Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11
zog sich in einem heftigen Schauder von Empfindungen um
ihn zusammen. Er kam gleichzeitig, murmelte einen finsteren Fluch, als er sein
Becken aufbäumte, sie eng an sich presste und sie mit dem heißen,
explosionsartigen Schwall seines Orgasmus überflutete.
Reichen ließ Claires Schenkel los und setzte
ihre Füße sanft auf dem festen Boden ab. Er zitterte immer noch von den
Nachbeben seiner Lust, aber noch mehr von dem wilden Drang, seine Fangzähne in
ihrem zarten Hals zu vergraben.
Nie hatte er sich lebendiger gefühlt, als wenn
er mit Claire zusammen war. Wenn er mit ihr zusammen war, wurde ihm nur umso
klarer, was für eine Farce sein Leben all die Jahre gewesen war, die sie
getrennt verbracht hatten. Nachdem der Fluch seiner Pyrokinese sich zum ersten
Mal gemeldet hatte, hatte er darauf geachtet, alle anderen auf sicherer Distanz
zu halten. Er hatte sein Herz hinter dicke Festungsmauern verbannt.
Aber nicht mit Claire. Ihr war es irgendwie
gelungen, in den Kern seines innersten Wesens vorzudringen. Er war ihr Gefährte
in jeder Hinsicht, auf die es ankam.
Aber nicht auf die eine Art, die sie brauchte.
Er hätte das nicht mit ihr tun sollen - aus
einem Dutzend von Gründen. Und vor allem, weil es ihn nicht umstimmen würde,
seine Jagd nach Roth aufzugeben.
Auch sie wusste das.
Er konnte es in ihren Augen sehen, als sie mit
erhitzten Wangen vor ihm stand, die dunkelbraunen Augen verhangen von der
samtigen Schwärze ihrer lustgeweiteten Pupillen. „Hast du schon mit ihnen
darüber geredet, wie du dem Orden helfen willst?“
Es machte keinen Sinn, ihr die Wahrheit zu
verschweigen, wenn doch klar war, dass sie ihn besser kannte als jeder andere
Mensch vor oder nach ihr. „Tegan und ich haben auf der Fahrt heute Nacht einige
Möglichkeiten besprochen. Von morgen Nacht an werde ich anstelle des verletzten
Kriegers mit ihnen auf Patrouille gehen. Da wir jetzt wissen, dass Roth in
Boston ist, werden wir die Stadt auch nach ihm durchkämmen.“
Sie nickte kurz, dann ging sie an ihm vorbei,
um ihre Kleider einzusammeln. Sie zog sich an, zweckmäßig, hastig, als könne
sie jetzt nicht schnell genug von ihm fort.
Reichen schüttelte schwach den Kopf, suchte
nach den richtigen Worten. „Es tut mir leid, Claire.“
„Ich weiß“, antwortete sie ruhig. „Mir auch.“
Er versuchte nicht sie zurückzuhalten, als sie
aus der Kapelle ging und im gewundenen Korridor verschwand. So schwer es ihm
auch fiel - seine Füße blieben wie angewurzelt am Boden, und er stand so reglos
da wie eine Statue, bis er sicher war, dass sie fort war.
Dann fiel er wieder auf die Knie und setzte
sein Gebet um die Kraft fort, die er brauchen würde, um das Werk seiner Rache
zu vollenden - bis zum bitteren Ende.
21
Es war kurz nach Tagesanbruch, als Claire in
ihrem Quartier vor der Duschkabine stand und das Wasser aufdrehte. Blicklos
starrte sie in den warmen Dampf, der hinter der Scheibe aufzusteigen begann.
Sie verlor ihn schon wieder.
Wegen Wilhelm Roth.
Ihr wurde durch und durch kalt bei dem Gedanken
daran, was Roth Andreas bereits genommen hatte, ebenso wie ihr. Zitternd vor
dieser Kälte, die ihr bis ins Mark drang, stellte sie sich unter den dampfenden
Strahl. Schon in wenigen Stunden würde die Sonne wieder untergehen und Andreas
sich dem Orden auf seiner Kampfpatrouille anschließen - in die Stadt, in der
Roth sich gerade aufhielt. Es konnte sein Aufbruch in den Tod sein.
Er hatte ihr klargemacht, dass nichts, was sie
sagte, ihn davon abhalten würde, dem Orden seine Hilfe anzubieten. Nichts würde
ihn aufhalten, weiter der Gerechtigkeit nachzujagen, die er so dringend
brauchte, koste es, was es wolle. Nicht einmal die Liebe würde ihn aufhalten,
die sie nach so langer Zeit der Trennung wiedergefunden hatten.
Immerhin ging er diesmal nicht ohne Erklärung.
Er hatte seine Gründe. Gute, edle Gründe, die es jedoch nicht leichter für sie
machten, die Wahrheit zu akzeptieren.
Ein verzweifelter, egoistischer Teil von ihr
wäre am liebsten sofort in die Kapelle des Ordens zurückgerannt, um ihn zu
bitten, es sich noch einmal zu überlegen. Sie würde ihm alles versprechen, ihn
mit Engelszungen überreden.
Doch sie wusste, dass er seine Meinung weder
ändern konnte noch wollte.
Dafür war er zu sehr Ehrenmann.
Und sie liebte ihn zu sehr, um von ihm zu
verlangen, dass er nur um ihres gebrochenen Herzens willen seine Integrität
verriet. Aber bei Gott, es tat so weh, ihn gehen zu lassen, ihn womöglich für
immer zu
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