Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
mal genau, ob Mac wirklich hier arbeitete, auch jetzt noch nicht, denn Robert hatte ihm nicht allzu viele Anhaltspunkte gegeben. Obwohl, vielleicht doch. Als Shane nach Mac gefragt hatte, hatte er immerhin nicht Wer? gesagt. Allerdings wollte sich Shane mit diesem Erfolg nicht begnügen. Er passte seine Stimme Roberts anfänglicher Heiterkeit an und lachte. »Wenn Sie das tun würden, müsste ich wohl dem Sicherheitsdienst Beine machen, oder? Ich dachte nur, vielleicht könnten Sie, ich weiß nicht – mich mit ihrem Anrufbeantworter verbinden?«
Wieder eine lange Pause. Komm schon, Robert. Wenigstens einen kleinen Hinweis. Hatte Mac hier überhaupt einen Anrufbeantworter?
Er räusperte sich wieder, dann, »Tut mir leid, Sir –«
»Wie wär’s, wenn Sie ihr die Nachricht hinterlassen?«, versuchte Shane. »Bitten Sie Mac, mich anzurufen, okay? Sobald sie reinkommt. Es ist sozusagen dringend.«
»Wenn es dringend ist, Sir«, sagte Robert, »kann ich Sie mit einem der anderen Mitarbeiter verbinden.«
Ha. Er hatte recht. Mac war eine Mitarbeiterin.
»Oder«, fuhr Robert fort, »ich kann Ihnen jemanden schicken, der Sie ins Gesundheitszentrum bringt …?«
Mitarbeiter am OI-Gesundheitszentrum …? War Mac Ärztin oder vielleicht eine Art Rettungssanitäterin?
»Oh nein, es geht schon«, sagte Shane. »Ich bin sicher, dass ich allein da hinfinde, wenn ich was brauche.«
»Ähm, nein, Sir, tut mir leid, aber das können Sie nicht«, sagte Robert. »Sie haben noch keine Freigabe, sich auf dem Gelände zu bewegen. Außerdem werden alle Potenziellen von Mitternacht bis sieben Uhr früh eingeschlossen.«
Shane ging zur Balkontür und versuchte, sie zu öffnen, und dann die Tür zum Flur. Tatsache. Er war eingeschlossen. Quasi. Die Schiebetür konnte aus den Schienen gehoben werden, und die Angeln der Eingangstür lagen innen, was den Einschluss eher symbolisch machte – zumindest, wenn jemand unbedingt rauswollte. Obwohl es außerhalb des Gebäudes und in den Fluren wahrscheinlich Überwachungskameras gab …
»Ich bestelle jemanden, der zu Ihnen ins Zimmer kommt«, beschloss Robert, und als Shane etwas sagen wollte, fügte er hinzu: »Und ich werde Dr. Mackenzie Ihre Nachricht hinterlassen, obwohl ich keine Ahnung habe, wann sie zurückkommt.«
Dr. Mackenzie. Verdammte Scheiße. Mac war Ärztin. »Danke«, brachte Shane hervor. »Aber –«
»Es wird gleich jemand bei Ihnen sein«, sagte Robert.
»Das ist wirklich nicht nötig«, sagte Shane, als seine Türklingel summte. »Wow, das ging ja schnell.«
»Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Morgen, Sir«, sagte Robert und brach die Verbindung ab.
Shane legte auf und ging wieder zur Tür – die er immer noch nicht öffnen konnte. Aber es gab eine Art Sprechanlage, gleich neben einem Türspion, also drückte er auf den Knopf. »Ich bin quasi eingeschlossen.«
Durch den Spion konnte er einen großen Mann mit weißem Laborkittel erkennen, und … Ja, es war Dr. Zerkowski. Er war immer noch genauso zerzaust, sah aber wesentlich müder aus als vor all den Stunden, als sie über Vurp miteinander gesprochen hatten. »Ich habe einen Hauptschlüssel«, sagte der Doktor jetzt. »Kann ich reinkommen?«
»Tun Sie sich keinen Zwang an«, sagte Shane, und die Tür ging auf. »Tut mir leid, dass Sie gestört wurden, Doc. Ich brauche eigentlich gar nichts –«
»Ja, ich weiß«, sagte der Doktor. »Ich habe das Transskript ihres Anrufs überflogen – zumindest den Anfang. Haben Sie die Information bekommen, die Sie wollten?«
Shane lachte überrascht, was ihm irgendwie die Möglichkeit raubte, sich dumm zu stellen. Er versuchte es trotzdem. »Wie bitte …?«
»Nicht ganz, hm?«, sagte Zerkowski. »Danke, ich komme gerne einen Moment rein. Und sagen Sie doch Elliot. Bitte.« Er machte einen Schritt nach vorn, was Shane zwang, nach hinten auszuweichen, und die Tür schloss sich hinter ihm. »Ich war im Gebäude, als ich hörte, dass Sie angekommen sind. Da Sie offensichtlich noch wach sind, dachte ich, ich schau mal vorbei.«
Er lächelte Shane an. »Und um zu verhindern, dass Sie noch einen Empfangsmitarbeiter ins Kreuzverhör über Mac nehmen, die zufälligerweise eine Freundin von mir ist. Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass es vielleicht Probleme gibt, wenn ein Potenzieller so viele Fragen nach ihr stellt und ihr Nachrichten hinterlässt …?« Er beantwortete seine Frage selbst, während er das Wohnzimmer betrat. »Wahrscheinlich nicht. Genauso wenig, wie
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