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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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Dienstleistungen erbracht wurden – nicht aber, dass sie nicht erbracht oder betrügerisch erbracht wurden.«
    »Hm«, machte Fanni.
    »Quatsch«, sagte Luise entschieden. »Natürlich geht es um Betrug. Wegen ein bisschen Geschäftemacherei hätte Roland ja nicht zum Schweigen gebracht werden müssen. Der Betrüger ist dahintergekommen, dass Roland ihn im Sack hat, und hat die Gefahr schleunigst beseitigt.«
    Fanni nickte. »Anschließend hat er in Rolands Wohnung nach belastenden Unterlagen gesucht, jedoch nichts gefunden. Aber ein paar Tage später hat er mitgekriegt, wie ich dir das Notizbuch gab, und hat nicht gezögert, zuzuschlagen.«
    »Müssen wir noch lange ›betrügerischer Geschäftemacher‹, ›Schuldiger‹ und so weiter sagen, oder können wir den Kerl beim Namen nennen?«, fragte Luise trocken.
    »Ja, alles deutet auf Hanno hin«, erwiderte Sprudel ernst. »Von Anfang an hat alles auf ihn hingedeutet. Was freilich noch nicht klar ist …« Er verstummte.
    Fanni wartete geduldig, dass er fortfuhr, aber Luise hielt sich nicht zurück. Sie klopfte wieder einmal einen Trommelwirbel auf die Armlehne ihres Rollstuhls und verschoss auffordernde Blicke.
    Da beeilte sich Sprudel zu sagen: »Wie kam Roland Becker an seine Informationen? Woher hatte er die Beträge, um die es ging? Oder sind das keine Geldbeträge, die hinter den Kürzeln stehen?«
    »Bestimmt sind das Geldbeträge«, antwortete Luise überzeugt. »Und die Nagel zum Beispiel konnte ihm auf den Pfennig genau vorrechnen, wie viel sie gerade wieder in ihr Haus gesteckt hatte, das wusste sie nämlich auswendig.«
    »Wie Hanno wohl vorgeht?«, sagte Fanni halb zu sich selbst.
    »Wie könnte er wohl vorgehen?«, variierte Sprudel ihre Frage.
    Fanni hatte die Fotografie mit dem Haus von Frau Nagel in die Hand genommen und studierte sie. In der rechten Ecke konnte sie ein Stück Mauer und einen Begrenzungspfeiler erkennen. Auf dem Pfeiler befand sich ein Schild. Fanni kniff die Augen zusammen und versuchte, die Aufschrift zu entziffern. »Brü-nn-ste-in.«
    Brünnstein?
    »Tante Luise«, fragte sie, »hattest du nicht immer eine Lupe – für das Kleingedruckte?«
    Luise deutete auf das Kästchen mit den Zetteln darin, und Fanni angelte die Lupe heraus.
    Es dauerte ein Weilchen, bis sie den richtigen Abstand zwischen Lupe und Aufschrift gefunden hatte, um alles entziffern zu können.
    »Brünnsteinstraße 17«, stieß Fanni erregt hervor, »genau da sind wir heute Vormittag gewesen.«
    »Im Haus der Nagel?«, fragte Luise verdutzt.
    »An der Gartenmauer«, antwortete Fanni. »Sie steht nicht mehr, und im Garten selbst blüht keine einzige Rose.«
    Sprudel nickte bestätigend. »Was Frau Nagel in ihr Haus gesteckt hat, ist offenbar in Hannos Taschen geflossen.«
    »Aber es würde doch Jahrzehnte dauern, bis so eine Mauer aus behauenen Steinen einstürzt«, wandte Fanni ein.
    »Sie ist gar nicht eingestürzt«, entgegnete Sprudel. »Sie wurde abgetragen. Es lagen ja nur ein paar abgesprengte Brocken herum.«
    »Und wie lang dauert es, bis ein Garten derart verwildert?«, fragte Fanni. »Drei Jahre? Fünf?«
    »Die Nagel hat mir heuer bei der Maifeier erzählt, dass sie vor sechs Jahren in die Katherinenresidenz gezogen ist«, meldete sich Luise.
    Fanni wollte gerade zu einem neuen Einwand ansetzen, da öffnete sich die Tür, und Verena trat ein. Sie trug einen Teller vor sich her, auf dem ein Stück Milchrahmstrudel in seiner Sahnesoße schwamm.
    Luise leckte sich die Lippen.
    »I hob a Extraschmankerl für Sie.« Verena platzierte den Teller vor Luise auf dem Esstisch. »Oba eigentlich kim i zum Pfüat-God-song.«
    Luise hatte sich bereits über ihr Leibgericht hergemacht und sagte mit vollem Mund: »So schnell hat es geklappt? Dr. Benat ist ja wirklich phänomenal.« Sie schluckte den kaum gekauten Bissen hinunter und wandte sich lebhaft an Fanni und Sprudel. »Dr. Benat hat Verena in einem Institut untergebracht, wo sie unsere schöne deutsche Schriftsprache lernen wird – und sonst hoffentlich auch noch so einiges.«
    »Am Ersten kann i ofanga«, erklärte Verena. »Der is übermoing. Oba moing soi i scho kemma.«
    Fanni erinnerte sich, dass Benat ihr erzählt hatte, er wolle Verena in einer Einrichtung für – wie hatte er sich ausgedrückt? – Jugendliche mit »Unvollkommenheiten« unterbringen.
    Was meint er eigentlich damit?
    Eine Art Förderschule wohl, dachte Fanni, unter privater Führung vermutlich.
    Sind Privatschulen nicht dafür

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