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Milchmond (German Edition)

Milchmond (German Edition)

Titel: Milchmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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Unterstützung für die Startphase zu bitten. Sie wusste, dass er ihr das nicht abschlagen würde.
   Komisch, dachte sie, wenn ich schwanger geworden wäre, hätten wir danach auch von Jörgs Einkommen leben müssen.
   Aber bei dieser Sache, dass fühlte sie deutlich, musste es anders gehen.

Kapitel 10
     
     
    Gemütlich schlenderte Tobias an diesem Samstagmorgen über den Stadtteil-Wochenmarkt. Es herrschte dichtes Gedränge. Dieser Tag schenkte Hamburg einen tiefblauen und wolkenlosen Sommerhimmel. Der Geräuschpegel war erheblich; Busmotoren röhrten und das Stimmengewirr der Marktbesucher, unterbrochen von den lautstarken Annoncen der Marktschreier, schufen eine fast orientalische Szenerie. Dazu passten die gestreiften Markisen der Stände und die in vielen Farben leuchtenden Angebote an Gemüse, Fisch, Fleisch, Pflanzen und Textilien.
   Tobias mochte diese Atmosphäre. Er kaufte gern frische Lebensmittel auf dem Markt. In letzter Zeit hatte er jedoch wenig Gelegenheit gefunden, seine Kochkünste zu verfeinern. Für sich allein kochte er zwar gelegentlich, um nicht aus der Übung zu kommen - aber nicht wirklich aufwändig. Heute war er bei Prof und Doreen zum Grillen eingeladen. Er hatte versprochen die Salate zuzubereiten. Doreen wollte das Fleisch besorgen. Es sollten noch drei weitere Bekannte und ein Kind hinzukommen.
   Nachdem er die letzten Zutaten am Gemüsestand erstanden und bezahlt hatte, schlenderte er zufrieden zu seinem Wagen zurück. Als er mit seinen Tüten den Platz verließ und in die angrenzende Fußgängerzone einbog, hörte er eine Gruppe kleiner Kinder aufgeregt etwas rufen. Neugierig schaute er genauer hin, woher das Gekreische und Gejauchze kam und entdeckte eine Menschenansammlung.
   Er hatte Zeit, die Neugier trieb ihn zum Ort des Geschehens. Als er näher kam, bot sich ihm ein bezauberndes Bild: Es gab eine buntbemalte Kasperlebude. Im Ausschnitt der Bühnenöffnung hing links und rechts schlaff der aufgezogene rote Bühnenvorhang und er erkannte Kasper mit seiner Keule im Kampf mit dem Krokodil.
   Vor der Bude waren viele bunte Ministühle für die Kleinen aufgebaut. Weil es so viele waren, musste Kasper seine Stimme über Lautsprecher verstärken. Die Kleinen saßen völlig fasziniert davor und betrachteten gespannt das Schauspiel. Tobias fand die Szene rührend und lehnte sich an einen Laternenpfahl um zuzusehen. Gerade wollte Kasper die Bühne verlassen, als in seinem Rücken die böse Hexe erschien.
   Kasper bemerkte sie nicht. Durch die Reihen der Kinder ging ein entsetztes Aufschreien: Kasper, Kasper, die Hexe, pass auf! Die Kinder gingen richtig mit. Tobias registrierte es mit Erstaunen. Er hatte nicht erwartet, dass sich die mit Playstation-Spielen und Fantasy-Filmen aufgewachsenen Kinder für so etwas Altmodisches, wie Kasperletheater interessieren würden.
   Am meisten verblüffte ihn der Wechsel zwischen atemloser, gebannter Stille und dann wieder entsetzten oder freudigen Ausrufen. Die Erwachsenen, die drum herum standen, schienen ebenfalls in den Bann des Geschehens gezogen. Die junge Mutter, die vor ihm stand, trat ihm versehentlich auf den Fuß. Sie wandte sich um. »Oh, bitte entschuldigen Sie!«
   »Keine Ursache.« Ihr flüchtiger Blick - ein Augen-Aufschlag nur - brannte sich in seinem Gedächtnis ein. War es möglich? Sie hatte wunderschöne, dunkle Augen, die von den langbewimperten Lidern halb verdeckt waren. Ihr Gesicht umrahmten wellige, über die Schultern fallende, dunkelbraune Haare.
   Sie hatte ihn kurz angelächelt und sich dann wieder dem Spektakel zugewandt. Jetzt schaute er auf ihren Scheitel, und ihm wurde bewusst, dass er seine Nase näher an sie heran schob, um den Duft ihres Haares zu erschnuppern.
   Irritiert lächelte er und schmunzelte über sich selbst. Kasper verließ mittlerweile die Bühne unbeschadet, während die Hexe den Kindern nun ihre dunklen Pläne offenbarte, was sie mit Kasper vorhatte. Die Kleinen rissen erschreckt Augen und Münder auf. Die Brünette vor ihm wandte sich noch einmal zu ihm um. »Herrlich, da kaufen wir teure Computerspiele, dabei sind die Kinder mit Holzpuppen genau so gut zu unterhalten. Ist ihr Kind auch unter den Kleinen?«
   »Äh, nein«, stotterte er überrascht, »ich schau es mir nur an, weil ich es auch bezaubernd finde, die Aufregung der Kinder zu beobachten.«
   »Ja, nicht wahr? Einfach zu süß!«
   Tobias fühlte sich aus dem Gleichgewicht

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