Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Geoffrey, Caradaocs Sohn, eines Mönches des Silban-Klosters, westlich von Yabon – das Kloster, in dem Euer Bruder Martin aufwuchs, allerdings einige hundert Jahre später.
Geoffrey war Pflanzenkundiger und verbrachte seine freie Zeit damit, alles, was er über die heimische Pflanzenwelt wußte, niederzuschreiben. Hier fand ich einen Hinweis, der Euch interessieren dürfte. Ich lese es Euch vor: Die Pflanze, die von den Elben Ellebeere genannt wird, ist den Bergmenschen als Funkeldorn bekannt. Wenn richtig angewandt, soll sie Zauberkräfte haben.
Allerdings ist die richtige Weise der Destillierung des Pflanzenauszugs nicht allgemein bekannt, da dazu ein magisches Ritual vonnöten ist, das durchzuführen für normale Sterbliche unmöglich ist. Die Pflanze ist ungemein selten, und nur wenige haben sie heutzutage gesehen. Ich selbst bekam sie nie zu Gesicht, doch jene, die mir von dieser Pflanze berichten, sind zuverlässig, und sie sind sicher, daß es sie gibt .« Er klappte den Buchdeckel zu.
»Ist das alles?« fragte Arutha. »Ich hatte auf ein Gegenmittel gehofft, oder doch zumindest auf einen Hinweis, wie man ein solches finden könnte.«
»Aber es gibt doch einen Hinweis«, meinte der alte Mönch verschmitzt zwinkernd. »Geoffrey, der mehr noch ein Schwätzer als ein Pflanzenkundiger war, gab der Pflanze den Namen ›Ellebeere‹ – ganz offenbar eine ›Übersetzung‹ von aelebera , ein Elbenwort, das soviel wie ›Silberdorn‹ bedeutet. Wenn also irgend jemand sich mit dessen magischen Eigenschaften auskennt und wie dagegen anzukommen ist, dann die Zauberwirker von Elbenheim.«
Arutha schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Ich danke Euch, Bruder Anthony. Ich hatte gehofft, meine Suche erfolgreich hier beenden zu können, doch zumindest habt Ihr mich nicht aller Hoffnung beraubt.«
»Die Hoffnung gibt es immer, Arutha conDoin. Ich nehme an, daß der Abt in all der Aufregung nicht mehr dazu kam, Euch den Hauptgrund für all das hier nennen zu können.« Die Arme weit ausbreitend deutete er auf die Bücher in den Regalen. »Der Grund, weshalb wir all diese Werke sammeln, ist die Hoffnung. Es gibt viele Prophezeiungen und Zeichen, doch eine spricht von dem Ende von allem, was wir kennen. Sie sagt weiterhin, wenn die Mächte der Finsternis alles vernichtet haben, wird nur noch das übrig sein, ›was Sarth war‹. Sollte diese Prophezeiung sich je bewahrheiten, hoffen wir, daß die Saat des Wissens, die wir zusammentrugen, dem Menschen einst von Nutzen sein wird. Dieses Tages wegen sammeln wir alles – und hoffen, daß er nie kommen wird!«
»Ihr ward zu gütig, Bruder Anthony.«
»Man hilft, wo man kann.«
»Noch einmal, danke.« Arutha verließ das Gewölbe und stieg die Treppe hoch. Er ließ sich alles durch den Kopf gehen, was ihn beschäftigte, und überlegte, was zu tun sei, während er dem Hof zustrebte. Laurie hatte sich Jimmy und Martin angeschlossen, ebenso Bruder Dominic, der sich wieder erholt zu haben schien, obgleich er noch sehr bleich war.
Laurie rief dem Fürsten entgegen: »Gardan dürfte morgen wieder auf den Beinen sein.«
»Gut, denn wir werden Sarth im Morgengrauen verlassen.«
»Wie geht es weiter?« erkundigte sich Martin.
»Ich werde Gardan auf das erste Schiff, das von Sarth nach Krondor ausläuft, bringen, und wir reiten weiter.«
»Weiter – wohin?« fragte Laurie.
»Nach Elbenheim.«
Martin lächelte. »Ich freue mich, es wieder einmal besuchen zu können.«
Jimmy dagegen seufzte. Arutha blickte ihn an. »Was hast du denn?«
»Ich dachte gerade an Eure Hofköche und an knochige Pferderücken.«
»Nun, du brauchst dir keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Du wirst morgen mit Gardan nach Krondor zurückkehren.«
»Was? Damit mir der ganze Spaß entgeht?«
Kopfschüttelnd wandte Laurie sich an Martin. »Dieses Bürschchen hat einen seltsamen Sinn für Spaß!«
Jimmy wollte aufbegehren, als Dominic fragte: »Hoheit, dürfte ich mit Eurem Hauptmann reisen? Ich möchte nach Krondor.«
»Selbstverständlich, aber was ist mit Euren Pflichten hier?«
»Ein anderer wird mein Amt übernehmen, denn ich werde eine längere Zeit nicht fähig sein, diese Pflichten zu erfüllen, und wir können nicht warten. Es ist keine Schande oder Unehre; es ist einfach erforderlich.«
»Dann bin ich sicher, daß sich Jimmy und Gardan über Eure Begleitung freuen werden.«
»Wartet…«, begann Jimmy. Ohne auf den Jungen zu achten, fragte Arutha den Mönch: »Was führt Euch
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