Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
dem
Kühler wie auf einem Surfbrett in der Brandung. Dann stieß er mit dem Absatz
seines Stiefels zu und zerschmetterte krachend die Windschutzscheibe. Das
zertrümmerte Glas fiel aus dem Rahmen, Splitter flogen in alle Richtungen, als
er sich in das Auto zwischen die beiden Lakaien schwang.
„Hallo, Jungs. Wo zum Teufel
soll’s denn heute hingehen?“
Sie drehten durch, versuchten
ihn zu packen, zu schlagen, sogar zu beißen, doch das alles war nur lästig.
Dante zog hart die Handbremse, und der Wagen schleuderte heftig herum.
Er spürte, wie etwas Spitzes
seinen rechten Oberschenkel durchbohrte und roch die metallische Note seines
eigenen austretenden Blutes. Als er wütend aufbrüllte, schossen seine Fangzähne
aus dem Gaumen, seine Pupillen verengten sich zu Schlitzen und seine Augen
wurden durchdringend wie Laserstrahlen. Er langte nach dem Lakai auf der
Beifahrerseite und packte sein Haar am Hinterkopf. Mit einem einzigen
gewaltigen Stoß schmetterte er das Gesicht des Menschen auf das Armaturenbrett
und tötete ihn augenblicklich.
Auf der anderen Seite versuchte
der Fahrer verzweifelt zu entkommen. Hektisch tastete er nach dem Griff, riss
die Tür auf, fiel auf den nassen Asphalt und flüchtete zu einem der schmalen
Durchgänge zwischen den Wohnblocks.
Dante stürmte ihm nach und grätschte
ihn zu Boden. Er war auf einen Nahkampf aus, wusste aber, dass er den Lakaien
nicht umbringen durfte, ehe er nicht ein paar Antworten hatte: wem er diente
und wo dieser Vampir zu finden war. Nach dem Namen dessen, der die Lakaien
geschaffen hatte, brauchte Dante im Grunde nicht zu fragen. Aufgrund der
Ereignisse vor ein paar Monaten wusste der Orden, dass der Vampir, den sie
ausschalten mussten, Lucans Bruder Marek war. Aber sie wussten nicht, wo er
untergeschlüpft war, seit er im vergangenen Sommer dem Angriff der Krieger
entkommen konnte.
„Wo ist er?“, fragte Dante
fordernd, drehte den Lakaien um und versetzte ihm einen harten Schlag gegen das
Kinn. „Wo finde ich den Meister deines erbärmlichen Arschs?“
„Verpiss dich“, zischte der
Lakai.
Dante verpasste ihm noch einen
Schlag, dann zog er seine Klinge und hielt sie dem Menschen an die Wange.
„Bring es zu Ende und töte mich,
Vampir. Von mir erfährst du nichts.“
Dante fand das Angebot des
mental Versklavten ungeheuer verlockend, aber stattdessen zerrte er ihn vom
Boden hoch und schleuderte ihn an die Löschbeton-Fassade des nächstgelegenen
Gebäudes. Das Krachen, mit dem der Schädel gegen die Hauswand schlug, schenkte
ihm ein wenig finstere Genugtuung.
„Wie wär’s, wenn ich dich Stück
für Stück in kleine Scheiben schneide?“, fauchte er, seine Stimme ein tiefes
Grollen durch die gebleckten Fangzähne. „Es ist mir schnurz, ob du redest oder
nicht, aber dein Geschrei werde ich mit Sicherheit höllisch genießen.“
Der Lakai ächzte, als sich die
Klinge in seinen fleischigen Hals bohrte. Dante spürte, wie er sich wand, aber
plötzlich vernahm er das Klicken, mit dem eine Handfeuerwaffe entsichert wurde.
Noch ehe er sie ihm abnehmen konnte, hob der Lakai den Arm.
Er richtete die Waffe nicht auf
Dante, sondern gegen sich selbst. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er den Lauf
an der Schläfe und drückte ab.
„Gottverdammt!“
Die Explosion blitzte in der
Dunkelheit orangefarben auf.
Das Echo des Schusses wurde von
den großen Gebäuden zurückgeworfen. Der Lakai fiel wie ein Amboss auf den
nassen Boden, Blut breitete sich um ihn herum aus wie ein grausiger
Heiligenschein.
Dante sah an sich hinunter und
untersuchte seine eigenen Verletzungen; diverse Kratzer an seinen Händen und
eine tiefe Stichwunde im rechten Oberschenkel. Da seit seiner letzten Mahlzeit
noch nicht allzu viel Zeit vergangen und sein Körper kräftig war, würde die
Heilung nicht lange dauern. Ein paar Stunden, vielleicht weniger. Aber dafür
brauchte er einen sicheren Ort.
Über ihm in den umliegenden
Häusern gingen hier und da Lichter an. Gegenüber wurde ein Vorhang aufgezogen,
und irgendwer stieß einen entsetzten Schrei aus. Es würde nicht lange dauern,
bis jemand die Polizei rief, falls das nicht längst passiert war.
Scheiße.
Er musste von hier verschwinden,
und zwar pronto. Chase war mit dem Geländewagen schon lange weg, und
das war ja auch gut so. Aber Dante konnte wohl kaum in die kaputte Limousine
steigen und wegfahren, ohne aufzufallen. Er blendete den Schmerz in seinem
durchbohrten Oberschenkel aus, drehte sich um, ließ die toten Lakaien
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