Tür, und sie verstanden, was der wohlbeleibte Magier meinte. Die Kerzen in den Zacken des Pentagramms brannten, obgleich das im Tageslicht schwer zu erkennen war. Aber wenn man genau hinschaute, bemerkte man, daß die Flammen wie erstarrt wirkten.
    Pug erklärte: »Die Zeit vergeht in diesem Gemach so langsam, daß es unmerklich ist. Die Mauern des Schlosses würden zu Staub zerfallen, ehe die Kerzen auch nur um ein Zehntel ihrer Länge niedergebrannt wären. Versuchte jemand über die Schwelle zu treten, wäre er gefangen wie eine Fliege in Bernstein. Es wäre der sichere Tod für ihn. Doch Vater Nathans Zauber verhindert die Folgen der Zeit innerhalb des Pentagramms und schützt die Prinzessin.«
    »Wie lange wird dieser Zauber wirken?« fragte Kulgan voll Ehrfurcht vor seinem ehemaligen Schüler.
    »Bis das Siegel gebrochen wird.«
    Der erste Hoffnungsschimmer flog über Aruthas Gesicht. »Sie wird am Leben bleiben?«
    »Sie lebt jetzt«, antwortete Pug. »Arutha, sie lebt zwischen den Augenblicken und wird so bleiben – für immer jung, bis der Zauber aufgehoben wird. Doch dann wird die

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