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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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schnaufe und werde doch immer langsamer. Auch die Geräusche um mich herum klingen plötzlich dumpf, doch die Beine werden zur gleichen Zeit leicht! Das hat der liebe Gott toll gemacht, wie der einen so runter-dimmt und die Beine leicht macht, wenn man auf einem Waldweg mal so spontan zusammenbrechen will .
    Der Boden ist gar nicht so feucht, ich liebe den Boden, liebe ihn dafür, dass er mich nicht zwingt zu laufen! Ich kann echt cool auf dem Boden rumliegen, kann rumliegen solange ich will, und mich um die wirklich wichtigen Dinge im Leben kümmern: atmen zum Beispiel. Hey Waldboden, duuuu bist gut. Duuuu hast dieses Talent! Duuuu weißt was mit mir los ist und gibst mir genau das Richtige!
    »Simon! Um Himmels willen!«
    Eine junge Frau mit blonden Zöpfen beugt sich über mich und berührt meinen Hals.
    »Sag doch, wenn's dir zu schnell ist!«
    »Ach . schnell . ach was . ich bin nur . ausgerutscht . wegen ... meiner ... alten ... Schu ... Schuhe!«
    »Mein Gott, du hast mindestens einen 200er Puls!«
    »Und .? Ist das . gut oder schlecht?«
    Wir brauchen eine geschlagene Stunde nach Hause. Das liegt daran, dass ich zum einen kaum noch aufrecht gehen kann, und zum anderen ums Verrecken nicht weiß, wo wir hingelaufen sind. Erstaunlicherweise bleibt Johanna gut gelaunt und lobt mich sogar dafür, dass ich so gekämpft habe.
    »Ich hab einfach keinen Respekt vor Männern, die nicht ihr Bestes geben. Die nur rumjammern statt zu kämpfen.«
    »Seh ich ganz genauso«, höre ich mich sagen, bevor ich ein zweites Mal zusammensacke.
    Immer noch zitternd vom Tempotraining drehe ich den Duschhahn auf. Doch statt einem Schwall Wasser kommt ein Robbie-Williams-Refrain aus der Dusche.
    Let meeeeeee ... entertain you ...!!!
    Ich bin zu schwach um mich aufzuregen. Müde plätschert gerade mal ein Viertel der sonst üblichen Wassermenge aus meinem Brausekopf. Stumm und gerade mal halb angeduscht steige ich aus der Kabine und setze mich nackt auf den Wannenrand.
    »Er braucht doch die Ruhe!«, sage ich leise zu mir und bedecke mich mit einem großen Handtuch. Ich werde einfach warten, bis meine Übermieterin fertig geduscht hat. Und dann gehe ich runter zu Wellberg und sage ihm die Sache mit dem Wasser und der Klingel. Als Johanna nach fünf Minuten immer noch duscht, lege ich mich in die Wanne und decke mich mit meinem Saunahandtuch zu. Ich rutsche in einen monstertiefen und traumlosen Schlaf.
    alcazar
    »Procter & Gamble Verbraucherservice, mein Name ist Annabelle Kaspar, was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Deo klebt und ich möchte nicht aufgenommen werden zu Schulungszwecken.«
    »Simon!«, höre ich Annabelles erfreute Stimme, »schön, dass du anrufst. Warte!«
    »Auf was?«
    Ich binde mir unter Schmerzen mein Saunahandtuch fest um die Hüfte und werfe einen Blick auf die Küchenuhr. Es ist kurz kurz vor zwei! Ich hab fünf Stunden in meiner Wanne geschlafen! Kein Wunder, dass mir der Rücken weh tut.
    »Erzähl mir schnell von dem Deo, mein Teamleiter schwirrt hier schon wieder rum.«
    »Okay. Also. Euer Deo riecht nach ... nach ungarischem Schwulenthermalbad!«
    Annabelle muss lachen.
    »Wie bitte riecht denn ein ungarisches Schwulenthermalbad, Herr Peters?«
    »Exakt so wie euer Deo. Und zweitens klebt einem das Zeug so die Achseln zu. Ich musste deine Nummer mit der Nase tippen eben!«
    »Ich trag das mal gerade ein, Herr Peters . verklebte dem Kunden die Achseln .«
    Annabelle kriegt sich gar nicht mehr ein und ich werfe einen Blick durchs Küchenfenster. Irgendwas scheint da zu passieren, jedenfalls stehen mehr Menschen als sonst auf dem Platz vor der Kirche.
    »Okay. Der Teamleiter ist weg. Wir haben hier bei Procter & Gamble übrigens gar kein Deo.«
    Ich ziehe den Vorhang wieder zu, drehe die Heizung wärmer und setze mich falschherum auf den Küchenstuhl.
    »Na, dann bin ich ja froh, dass ich nicht bei euch im Callcenter sitze.«
    Annabelle muss wieder kichern. Wenigstens eine, die meine Späße versteht.
    »Halb so schlimm. Wir machen ab und zu die Fenster auf. Warum rufst du denn an?«
    »Ich ... weiß nicht. Ich dachte einfach, wir quatschen ein bisschen .«
    »Du hast gedacht, wir quatschen ein bisschen?«
    »Ehrlich gesagt, ja.«
    »Und . quatschst du sonst auch gerne mal ein bisschen? Mit der Bahnauskunft vielleicht oder mit dem vodafone-Kundenservice?«
    »Nee. Nur mit dir.«
    Für einen kurzen Augenblick frage ich mich, ob sich das nicht alles schrecklich blöd anhören muss für jemanden, der mit was

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