Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
kümmern, Lord Martin. Die Königin wünscht Euch sofort zu sehen.«
Martin und Baru eilten die Treppe hinauf, die aus dem Stamm eines Baumes geschlagen war und in die Stadt der Elben führte. Über große Bögen, die auf starken Ästen ruhten, ging es weiter voran. Schließlich kamen sie zu der großen Plattform, die den Mittelpunkt von Elvandar und den Hof der Königin bildete.
Aglaranna saß still auf ihrem Thron, neben ihr saß ihr Erster Berater, Tathar. An den Rändern der Plattform saßen die Älteren Zauberwirker, der Rat der Königin. Der Thron neben ihr war leer. Für die meisten Menschen war das Gesicht der Königin ein Buch mit sieben Siegeln, doch Martin kannte die Elben gut, und er entdeckte eine gewisse Anspannung in Aglarannas Augen. Dennoch sah sie wunderschön und königlich aus, und ihr Lächeln strahlte wie ein Leuchtfeuer. »Seid willkommen, Lord Martin. Und willkommen, Baru von den Hadati.«
Beide Männer verbeugten sich; dann sagte die Königin: »Kommt, wir wollen uns unterhalten.« Sie erhob sich und führte sie, begleitet von Tathar, zu einem Gemach. Drinnen wandte sie sich um und bot den beiden Platz an. Wein und Essen wurde gebracht, doch niemand beachtete die Speisen. Martin sagte: »Etwas stimmt nicht.« Und das war keine Frage.
Aglaranna legte ihr Gesicht sorgenvoll in Falten. Martin hatte sie seit den Zeiten des Spaltkrieges nicht mehr so beunruhigt gesehen. »Tomas ist gegangen.«
Martin blinzelte. »Wohin?«
Tathar antwortete. »Wir wissen es nicht. Er ist einfach des Nachts verschwunden, wenige Tage nach dem Mittsommerfest. Er wandert gelegentlich allein durch die Gegend, doch nie länger als einen Tag. Als er nach zwei Tagen nicht zurückgekehrt war, haben wir die Fährtenleser losgeschickt. Es gab keine Spuren, die aus Elvandar herausführen, was uns nicht überrascht hat. Er hat andere Möglichkeiten des Reisens. Aber auf einer Lichtung im Norden haben wir seine Fußabdrücke gefunden. Und es gab Spuren von einem zweiten Mann, Abdrücke von Sandalen.«
Martin meinte: »Tomas hat sich mit jemandem getroffen und ist nicht zurückgekehrt.«
»Aber es gab auch noch eine dritte Fährte«, sagte die Elbenkönigin. »Und zwar die eines Drachen. Wieder fliegt der Valheru auf dem Rücken eines Drachen.«
»Ihr fürchtet, der Wahnsinn sei zurückgekommen?«
»Nein«, entgegnete Tathar sofort. »Tomas hat sich davon befreit, und er ist stärker, als er selbst weiß. Nein, was uns Sorge bereitet, ist die Art seines Aufbruchs ohne ein Wort. Wir fürchten die Gegenwart eines anderen.«
Martin sah ihn mit großen Augen an. »Die Sandalen.«
»Ihr wißt, welche Macht notwendig ist, um unseren Wald unbemerkt zu betreten. Bislang hat das nur ein einziger Mann geschafft: Macros der Schwarze.«
Martin sann darüber nach. »Vielleicht ist er nicht der einzige. Ich habe gehört, Pug sei auf die Welt der Tsurani gereist, wo er etwas über Murmandamus in Erfahrung bringen wollte, und über jemanden, der dort der Feind genannt wird. Womöglich ist er zurückgekehrt.«
»Welcher Meister der Zauberei es war, ist von geringer Bedeutung«, sagte Tathar.
Als nächster ergriff Baru das Wort. »Jedoch ist es von einiger Bedeutung, wenn zwei Männer mit solchen Fähigkeiten in einer Zeit, in der es im Norden wieder Ärger zu geben scheint, zu einer geheimnisvollen Mission aufbrechen.«
Aglaranna sagte: »Ja.« Dann wandte sie sich an Martin: »Uns sind Gerüchte vom Tode eines Euch nahestehenden Mannes zu Gehör gekommen.« Wie bei den Elben üblich, vermied sie den Namen des Toten.
»Es gibt viele Dinge, über die ich nicht sprechen möchte, auch nicht zu einer so hochangesehenen Dame wie Euch. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen.«
»Dann«, fragte Tathar, »darf ich Euch vielleicht fragen, wohin Ihr unterwegs seid, und was Euch hierherführt?«
»Es ist Zeit, wieder in den Norden aufzubrechen«, erwiderte Martin, »um das zu Ende zu bringen, was wir letztes Jahr begonnen haben.«
»Es ist gut, daß Euch Euer Weg hier entlanggeführt hat«, sagte Tathar. »Wir haben von der Küste bis in den Osten massive Bewegungen von Goblins festgestellt, die alle Richtung Norden wandern. Auch die Moredhel an den Rändern unseres Waldes werden immer dreister. Scheinbar wollen sie herausfinden, ob sich unsere Krieger außerhalb ihrer gewohnten Grenzen aufhalten. Zudem wurden Banden von abtrünnigen Menschen auf ihrem Weg in den Norden gesichtet, und zwar in der Nähe unserer Grenze am Steinberg. Die Gwali
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