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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Tage vergangen, dachte Arutha. Selbst wenn die Hilfe unterwegs war, nun würde sie unweigerlich zu spät kommen.
    Jimmy und Locklear warteten in der Nähe, bereit für ihre Kurierdienste. Jimmy betrachtete seinen Freund. Seit Bronwynns Tod kämpfte Locklear wie besessen. Er wich keinem Kampf aus und mißachtete oft den Befehl, als Kurier weiter hinten zu bleiben. Dreimal hatte Jimmy gesehen, wie sich der Junge in ein Gefecht stürzte, dem er aus dem Weg hätte gehen sollen. Seine Fechtkünste und seine Schnelligkeit waren dabei viel wert gewesen, und Locklear hatte überlebt, doch Jimmy war sich nicht sicher, wie lange Locklear das noch gelingen würde oder ob der Junker sich das überhaupt wünschte. Er hatte versucht, mit ihm über das Mädchen zu reden, doch der jüngere Junker war dem aus dem Weg gegangen. Jimmy hatte schon - noch ehe er sechzehn geworden war - zu viele Tote und zu viel Zerstörung gesehen. Vielen Dingen gegenüber war er abgestumpft. Selbst als er geglaubt hatte, Arutha oder Anita wären gestorben, hatte er sich nicht so tief in sich zurückgezogen. Jimmy machte sich Sorgen um seinen Freund und wünschte, er würde von solchen Dingen mehr verstehen.
    Guy schätzte die Stärke der Armee vor sich ab und meinte schließlich mit leiser Stimme: »Wir können sie an der Mauer nicht mehr aufhalten.«
    Arutha sagte: »Das habe ich auch schon gedacht.« In den vier Wochen seit Martins Aufbruch hatten sie die Stadt gehalten, und die Soldaten von Armengar hatten Dinge geleistet, die selbst Aruthas optimistischste Annahmen übertrafen. Sie hatten alles gegeben, doch auch die Reservetruppen waren inzwischen zermürbt. In der letzten Woche waren weitere tausend Soldaten gestorben oder kampfunfähig gemacht worden. Nunmehr waren die Verteidiger zu dünn gesät, um es mit der vollen Macht der Angreifer aufzunehmen, und die Sorgfalt, mit der Murmandamus jetzt vorging, ließ keinen Zweifel: Heute wollte er seine ganzen Kräfte in diesen letzten alles beendenden Angriff werfen. Guy nickte Amos zu. Der Seemann sagte zu Jimmy: »Unterrichte alle Kommandanten: Mit der dritten Stufe der Räumung soll begonnen werden.«
    Jimmy stupste Locklear an, der fast in Trance vor sich hinstarrte, und führte seinen Freund davon. Sie liefen über die Mauer und suchten die Kommandanten. Arutha sah, wie einige ausgewählte Soldaten von der Mauer stiegen, nachdem der Befehl die Runde gemacht hatte. Sie eilten die Stufen zum Hof hinter der Mauer hinunter und rannten auf die Zitadelle zu.
    Arutha fragte: »Wie habt Ihr die Gruppen zusammengestellt?«
    Guy antwortete: »Ein gesunder Kämpfer, zwei bewaffnete alte Männer oder Frauen, drei ältere Kinder und fünf kleine.« Innerhalb weniger Minuten würden Dutzende solcher Gruppen durch lange Tunnel flüchten, die von der großen Höhle unter der Stadt durch die Berge führten. Sie würden sich nach Süden voranarbeiten und in Yabon Zuflucht suchen. Man hoffte, auf diesem Weg könnten wenigstens einige der Kinder von Armengar überleben. Der jeweilige Soldat, der jede Gruppe anführte, hatte Befehl, die Kleinen zu beschützen oder sie eigenhändig zu töten, bevor sie in die Gefangenschaft der Moredhel gerieten.
    Langsam stieg die Sonne höher und nahm ungerührt von den Kämpfen unter ihr die gewohnte Bahn. Als sie den Zenit erreichte, war das Signal zum Angriff immer noch nicht erfolgt. Guy fragte sich laut: »Worauf warten sie?«
    Fast zwei volle Stunden später ertönten über die unbewegte Armee hinweg schwache dumpfe Schläge, die die Verteidiger kaum hören konnten. Die Schläge dauerten eine halbe Stunde an, dann erschollen entlang der gesamten Angriffsreihe die Trompeten. Hinter den Linien tauchten eigentümliche Figuren im hellen, blauen Himmel auf. Sie erschienen wie riesige schwarze Spinnen. Langsam und imposant bewegten sie sich durch das Heer. Schließlich ließen sie die Angriffsreihen hinter sich und kamen auf die Stadt zu. Während sie näher rückten, beobachtete Arutha sie eingehend. Fragende Rufe wurden überall auf der Mauer laut, und Guy fragte: »Götter, was ist das?«
    »Eine Art von Maschinen«, erklärte Arutha. »Bewegliche Belagerungstürme.« Es schienen riesige Kisten zu sein, drei oder viermal so groß wie die, die in der vergangenen Woche vor der Mauer eingesetzt worden waren. Sie rollten auf großen Rädern, allerdings konnte man nicht erkennen, was sie antrieb, denn weder Riesen, Sklaven oder Lasttiere waren zu sehen. Sie bewegten sich aus eigener

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