Millionen-Baby
habe, gefiel mir gar nicht. Bis zu
dem Zeitpunkt, als Davis getötet wurde, war die ganze Sache für mich ein Sport,
ein obendrein hochbezahlter. Dann überlegte ich mir, daß Sie wahrscheinlich
nicht in der Lage sind, Ihre Unschuld zu beweisen. Alex Vitrelli hatte einen so guten Eindruck auf mich gemacht, aber er mußte doch ein
eiskalter und rücksichtsloser Mann sein, wenn er zuließ, daß ein Unschuldiger
in die Gaskammer geschickt würde .«
Sie sah mich verlegen an. »Ich
weiß, das hört sich schrecklich kitschig an, wie aus einem Groschenroman.
Finden Sie nicht auch ?«
»Ich verstehe Sie schon«,
versicherte ich.
»Jedenfalls mochte ich das
nicht länger mit ansehen«, fuhr sie fort. »Ich rief also Leutnant Hawker an. Anfangs hörte er gar nicht richtig zu, aber ich
redete und redete, dann rief er jemand in der Staatsanwaltschaft an...«
» Breiden «,
sagte ich. » So’n Kerl, der ewig betrübt aussieht.«
»Möglich«, sagte sie. »Ich
hörte nur, wie der Leutnant mit ihm telefonierte. Danach fragte mich Hawker , ob ich eine Stunde warten könne, dann dürfte ich
Sie besuchen. Und da bin ich nun .«
»Was meinen Sie, wie Arthur
Ihren Frontenwechsel hinnehmen wird ?«
»Das interessiert mich nicht«,
entgegnete sie kalt.
»Freut mich« grinste ich sie
an. »Sie sind viel zu schade für Arthur. Außerdem hat er schon genau die Frau,
die er verdient. Sie tut ihr Bestes, ihn ermorden zu lassen .«
»Jetzt sollte ich aber gehen«, meinte
sie und stand auf. »Der Leutnant sagte, ich solle nicht so lange bleiben .«
»Haben Sie ihm erzählt, wie
Ihre Arbeit für Davis ausgesehen hat ?«
»Habe ich«, sagte sie.
»Wird man Sie unter Anklage
stellen ?«
»Möglich«, entgegnete sie mit
kleiner Stimme. »Bis jetzt haben sie noch nichts Genaues gesagt, aber man merkt
es aus ihrer ganzen Haltung — plötzlich werden sie so förmlich .«
»Es hat keinen Zweck, sich
jetzt schon über die Zukunft Sorgen zu machen«, sagte ich nüchtern. »Wenn sie
Frauen und Männer nicht in getrennten Gefängnissen unterbringen würden, hätte
ich Sie vielleicht gefragt, ob Sie mich heiraten wollen. Dann könnten Sie meine
Zelle teilen. Aber leider geht das nicht .«
»Alles geht vorbei, Mike«,
sagte sie wild. Dann drehte sie sich um und ging hinaus.
Nachdem Julie mich verlassen
hatte, kam der Doktor. Er erlaubte mir aufzustehen. Ein Wärter brachte mir
meine Sachen. Sobald ich erst einmal angezogen war, fühlte ich mich schon viel
besser. Dieses Gefühl hielt bis in den späten Nachmittag an. Dann kamen zwei
Polizisten und holten mich mit einer grünen Minna ab.
Das Büro des District Attorney hätte neu
gestrichen werden dürfen. Die Polizisten lieferten mich dort ab und gingen. Breiden saß hinter seinem Schreibtisch, Hawker ihm gegenüber.
»Setzen Sie sich, Farrel «, sagte Hawker , ohne
seinen Kopf zu wenden. »Es wird etwas länger dauern .«
Ich setzte mich auf einen Stuhl
neben ihm. Plötzlich fühlte ich mich erleichtert — auf dem Schreibtisch sah ich
den Durchschlag des Dossiers liegen.
Breiden sah mich an, wobei seine
Finger lässig auf die Papiere trommelten. »Was diese Sache angeht, haben Sie
die Wahrheit gesagt, Farrel «, begann er trocken. »Es
ist direkt ein Witz — drei Jahre lang habe ich mich bemüht, Informationen über
die Rackets zu sammeln und dabei nicht einmal ein Viertel von dem
zusammengetragen, was hierin enthalten ist.«
»Halten Sie mich immer noch für
verrückt ?«
»Nein, an Ihrem Geisteszustand
zweifeln wir nicht mehr«, brummte Hawker .
»Dann lassen Sie mich meine
Aussage abschließen, die ich vor drei Tagen machen wollte .«
»Einen Mann zum Mitschreiben«,
befahl Breiden kurz.
Etwa zwanzig Minuten später war
die Niederschrift beendet. Als der Mann das Büro verlassen hatte, herrschte
Stille.
»Haben Sie die Geschworenen
schon zusammen ?« fragte Hawker schließlich.
»Ja, aber das eilt nicht«,
sagte Breiden entschieden. »Mit diesen Unterlagen
können wir uns die Leute jederzeit greifen. Vor allem müssen wir nun
verhindern, daß das Syndikat einsteigt. Und natürlich den wahren Mörder finden .«
»Ihre Vorschläge ?« fragte Hawker .
»Beschäftigen wir uns zunächst
mit dem ersten Mord. Da Farrel glaubhaft versichert,
daß weder er noch Baby Mannering die Tat begangen
haben, muß also einer der drei engsten Mitarbeiter von Davis der Mörder sein.
Ich glaube, wir sind uns einig, daß Julie Holland nicht in Frage kommt. Damit
verbleiben Arthur Platt und
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