Miles Flint 02 - Die Lautlosen
behalten.«
Wieder sah sie sich nach rechts um. Flint hätte zu gern gesehen, was dort war, aber abgesehen von dem Rennen und einem Tisch voller Essen konnte er hinter ihr nicht viel ausmachen.
»Ich werde es vertraulich behandeln, Noelle«, versicherte er ihr.
DeRicci wandte ihm wieder das Gesicht zu. Falten hatten sich in die Haut gegraben, und sie hatte Ringe unter den Augen, die aussahen, als wären sie dauerhaft dort hineingeätzt worden.
»Und wer ist diese vielleicht verschwundene Person?«, fragte Flint.
Ihr Lächeln fiel schwach aus. »Du hast mich bereits nach ihr gefragt: Jane Zweig.«
Flint spürte, wie ihm ein Schauder über den Rücken lief. »Warum denkst du, Jane Zweig könnte eine Verschwundene sein?«
»Ihre DNA ist nicht gespeichert«, antwortete DeRicci.
»Also könnt ihr die Identität der Leiche nicht verifizieren?«, fragte er.
»Das ist erledigt.«
»Und sie ist nicht Jane Zweig.«
Ihre Lippen wurden schmaler und schmaler. »Das ist ein öffentlicher Link, Miles.«
»Falls sie eine Verschwundene und nicht Jane Zweig ist, dann ist dein Problem gelöst«, erklärte er.
»Und wäre ich so dämlich, würde ich die Behandlung verdienen, die man mir im Department angedeihen lässt«, schnappte sie. »Ich schätze, darauf wäre ich auch allein gekommen.«
Dann plötzlich sah sie überrascht aus, beinahe, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass ihr diese Worte über die Lippen kommen könnten.
»Tut mir leid«, sagte sie.
Flint lächelte. Es war schön zu wissen, dass sie sich nie ändern würde.
»Schon in Ordnung«, sagte er. »Ich sollte es besser wissen und dir nicht erzählen, wie du deine Arbeit zu machen hast.«
Sie schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Hier ist einfach die Hölle los.«
»Das habe ich mir anhand der Medienberichte schon gedacht.«
»Es geht nicht nur um das hier. Auch um die Einheit, um alles. Ich schlage mich gut, und dann sage ich so etwas wie das gerade zur falschen Person. Ich hätte kündigen sollen, als du gegangen bist, Miles.«
»Du hast gesagt, du könntest nichts anderes tun.«
Sie seufzte. »Vermutlich.«
»Also«, wechselte er das Thema, wohl wissend, dass sie diesen Punkt auch nicht über einen öffentlichen Link besprechen konnte. »Die Leiche konnte identifiziert werden, aber die Identität ist nicht die, die du erwartet hast.«
»Richtig«, bestätigte sie.
»Und du hast merkwürdige Informationen über Zweig. Keine DNA in den Akten. Was ist mit Fingerabdrücken? Irgendwas?«
»Muss ich noch prüfen«, antwortete DeRicci. »Aber ich habe hier wirklich viel zu tun, und die Arbeit, die unser Team heute Nacht durchziehen muss, reicht für ein ganzes Jahr. Ich dachte mir, es könnte Zeit sparen, wenn ich diese Sache zu dir auslagere.«
»Und das bleibt unter uns, richtig?«
»Unter uns und allen, die uns gerade auf diesem Link belauschen«, sagte sie.
Er lächelte. »Auf dieser Seite lauscht niemand.«
»Und auf dieser könnte der ganze Mond zuhören«, gab sie zurück. »Kannst du das für mich erledigen?«
»Ich kann«, sagte er. »Ich werde der Sache nachgehen, aber ich sollte dir sagen, dass ich glaube, die Information bereits zu haben, die dir fehlt.«
»Und die wäre?«
»Ich denke, deine Jane Zweig könnte Frieda Tey sein.«
DeRicci runzelte die Stirn. »Frieda Tey? Warum kommt mir der Name bekannt vor?«
»Das ist die Wissenschaftlerin, die vor etwa zehn Jahren zweihundert Menschen in einer Kuppelkolonie hat umkommen lassen.«
»Die?« DeRiccis Stimme wurde lauter. »Darum hast du nach Grippesymptomen gefragt.«
Flint nickte.
»Gott, du hältst das doch nicht für möglich, oder?«
»Jemand tut es. Ich habe eine Menge Hinweise, die alle in die gleiche Richtung weisen«, erwiderte Flint. »Und dann kommst du und fragst mich nach eben dieser Frau.«
Die Falten auf DeRiccis Stirn vertieften sich. »Das ist zu verrückt für einen Zufall.«
»Ich weiß«, sagte er. »Ich werde mit meinem Klienten darüber sprechen, sobald ich kann.«
»Da gibt es einen größeren Plan, den ich noch nicht so recht erfassen kann«, verkündete DeRicci. »So viel steht fest.«
Flint nickte. »Hoffen wir, dass wir nicht gerade dem Drehbuch folgen.«
»Hör mal«, sagte DeRicci, »ich werde Broduer noch einmal kontaktieren und ihn fragen, ob er irgendwelche Hinweise auf Grippe an der Leiche gefunden hat.«
»Sag ihm, er soll nach dem Tey-Virus suchen«, schlug Flint vor.
»Das nenne ich mal einen passenden Namen«, kommentierte DeRicci.
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