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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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da irgend jemand Aufgeschlitztes – ich meine, wenn man lange gearbeitet hat, nix reden will, wenn – die sind so doof manchmal. Können sie hundert Semester studiert haben, nützt nix.«
    »Die sind doch nicht alle so.«
    »Nein. Ich kenne aber nicht alle.«
    »Der Czernitzki ist ja nun auch nicht besonders helle.«
    Sie lachte. »Nur mal dieser Opernfreak, den Sie so toll fanden, der hat – ach, was für ein Arsch.«
    »Was hat er?« Er drehte sich zur Seite.
    »Es war halt alles verkehrt. Ich sollte keine Bildzeitung lesen, ich sollte nicht die Lindenstraße gucken, lieber so ein Zeug auf arte, das keine Sau versteht, ich sollte in die Oper, ich sollte Bücher lesen und ich lese keine Bücher, weil ich keine Zeit habe, und « – Sie hob einen Finger – »es war ihm peinlich, eine Frau zu haben, die bei den Bullen ist. Vor seinen Freunden gehörte sich das irgendwie nicht, und dann war ich auch noch dreieinhalb Jahre mit dem zusammen und hab ihm hinterhergeflennt.«
    »Na ja, es sind ja nicht alle –«
    »Wollte aber meine Waffe sehen. Fand der spannend.«
    »Und der davor?« Stocker stellte den Kragen seines Jacketts hoch.
    »Sonst noch ein Wunsch? Jetzt gehe ich mit Ihnen die ganzen Kerle durch, oder was?« Sie tippte mit zwei Fingern gegen das Steuer. »Diese Bischof hat doch einen netten Satz gesagt, auf dem Video, haben Sie’s mitgekriegt? Ist halt schön, wenn man nicht alleine ist, wenn man kommt.«
    »Tja.«
    Sie sah ihn an. »Das haben Sie jetzt auch beim zweiten Mal nicht verstanden.«
    »Doch, doch. Die hat das aber anders gemeint.«
    » Mein Gott, das weiß ich auch. Jetzt sagen Sie gleich, das war aber nicht komisch, nein, es war auch nicht komisch, ich muß noch mal zu den Kollegen von der.«
    »Bringt nichts.«
    »Was sollen wir denn sonst machen? Und der hier, wenn der arbeitslos war, ich meine, falls wir überhaupt, das muß der Pathologe ja sagen – na ja, dann –«
    »Verzeihung, ich kann jetzt nicht folgen.«
    »Das macht nichts.« Sie trommelte aufs Steuer. »Bei der Bischof diese Talkshow, bei ihm jetzt ein Video von der Show.«
    »Sie formulieren Berührungspunkte.« Stocker legte den Kopf zurück. »Warten Sie die Obduktion ab.«
    »Ich hatte noch nie eine Sache mit Berührungspunkten. «Sie strich sich das Haar zurück. »Ich sag Ihnen was: Hätte diese Benz die Bischof nicht aufgefunden, hätten wir die auch erst nach Monaten rausgeholt, so wie’s aussieht. Ich finde einfach kein Schwein, ich meine, ich finde niemanden, der die gut gekannt hat. Mit dem sie befreundet war. Total allein, glaub ich, und er hier –« Sie holte Luft.
    »Möglich«, sagte er. »Fahren Sie die nächste rechts. Wo wohnt denn eigentlich der Czernitzki?«
    »Bei seiner Mutter.« Sie seufzte.
    »Na!«
    »Ich sag Ihnen bestimmt nicht die Straße. Die ist nicht gesund, Asthma oder so, guckt er ein bißchen. Der hat zwar einen Stall voll Geschwister, aber da kümmert sich keiner.«
    »Sagt er.«
    »Sagt er, ja. Was dagegen?«
    »Na ja. Ich meine nur, dieses Ganze, dieses komische Hotel, wenn Sie da – das hat so einen Beigeschmack –«
    »Ja was? Der hat Schicht. Der arbeitet da, wissen Sie?«
    »Ein Glückskind«, murmelte er. »So möchte ich mir meine Schicht auch mal versüßen. Wo gehen Sie denn da hin, in die Küche?«
    »Ab und zu möchte ich ihn schon sehen und wenn Sie sich auf den Kopf stellen.«
    » Czernitzki hat Schicht.« Er ächzte, verschränkte die Arme. »Es zieht ganz schön.«
    »Es stinkt. Ich kann das nicht zumachen.«
    »Es stinkt nicht.« Er rieb sich die Oberarme. »Das ist Einbildung.«
    »Der holt manchmal diese verwelkten Blumen.« Sie ließ einen Arm aus dem Fenster hängen. »Die riechen auch nicht so gut. Das Wasser da drin.«
    »Wer, der – er? «
    »Die stehen da in der Bar. In dem Hotel. Schnittblumen. Wenn sie paar Tage alt sind, soll er sie wegschmeißen. Aber dann nimmt er sie und stellt sie dahin. In das Zimmer. Wenn wir uns sehen. Vergißt er natürlich, das Wasser zu wechseln, stellt er sie hin – das ist so blöd –« Sie stieß die Luft aus, der Wagen geriet ins Schlingern. Als Stocker herübersah, ließ sie den Kopf auf das Steuer fallen.
    Er brüllte: »HALTEN SIE AN«, griff nach ihrem Arm, griff ins Steuer und rüttelte an ihrer Schulter. »Bremsen, verdammt noch mal, BREMSEN.«
    Der Wagen ruckte und blieb stehen. Er schnaufte, räusperte sich. »Lassen Sie mich fahren, ich fahr Sie nach Hause.«
    Sie starrte durch die Windschutzscheibe und als sie Atem

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