Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
er
ihr soeben diese glanzvolle Vorstellung eines tobenden Psychopathen, der zum
Lüstling wurde, gegeben hatte.
„Es ist
okay“, sagte Tess. „Ich kümmere mich um sie.“
Dante boxte
Rio in den Bizeps. „Komm schon. Wir haben immer noch etwa eine Stunde bis
Sonnenaufgang. Du siehst aus, als würde dir etwas frische Luft gut tun, alter
Freund.“
17
Dylan hockte
beim Fußende des Bettes auf dem Boden und sammelte Spiegelscherben ein, als sich
leise die Flügeltüren öffneten. „Dylan?“
Es war die
Frauenstimme, die sie vor einer Minute schon leise mit Rio und einem anderen
Mann im Nebenraum hatte sprechen hören.
Dylan sah
auf und spürte die plötzliche Wärme eines besorgten blaugrünen Blickes auf
sich.
Die schöne
junge Frau lächelte sie an. „Hi. Ich bin Tess.“
„Hi.“ Dylan
räumte eine Scherbe zur Seite und bückte sich nach der nächsten.
„Rio bat
mich, nach dir zu sehen.“ Tess trat in den Raum, sie trug eine kleine schwarze
Ledertasche. „Bist du okay?“
Dylan
nickte. „Es ist nur ein Kratzer.“
„Rio fühlt
sich schrecklich deswegen. Er hat schon eine ganze Weile ... Probleme. Seit der
Explosion in der Lagerhalle im letzten Sommer.
Er hat
Glück, dass er überhaupt noch am Leben ist.“
Oh Gott. Das
erklärte die Brandnarben und Splitterwunden. Eine Explosion hatte all diese
Verletzungen angerichtet? Da war er wirklich mitten in der Hölle gewesen.
Tess sprach
weiter. „Wegen seines Hirntraumas hat er noch ab und zu Blackouts. Dazu noch
starke Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen ... nun, du hast ja selbst gesehen,
es ist kein Zuckerschlecken mit ihm. Er wollte dich jedenfalls nicht verletzen,
das kann ich dir versichern.“
„Mir geht's
gut“, sagte Dylan, die sich über den Kratzer auf ihrer Wange keine weiteren Gedanken
machte. „Ich habe versucht, ihm zu sagen, dass es nicht schlimm ist. Der
Schnitt blutet nicht mehr.“
„Da bin ich
aber froh“, sagte Tess und stellte die Arzttasche auf der Kommode ab. „Rio hat
schon befürchtet, es wäre schlimmer. Wie er es mir am Telefon beschrieben hat,
dachte ich schon, ich müsste mindestens ein halbes Dutzend Stiche nähen. Aber
ein Desinfektionsmittel und ein Pflaster sollten genügen.“
Sie ging
hinüber, wo Dylan die Spiegelscherben zusammengetragen hatte. „Hier - lass mich
dir dabei helfen.“
Als sie
näher kam, bemerkte Dylan, dass Tess' Handfläche leicht auf der kleinen Rundung
ihres Bauches lag. Sie war schwanger. Noch nicht lange, so wie es aussah, aber
sie hatte so ein inneres Strahlen an sich, das keine Zweifel zuließ.
Und auf der
Hand, die schützend auf dem Frühstadium eines Babybauches lag, war ein kleines
Muttermal zu sehen. Dylan konnte nicht anders, sie starrte die scharlachrote
Träne in der Mondsichel auf Tess' rechter Hand an - genau das gleiche
Muttermal, das Dylan im Nacken trug.
„Du wohnst
hier?“, fragte Dylan. „Mit ... ihnen?“
Tess nickte.
„Ich bin mit Dante zusammen. Er ist ein Ordenskrieger wie Rio und die anderen,
die hier im Hauptquartier leben.“
Dylan zeigte
auf das winzige Muttermal zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger. „Bist du ...
seine Stammesgefährtin?“, fragte sie und erinnerte sich an den Begriff, den Rio
verwandt hatte, nachdem er Dylans Muttermal gesehen hatte. „Du bist mit einem
von ihnen verheiratet?“
„Dante und
ich haben uns letztes Jahr zusammengetan“, sagte Tess. „Wir sind eine
Blutsverbindung eingegangen und dadurch auf eine Weise miteinander verbunden,
die noch tiefer geht als die Ehe. Ich weiß, dass Rio dir ein wenig über den
Stamm erzählt hat - wie sie leben, woher sie kommen. Nach dem, was eben mit ihm
passiert ist, hast du jetzt sicher keine Zweifel mehr, was sie sind.“
Dylan
nickte, immer noch ungläubig, dass auch nur etwas von alldem wirklich wahr sein
konnte. „Vampire.“
Tess
lächelte sanft. „Das habe ich zuerst auch gedacht. Es ist nicht so einfach, sie
zu definieren. Der Stamm ist eine komplexe Spezies in einer komplexen Welt
voller Feinde. Das Leben kann sehr schwierig werden für Stammesvampire und die
von uns, die sie lieben. Und die wenigen Männer, die sich dem Orden geweiht
haben, bringen sich jede Nacht in Lebensgefahr.“
„War es ein
Unfall?“, platzte Dylan heraus. „Die Explosion, bei der Rio verletzt wurde ...
war es irgendein schrecklicher Unfall?“
Ein
schmerzlicher Ausdruck huschte über das Gesicht der anderen Frau. Sie starrte
Dylan lange an, als wüsste sie nicht recht, was sie
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