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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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Stuhl auf. „Wohin willst du heute?“
    „Zu Dammann, aber er fängt erst um halb sechs an zu melken. Seit Nina weg ist, habe ich wieder etwas mehr Luft in der Planung.“
    „Ist sie schon wieder weg?“, wunderte sich Hella Köhler. „Wann ist sie denn gefahren?“
    „Vor drei Tagen“, sagte Allmers.
    „Sie ist ein nettes Mädchen“, sagte sie und Allmers wusste, dass sie es ernst meinte. „Wie Rosemarie.“
    Sie stand auf, und füllte die Kaffeekanne mit Pulver.
    „Jetzt ist noch Zeit für einen Kaffee“, sagte sie. „Es ist erst halb fünf. Soll ich dir noch ein paar Rezepte diktieren?“
    Hella Köhler verabscheute Kaffeemaschinen, mochte auch keinen Filterkaffee, sondern bevorzugte mittlerweile die modischen Kannen, in denen das Kaffeepulver von einem Sieb auf den Boden gedrückt wird. Darauf habe sie nicht vierzig Jahre gewartet, hatte sie misstrauisch zu Allmers gesagt, als er ihr eine solche Kanne zum Geburtstag geschenkt hatte. Aber nach der ersten Tasse leistete sie Abbitte und warf ihre alte ungeliebte Kaffeemaschine in die Mülltonne.
    „Und?“, fragte sie erwartungsvoll, nachdem sie die Johannisbeertorte aus dem Schrank geholt hatte.
    „Ich habe mein Laptop nicht dabei“, entschuldigte sich Allmers. „Ich kann aber heute Abend kommen. Seit Nina weg ist, habe ich abends wieder Zeit.“
    „Das meinte ich nicht“, erwiderte Hella Köhler kühl.
    Allmers wusste natürlich, was sie meinte, beschloss aber, das Gespräch noch etwas warten zu lassen und öffnete ungefragt den Kühlschrank: „Hast du noch Sahne?“
    „Ich soll nicht so viel fettiges Zeug essen“, meinte Hella und holte zielsicher die Sahne aus dem Kühlschrank. „Kannst du sie schlagen?“
    „Alle reden von Horst“, meinte er schließlich und wischte sich Johannisbeerreste aus den Mundwinkeln. „Ich glaube, da ist nichts dran.“
    „Da bin ich anderer Meinung“, erwiderte sie. „Ich habe den Beiden schon lange nicht mehr über den Weg getraut. Und seit die Russin da eingezogen ist, sowieso nicht mehr.“
    „Polin“, sagte Allmers mit vollem Mund. „Sie stammt aus Polen.“
    „Horst ist ja völlig vernarrt in sie“, erzählte Hella. „Kurz nachdem er sie kennen gelernt hatte, habe ich ihn beim Einkaufen getroffen. Friedel hat mich hingefahren. Ich habe ihn an seiner Stimme erkannt, er stand vor uns an der Kasse und sprach mit Marieke, die an der Kasse sitzt. Ich habe dann ein paar Worte mit ihm gewechselt, was man halt so redet. Über das Wetter und die Ernte. Plötzlich sagt er: Ich habe jetzt auch eine Frau. Ich war ganz verblüfft, so wie er es gesagt hat, klang es wie das Vorzeigen einer Trophäe. Ich habe jetzt auch ein Wildschwein erlegt oder so. Ich bin ja nun wirklich nicht auf den Mund gefallen, aber im ersten Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Schließlich fiel mir doch etwas ein und ich fragte ihn, wo sie denn her komme. Ich dachte, sie stammt aus Stade oder Harsefeld oder irgendwo da hinten von der Geest, wo ihn keiner kennt. Sie komme aus Polen, meinte er dann, Peter Gerlach habe sie ihm besorgt. Besorgt!“ Sie schüttelte den Kopf und lachte: „Er hat sie ihm besorgt! Ich meinte dann: Na, das sei ja toll, in Polen soll es ja die schönsten Frauen Europas geben. Darauf sagte er, und jetzt pass’ auf, er sagte wörtlich: Das stimmt, aber ich habe mir extra keine so Schöne ausgesucht, die laufen einem nach der Heirat ja sowieso wieder weg.“
    Allmers sah Hella verblüfft an, dann begannen beide gleichzeitig los zu prusten und schließlich lachten sie, bis ihnen die Tränen kamen. Immer, wenn die Stimmung wieder normal zu werden drohte, wiederholte Hella Winklers Bemerkung und beide legten wieder los.
    Auf Hellas Stirn erschienen kleine Schweißperlen, aber Allmers achtete nicht darauf. Als sie sich wieder beruhigt hatten, meinte er, sein Bruder sei felsenfest davon überzeugt, dass Alex auf dem Hof umgebracht worden sei.
    „Ehrlich?“, Hella schien wirklich überrascht, aber schnell merkte Allmers, dass sie ihn ein wenig auf den Arm nehmen wollte. „Das war sicher so, aber scheinbar war es der perfekte Mord. Sie haben bei der Hausdurchsuchung nichts gefunden, so stand es in der Zeitung. Keine Tatwaffe, kein Tatort, kein Motiv.“
    „Das mit dem Motiv stimmt nicht, ich glaube das war eine bewusste Falschmeldung der Polizei um die beiden in Sicherheit zu wiegen. Lissy hatte ja etwas mit Alex, da ist Eifersucht natürlich das erste Motiv.“
    Hella holte tief Luft und sagte leise:

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