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Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Titel: Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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sich warten lassen würde. Im Osten hellte sich der Himmel bereits auf. Der Ausblick war so umwerfend wie die Wohnung.
    Und doch hätte Shane sie auf der Stelle gegen die schäbige kleine Bude in der Nähe des Kenmore Square getauscht, in der Mac ihm gesagt hatte, dass er sie in den siebten Himmel versetzt habe. Und es war nicht nur der Sex. Er mochte sie. Sehr sogar.
    Shane stand am Fenster, aß eine Banane, die irgendwie genau den richtigen Reifegrad hatte, und dachte an alles, was er gerade über neuronale Vernetzung gelesen hatte. Bei dem Prozedere der Aufnahme hatte er einen E-Reader bekommen, von einer kurz angebundenen, grauhaarigen Frau namens Clara, die – ebenso wie die anderen OI-Mitarbeiter, denen er begegnet war – nicht mal mit der Wimper gezuckt hatte, weil er mitten in der Nacht angekommen war.
    Die meisten Unterlagen, die Carla ihm gegeben hatte, war er bereits durchgegangen – Schlaf wurde überschätzt. Und doch wusste er noch immer nicht, was er von all dem hier halten sollte. Laut den »Wissenschaftlern« hier am Obermeyer-Institut kamen manche Menschen anscheinend mit der Fähigkeit auf die Welt, einen wesentlich größeren Teil ihres neuronalen Netzes, sprich: ihres Gehirns, zu verknüpfen und konnten dadurch ernst zu nehmende Superkräfte entwickeln. Doch diese Kräfte zu kontrollieren, erforderte auch ernsthaftes Training – ein Konzept, das Shane als ehemaliger SEAL sehr gut verstand.
    Aber trotzdem …
    Es ging weit über seine Vorstellungskraft hinaus. Wahrscheinlich, weil er sich als ehemaliger SEAL auch gut mit den Grenzen des menschlichen Körpers auskannte. Ein Körper konnte nur das leisten, wozu ein Körper eben imstande war – so einfach war das.
    Aber laut den Leuten am OI existierten diese Grenzen nicht für jemanden mit einem hochvernetzten Gehirn. Und offenbar glaubten diese Leute, dass Shane ein guter Kandidat – auch bekannt unter der Bezeichnung »Potenzieller« – für ihr Trainingsprogramm war. Das würde eine Riesenenttäuschung werden, denn das Konzept war offensichtlich kompletter Blödsinn. Sie verschwendeten ihre Zeit, ob sie nun zwei Minuten oder zwei Monate mit dem Versuch verbrachten, ihn einen Bleistift mit der Kraft seiner Gedanken bewegen zu lassen.
    Zeit, die er viel lieber auf andere Art verschwenden würde. Was ihn wieder auf Mac brachte.
    Er hatte das, was er im Haupteingangsbereich gesehen hatte, wieder und wieder im Kopf durchgespielt und war zu dem Schluss gekommen, dass er einfach keinen vernünftigen Schluss aus alldem ziehen konnte.
    Mac war neben einem Mann hergelaufen, der etwas gesagt hatte, was sie zum Lachen brachte. Riesensache. Shane hatte mit vielen Frauen Zeit verbracht, die er nicht einmal angerührt hatte.
    Sie hatten beide Motorräder – Mac und ihr riesiger Freund. Na und? Rund um den Globus war die Harley das bevorzugte Fortbewegungsmittel für Leute im Sicherheitsdienst.
    Als Shane seine bittere Eifersucht beiseitegeschoben hatte und das, was er gesehen hatte, objektiv betrachtete, sah er zwei Personen – mit einer davon hatte er kürzlich geschlafen –, die zielstrebig zu irgendeinem Einsatz aufgebrochen waren. Und doch konnte er nicht vergessen, was Mac ihm gesagt hatte, kurz bevor sie ihn auf der Straße vor ihrer Wohnung hatte stehen lassen. Es bedeutet, dass ich mich nicht mehr mit dir treffen kann.
    Dafür konnte es natürlich mehrere Gründe geben, und eine bereits bestehende Beziehung mit einem Kollegen war nur einer davon.
    Shane warf die Bananenschale weg, nahm das Telefon von der Arbeitsplatte und drückte die Null. Es klingelte nur einmal, bevor jemand abnahm. »Lieutenant Laughlin«, begrüßte ihn eine fröhliche Stimme. »Hier ist Robert, ganz zu Ihren Diensten. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Ja, Hi«, sagte Shane, »Ich würde gern eine Nachricht für Mac hinterlassen. Ich habe sie weggehen sehen, ich weiß also, dass sie im Moment nicht im Institut ist, ähm, und ich frage mich, wie ich das am besten mache, weil ich ihre Telefonnummer nicht habe.«
    Es folgte eine ziemlich lange Stille, bevor Robert sich räusperte und wesentlich weniger fröhlich sagte: »Ihre Bitte ist … äußerst ungewöhnlich, Sir. Ich bin nicht sicher, wie ich … Also, ich weiß , dass ich Ihnen von niemandem die Privatnummer geben darf. Tut mir leid, aber –«
    »Nein, nein, das verlange ich auch gar nicht«, sagte Shane, obwohl man seine Bitte auch durchaus so hätte verstehen können. Er fischte hier im Trüben, wusste nicht

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