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Millionen-Baby

Millionen-Baby

Titel: Millionen-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eifrig. »Aber wenn Sie wollen,
kann ich Ihnen eine Charakteranalyse Ihrer Person liefern...«
    »Lassen Sie das«, entgegnete er
schnell. »Sonst schieße ich noch in Notwehr .«
    Er verließ das Krankenzimmer
und machte die Tür hinter sich zu. Gierig grabschte ich nach den Zigaretten,
und fünf Sekunden später hatte ich mich etwas beruhigt. Ich fühlte sogar
gewisse freundschaftliche Gefühle für Hawker in mir
aufsteigen und beschloß, ihn nun nicht mehr für eine Million Dollar
Schadenersatz zu verklagen, sondern die Summe auf die Hälfte zu reduzieren.
    Dann öffnete sich die Tür ein
zweites Mal, und ich beugte mich vor, um einen Blick auf meinen Besucher zu
werfen.
     
     
     

10
     
    Sie zog die Tür sacht hinter
sich ins Schloß und kam etwas nervös auf mein Bett zu. Wie lange hatte ich
keine echte Frau mehr gesehen? Es mußte Jahre her sein — das bißchen
französische Spitzenunterwäsche von neulich zählte nicht, da war ich ja krank.
Sie trug einen lebhaft gemusterten Seidenrock und eine passende Bluse, die bei
jeder Bewegung raschelte. Die letzten Sonnenstrahlen des. Tages ließen goldene
Lichter in ihrem Haar aufleuchten.
    Als sie das Fußende meines
Bettes erreicht hatte, blieb sie stehen und lächelte mich etwas unsicher an.
»Tag, Mike«, sagte sie dann. »Mein Besuch wird Sie wohl überraschen .«
    »Julie Holland«, entgegnete ich
gerührt. »Was, zum Teufel...«
    Sie biß sich auf die Lippen.
»Ich hätte nicht kommen sollen .« Sie drehte sich um
und wollte wieder zur Tür.
    »He! Sie sind wohl von allen
guten Geistern verlassen ?« schrie ich. »Setzen Sie
sich hin und lassen Sie sich anschauen. Ich habe seit tausend Jahren kein
weibliches Wesen mehr zu Gesicht bekommen .«
    Da Farrel bisher noch keine Besucher gehabt hatte, stand kein Stuhl im Zimmer; also
setzte sich Julie auf das Fußende des Bettes, schlug die Beine elegant
übereinander und blickte mich an.
    »Sie werden sich bestimmt
fragen, warum ich komme, Mike«, begann sie. »Ich komme aus reinstem Egoismus.
Zunächst: Ich bin inzwischen bekehrt worden .«
    Sie beugte sich vor und
berührte sanft meine Wange. »Habe ich Sie so gekratzt ?«
    »Drei Operationen habe ich
schon hinter mir«, sagte ich feierlich. »Man glaubt, ich werde durchkommen.
Natürlich bleibe ich mein Leben lang entstellt .«
    »Ich weiß, was Sie meinen«,
lächelte sie süß. »Auch ich bin für den Rest meines Lebens verunstaltet.
Erinnern Sie sich, wie Sie mich geschlagen haben? Nur die Schminke verdeckt,
was Sie mir angetan haben .«
    »Okay.« Ich hielt ihr die Hand
zum Friedensschluß entgegen. »Jetzt erzählen Sie aber
von Ihrer Bekehrung .«
    Das Lachen in ihren Augen
erstarb plötzlich. »Als Sie neulich von mir weggingen«, erklärte sie nüchtern,
»saß ich etwa eine Stunde herum und war furchtbar wütend auf Sie. Dann ging ich
schlafen. Gegen vier Uhr morgens hatte ich zwei weitere Besucher .«
    Sie zitterte leicht. »Es waren
Alex Vitrelli und ein ekelhafter Riese, den er Diakon
nannte .«
    »Kenne ich«, sagte ich.
    »Sie waren sehr höflich«,
führte Julie weiter aus. »Sie erzählten mir ungefähr die gleiche Geschichte wie
Sie, sagten, daß das Syndikat in einigen Tagen die Rackets übernehmen würde und
ich an Stelle von Davis nun für sie arbeiten sollte. Dann sagten sie, daß die
Polizei Sie für den Mord an Davis verhaftet hätte — wenn man zufällig mich
fragen sollte, dann wüßte ich eben nichts von der Übernahme des Syndikats. Ich
sollte einfach alles als eine wilde Erfindung hinstellen. Das war’s, Mike.
Danach gingen sie. Alex Vitrelli machte auf mich den
Eindruck eines intelligenten kultivierten Mannes. Am nächsten Tag las ich in
der Zeitung von Ihrer Verhaftung. Es hieß, Sie hätten über Baby Mannering den Verstand verloren und Steve Lucas aus
Eifersucht erschossen. Die ganze Sache war faul, etwas stimmte daran nicht. Ich
merkte, daß man Ihnen alles in die Schuhe schieben wollte, aber den Grund
konnte ich mir nicht vorstellen. Später rief ich Arthur Platt an. Er hatte
ebenfalls die Zeitung gelesen, und Vitrelli hatte auch
ihn besucht. Er war völlig durcheinander .«
    Plötzlich lächelte sie ein
wenig. »Damit ist unsere Romanze vorbei, Mike. Wenn eine Frau sieht, daß ihr
Freund ein glatzköpfiger Feigling ist, dann ist es aus .«
    Julie griff nach Hawkers Zigaretten, ich reichte ihr Feuer.
    »Danke«, murmelte sie. »Tja,
und da habe ich zum erstenmal in meinem Leben
Inventur gemacht. Und was ich dabei gefunden

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