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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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sauer, denn natürlich hat keiner meiner erfolgreichen Freunde einen Tisch reserviert. Phil dachte, dass Paula das macht, Flik dachte, Phil ruft an und Paula dachte gar nichts. Soweit die offizielle Version. Fakt ist, dass alle davon ausgegangen sind, dass ich den Tisch reserviere, wo ich doch so unfassbar viel Zeit habe. Ich schiebe gerade mein ausgefülltes Beschwerdeformular in den kleinen Glaskasten, da stapft mein dicker Freund Flik in einer überraschend modischen Winterjacke in den Gastraum. Nur weil er zufällig den T-Punkt leiten darf, glaubt er, er müsse sich rausputzen wie Ottfried Fischer vorm Fernsehpreis. Keine zwei Meter dahinter erscheint auch Fliks winzige Freundin Daniela, die er bei einem Spanischkurs kennen gelernt hat. Muchas gracias und Themenwechsel, por favor.
    Flik entdeckt mich und lächelt.
    »Simon!«
    »Schnuff!«
    Fliks Freude verpufft augenblicklich. »Du hast versprochen, das nicht mehr zu sagen!«
    »Ach Schnuff, sei nicht so streng mit mir.«
    Wir umarmen uns und seltsamerweise komme ich zum ersten Mal mit meinen Händen um Flik herum. Abgenommen hat er auch noch! Das spricht man doch ab so was. Paula kommt mit
    Anhang und Umhang, einem lustigen rotbraunen Mantel mit riesigen Bommeln. Ihr Anhang ist weniger ansehnlich und lässt sich am besten als teuer gekleidete Poser-Schmierwurst mit nach hinten gekämmter Zuhälter-Gel-Frisur beschreiben. Ich ignoriere ihn und umarme Paula.
    »Hi Paula! Lustigen Mantel haste an, steht dir gut!«
    »Danke. Hat mich 'ne Stange gekostet, aber ich konnte einfach nicht Nein sagen. Jakob kennst du schon, oder?«
    »Ja, aber ich hab ihn irgendwie sofort wieder vergessen. Ich bin Simon, hallo.«
    »Ja, hi!«
    Mit einem unterkühlten Händeschüttler umschiffen wir nutzlose Begrüßungsfloskeln. Manche Männer können halt einfach nicht miteinander und Jakob ist so einer. Zu teuer sein Anzug, zu herablassend seine Art, zu großkotzig sein Gefasel. Dazu kommt noch, dass er ausnahmslos stinkende Nelkenzigaretten raucht und so jeden beliebigen Raum binnen Sekunden in einen thailändischen Puff verwandelt, was ihm als Egozentiker natürlich vierspurig am Arsch vorbeigeht. Das Schlimmste: Jakob ist Anwalt, und zwar einer, der gerne mal 16-jährige Schüler mit € 5000 abmahnt, weil sie bei eBay ein gebrauchtes Abercrombie-Shirt versteigern wollten, ohne vorher die Rechte am Firmenlogo zu klären.
    Als Letzter trifft natürlich Mr. Ich-kann-alles Phil Konrad ein. Irritiert schaut er auf sein albernes Blackberry und steckt es dann weg. Ha! Zehn Meter unterm Barbarossaplatz hätte nicht mal Bill Gates ein Netz.
    »Na? Haste noch 'n Tisch klargemacht?«, begrüßt mich Phil.
    »Wie wär's mit >Freut mich dich zu sehen, Simon?<«
    »Okay ... freut mich dich zu sehen, Simon, und haste noch 'n Tisch klargemacht?«
    »Wir müssen warten«, sage ich ruhig.
    »Ach ...« »Wie? Ach?«
    »Was wollt ihr hören? Mr. Kriegt-seinen-faulen-Arbeitslosen-arsch-nicht-von-der-Couch war zu dämlich einen Tisch zu bestellen für die hungrigen Vollbeschäftigten?«
    Fünf entsetzte Augenpaare starren mich an und ich ergänze:
    »Ich habe auch zu tun!«
    Flik ist der Einzige, der nickt.
    Ein argentinischer Kellner in dunkler Gaucho-Tracht reicht uns fünf Warte-Kölsch, Paula nimmt ihren Mantel ab und wir prosten uns zu. Die winzige Schniff zwinkert mir freundschaftlich zu und auch Schnuff hat offensichtlich beschlossen meinen kleinen Gefühlsausbruch zu ignorieren. Freundschaftlich klopft er mir auf die Schulter. »Was macht die Liebe, Simon?« »Was macht dein Nagelpilz?« Schweigen.
    Ich hab insgesamt zehn mehr oder weniger witzige Antworten auf diese Frage. Weil Frauen in meinem Leben keine Rolle mehr spielen. Flik antwortet mir trotzdem. »Musste Tabletten nehmen dagegen. Ist jetzt fast weg!« »Super.«
    »War die falsche Frage eben, oder?«
    »Ach was, Schnuff. Ich kann so was ab. Schwamm drüber!«
    Irgendwie ist es anders geworden mit Frauen und Freunden, seit ich nicht mehr regelmäßig im T-Punkt stehe. An Frauen traue ich mich nicht mehr ran, weil sowieso wieder alles schief geht. Once bitten twice shy sagt der Angelsachse. Ich sage: Wer fünf Mal mit seinem Auto gegen die Mauer fährt, der nimmt das sechste Mal eben die Bahn. Und selbst wenn es mal klappen würde mit 'ner Frau - was hätte ich ihr schon zu bieten? Mit meinen Freunden ist es ähnlich: Ich glaub nicht, dass sie jetzt auf mich herabschauen oder so, im Gegenteil. Sie scheinen nur nicht mehr so recht zu

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