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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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frei. Das Licht war konzentriert, und alles über ihnen zog sich immer mehr zusammen. In der Mitte tauchte eine völlige Leere auf. Es schien so, als rauschten sie durch einen langen glitzernden, gestreiften Tunnel auf das dunkelste Loch zu, das nur vorstellbar war.
    »Das könnte sehr interessant werden«, bemerkte der Zauberer. »Ich weiß, Ihr werdet mich für komisch halten, doch ich finde es sehr erfrischend, daß wir nicht wissen, was als nächstes kommt. Ich meine, ich weiß, was wahrscheinlich passieren wird, aber ich habe es noch nie gesehen.«
    Pug sagte: »Es ist sehr schön, nur was ist es?«
    »Der Anfang, Pug.« Während sie sprachen, bewegten sie sich immer schneller und schneller auf die völlige Schwärze zu. Die Farben schmolzen jetzt zu einem reinen weißen Licht zusammen, das in den Augen schmerzte.
    »Seht nur hinter uns!« sagte Tomas.
    Dort, wo wirklicher Raum gewesen war, erstreckte sich jetzt das gleichmäßige Grau des Spaltraumes. Macros klatschte offensichtlich verzückt in die Hände.
    »Wunderschön! Es ist genauso, wie ich dachte. Wir werden dieser Falle entkommen, Freunde. Wir nähern uns jenem Ort, an dem Zeit keine Bedeutung hat. Paßt auf!«
    In einem letzten Aufbäumen erstaunlicher Erhabenheit brach alles um sie herum zusammen, als würde es in den Schlund dieses schwarzen Nichts gesaugt. »Pug, Ihr müßt unsere Bewegung zum Stehen bringen, ehe wir dort hineingezogen werden.« Pug Schloß die Augen und tat, worum man ihn gebeten hatte. Schneller und schneller wurden die letzten Reste dieses Universums von dem gigantischen Etwas vor ihnen verschlungen, bis das letzte Stäubchen, die letzte Spur eines Gegenstandes verschwunden war. Dann umklammerte Pug seinen Kopf und schrie vor Schmerz auf.
    Die Beine wollten unter ihm nachgeben, und Macros und Tomas eilten zu ihm und setzten ihn hin. Einen Augenblick später sagte er: »Mir geht es gut.« Seine Haut war aschfahl, und auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen. »Es war nur das Ende des Beschleunigungszaubers, als wir der Zeitfalle entkommen sind - das war schmerzhaft.«
    Macros sagte: »Tut mir leid. Das hätte ich auch ahnen können.« Und fast zu sich selbst fügte er hinzu: »Doch das, was wir wissen, hat im Hier und Jetzt nur wenig Wert.«
    Macros zeigte nach oben, wo es nichts anderes mehr gab als eine unermeßliche, völlige Dunkelheit. Sie schien sich in einer grenzenlosen, gekrümmten Linie zu erstrecken, die vom Auge kaum mehr zu erfassen war. Der Garten und die Ewige Stadt schwebten an ihrer Grenze.
    Macros sagte: »Faszinierend. Jetzt wissen wir, daß die Ewige Stadt außerhalb der eigentlichen Ordnung des Universums existiert.«
    »Was ist das?« fragte Tomas und zeigte auf das unvorstellbar schwarze Gestirn am Himmel.
    »Die Gesamtheit aller Universen, Tomas«, erwiderte der Zauberer. »Die Urmaterie, von der alles andere abstammt. Sie ist alles - abgesehen von dem Fleckchen Erde, auf dem wir selbst und die Ewige Stadt stehen. Dort draußen gibt es so viel, daß Größe und Entfernung keine Rolle spielen. Wir sind millionenmal weiter davon entfernt als Midkemia von seiner Sonne, doch seht nur, wie riesig es vor uns liegt und fast den halben Himmel verdeckt. Es ist verblüffend, wenn man darüber nachdenkt. Selbst das Licht kann von dort nicht entkommen, weil es noch nicht entstanden ist. Wir befinden uns vor aller Zeit, vor dem Ursprung. Wir sind die Zeugen des Anfangs. Ryath, sieh dir das an!« Der Drache erwachte aus seinem Dämmerzustand und räkelte sich. Er kam näher und stellte sich hinter die drei Menschen. Macros sagte: »Sei wachsam.«
    Alle wandten sich der völligen Dunkelheit zu und beobachteten sie. Einige Minuten lang geschah gar nichts. Da sich im Garten kein Lüftchen regte, herrschte vollkommene Stille. Die Beobachter waren sich ihres eigenen Seins bewußt und nahmen alles genau wahr, bis hin zum pochenden Rhythmus des Blutes, das in ihren Adern floß. Und außer dem Geräusch ihres eigenen Atems war nichts zu hören. Dann war der Ton da.
    Eine Freude erfüllte sie, ein tief reichendes Gefühl des Richtigen schlug wie eine Welle über ihnen zusammen, eine Schönheit, zu schrecklich, um sie zu verstehen. Ein einziger, makelloser Ton schien zu erklingen, man konnte ihn eher fühlen als hören. Farben, kräftiger als alles, was sie je gesehen hatten, tauchten vor ihnen auf, obwohl immer noch das schwarze Nichts über ihnen hing. Dieses unbeschreibliche Wunder und gleichfalls unbeschreiblicher Schrecken

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