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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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zu
unterstützen. Dabei schaffen sie sich so eine Sinnkonstruktion für ihr eigenes
Leben. Denn schließlich kann man sowohl andere Menschen unterstützen als auch
sich selbst.« 48
     
    Die Feigheit
    Ungenügen,
Schuldgefühle, schlechtes Gewissen: bedrückende Empfindungen, die jede Mutter
kennt, und gegen die sie versucht anzustrampeln. Oft indem sie sich selbst verleugnet
und die Nachkommenschaft zum Lebensinhalt erklärt. Wir ziehen uns die
konservative Rolle an und werden zur Rundum-Mutter, dann sind wir vor Kritik
sicher und gesellschaftlich nicht angreifbar.
    Diese
weibliche Bestimmung bietet uns einen großartigen Fluchtweg, den wir massenhaft
einschlagen: Die Flucht vor der großen Frage nach unserem Ziel und Lebensinhalt
jenseits von Kindern. Vor Ansprüchen aller Art, die sich nicht in der Mutterrolle
erschöpfen.
    Wie
herrlich bequem! Die Mutterrolle ist für uns ein sicherer Hafen. Sie schützt
uns vor Forderungen und befreit uns von der Frage, was wir sonst noch wollen im
Leben. Dann können wir uns die Mühe sparen, unseren eigenen Weg zu suchen, auf
dem wir, neben dem Muttersein, den Rest des Lebens nicht aus den Augen
verlieren. Dann können wir zwar weiter von Selbstbestimmung schwadronieren,
müssen dafür aber nicht eintreten, denn es ist ja die Kinderpflicht, die uns
ruft.
    Wie
herrlich bequem, dass wir damit gleich viele Konflikte vermeiden: Mit dem Vater
der Kinder, dem wir alle Verantwortung abnehmen und von dem wir uns abhängig
machen. Mit der Familie, mit Mutter und Schwiegermutter, deren Lebensentscheidung
wir kopieren. Mit sonstigen Fans der tradierten Mutterrolle.
    Und ist es
nicht angenehm, dass wir in dieser Rolle auch noch heroisiert und idealisiert
werden, damit wir schön bei der Stange bleiben?
     
    Doch das
alles ist feige. Wir lassen uns fremdsteuern, unterwerfen uns alten Mustern
und einem aufgeplusterten Anspruch, dem wir in der Realität nie gerecht werden
können. Und der uns in vieler Hinsicht zum Schaden gereicht. Wir nehmen unser
Recht auf ein selbstbestimmtes Leben nicht ernst. Und wir betrügen uns selbst,
wenn wir behaupten, unsere Eigenständigkeit müsse angesichts des Kindeswohls
verblassen, denn das Kind brauche uns ganz und gar.
    Wir
kollaborieren mit dem System, das uns auf Mütterlichkeit beschränkt, und
glauben, auf diese Weise zu profitieren. Dabei ahnen wir doch, dass dieser Weg
eine Sackgasse ist. Warum sonst war das Muttersein in unserem ursprünglichen
Lebensplan nicht das alles beherrschende Ziel?
    Freiwillig
wählen wir die ohnmächtige Position und richten uns ein in der selbstverhängten
Opferbereitschaft. Wenn das nicht Feigheit ist.
     
    Die Räbin
    Welches
Lebensmodell Frauen wählen — ob mit oder ohne Kinder -, ist nicht entscheidend
für die Frage, ob ihr Leben selbstbestimmt ist und erfüllt. Sondern ob sie an
jedem Punkt die Verantwortung für sich übernehmen. Ob sie eine eigene
Entscheidung treffen, ohne sich dabei in die Tasche zu lügen, ohne dem Druck
einer vorgezeichneten Rolle zu folgen. Ohne Selbstbetrug. Ohne Unterwerfung.
    Doch das
hieße ja: rebellieren! Auch gegen den eigenen inneren Schweinehund, der es
sich so gern im Rollenkörbchen bequem machen möchte. Es hieße, unserem Hang zur
Unterordnung zu widerstehen. Da brauchten wir ganz schön viel Mut!
    Wofür
entscheiden wir uns? Wir haben das gleiche Recht auf Freiheit, Weite,
Möglichkeiten wie die Männer. Wir haben aber auch die gleiche Verpflichtung zu
Eigenverantwortung, Selbstbestimmung, Streitbarkeit.
    Keine Frau
bei uns wird gesteinigt, wenn sie ein Frauen- und Mutterbild lebt, das nicht
von überkommenen Vorbildern geprägt ist. Wir müssen diese Freiheit allerdings
erkennen und annehmen und durchsetzen. Und nicht kneifen. Dann würde endlich
auch der gesellschaftliche Veränderungsdruck stärker.
     
    Nehmen wir
die Räbin. Die Räbin ist ein beliebtes Drohbild, der Inbegriff einer bösen
Mutter. Alle reden davon, aber kaum jemand weiß, was für ein Blödsinn das ist.
Rabenvögel gelten als hinterhältig, diebisch und gemein. Die arme Räbin wird
als Sinnbild für Mütter benutzt, die ihre Brut vernachlässigen, hemmungslos an
sich selber denken und den Nachwuchs frühzeitig aus dem Nest schmeißen. Aber -
all das tut die Räbin eben nicht.
    In der
Vogelwelt ist die Rabenmutter eine vorbildliche Ernährerin ihrer Brut - und
zwar immer in Gemeinschaft mit dem Rabenvater. Nix mit Vernachlässigung. Zwar
fallen die kleinen Vögel gern mal aus dem Nest, aber dann bleiben

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