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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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nach Gretna Green [2] ,
wenn ich ihr einen Knüppel zwischen die Beine werfe. Sie liebt ihn nicht. Sie
glaubt, sie liebt ihn, weil sie sich so langweilt. Und wenn ich
dazwischenfunke, dann verliebt sie sich gleich noch mehr in ihn.«
    »Ich kann
dir doch so weit vertrauen, daß du mir diese Geschichte nicht mit irgendwelchen
Hintergedanken auftischst?« sagte der Squire.
    »Niemals
würde ich ...«
    »Nein,
natürlich nicht. Ich habe meine Tochter vor vielen Jahren an einen Taugenichts
verloren. Sie ... Mary ... war ein leichtsinniges Mädchen. Ich war wenig zu
Hause, und meine Frau hat sie ganz fürchterlich verwöhnt. Als ich eines Tages
von einer Reise zurückkam, mußte ich feststellen, daß sie sich mit einem
äußerst unpassenden jungen Mann verlobt hatte. Ich habe nicht lange gefackelt. Sie
drohte, mit ihm wegzulaufen. Da habe ich sie in ihr Zimmer gesperrt. Meine Frau
– Gott gebe ihrer Seele Frieden – fand die ganze Sache unsagbar romantisch. Sie
half Mary, mit diesem Dummkopf zu entwischen. Sie wurden dann in Gretna Green
getraut, kamen wieder zurück in den Süden und ließen sich in London nieder. Ich
habe mich geweigert, irgend etwas mit ihnen zu tun zu haben. Ich schickte Mary
Geld, weil sie offensichtlich furchtbar in der Klemme saßen. Dieser Kerl, Percy
Fitzwilliam hieß er, war ein Spieler. Mary starb im Kindbett, und dieser
Fitzwilliam wollte sich auch danach noch bei mir Geld leihen. Ich weigerte
mich, ihn zu empfangen oder seine Briefe zu beantworten. Ich weiß nicht, was
aus ihm geworden ist. Die ganze Sache spielte sich vor vielen Jahren ab, gerade
bevor du die Pfarrei übernommen hast. Ich bin erstaunt, daß du nichts davon
gehört hast, Charles.«
    »Man
erzählt mir nicht viel Klatsch«, sagte der Pfarrer. »Ich
interessiere mich wohl nicht genug dafür. Es tut mir leid, daß ich alte Wunden
aufgerissen habe, Jimmy.«
    »Laß nur,
es ist zu lange her, als daß es noch schmerzt. Aber wenn ich es anders gemacht
hätte, wenn ich eine Möglichkeit gefunden hätte, den jungen Mann zu vertreiben,
ohne es Mary oder meine Frau wissen zu lassen, dann wäre Mary vielleicht heute
noch am Leben. Das ist mein Rat, Charles. Halte dich an Wentwater.«
    »Und
peitsche ihn aus?«
    »Nein,
nein. Du mußt dir etwas ausdenken, was ihn erschreckt und demütigt. Laß mich
nachdenken. Nimm dir doch noch ein Glas Wein, Charles.«
    Der Pfarrer
ließ sich nicht lange bitten. Das durch die Ahornblätter fallende Sonnenlicht
bildete helle Flecken auf dem faltigen Gesicht des Squire. Sein lautloser
Diener stellte eine neue Flasche auf den Tisch und zog sich schweigend zurück.
    Ein in den
Blyne mündendes Bächlein lief durch den Garten. Sein beruhigendes Plätschern
gesellte sich zum Rauschen der Blätter im Wind.
    Der Pfarrer
ertappte sich dabei, wie er über Minervas unkeusche Gedanken nachdachte.
Vielleicht durfte man hoffen. Gute Mädchen wie Minerva lenkten diese Gedanken
gleich in die richtigen Bahnen, nämlich Heirat und Kinderkriegen. Aber Minerva
wäre auch imstande, sie ganz und gar zu unterdrücken. Vielleicht hätte er ihr
sagen sollen, daß solche Gefühle vollkommen natürlich sind.
    Der Squire
zog des Pfarrers Aufmerksamkeit durch ein trockenes Hüsteln auf sich.
    »Sag mir
eins, Charles«, sagte er. »Wir wissen, daß Füchse schädlich sind. Wenn du jetzt
erfahren würdest, daß sich ein Fuchs herumtreibt, was würdest du dann tun?«
    »Nun ...
Jagd auf ihn machen, natürlich, Jagd auf ihn machen.«
    »Genau«,
pflichtete ihm der Squire bei.
    Der Pfarrer
schaute seinen Freund überrascht an. Dann leuchteten seine kleinen Äuglein auf,
und er schlug sich auf die Knie.
    »Ganz
ruhig«, mahnte der Squire zur Vorsicht. »Wir müssen sorgfältig planen ...«
    »Wir müssen sorgfältig planen«, sagte
Lady Godolphin. Sie und Minerva saßen ein wenig abseits auf dem Gras. Lord
Chumley hatte sie zu einem Fest auf dem Land in Surrey eingeladen.
    »Ja«,
antwortete Minerva traurig und leise.
    »Er ist dir
schon fast ins Netz gegangen«, sagte Lady Godolphin anerkennend. »Ich hätte
wirklich nicht gedacht, daß du zu so etwas das Zeug hast. Chumley ist kein
schlechter Fang.«
    »Ich kann
aber nicht feststellen, daß sich jemand außer mir um seine Gunst bemüht«,
wandte Minerva ein.
    »Jaa! Weil
alle die Hoffnung aufgegeben haben. Du hast ihm beim Eröffnungsball bei Almack
den Kopf verdreht. Ich hätte
gedacht, daß Comfrey sich einmischt, aber er war zu sehr mit dieser feschen
Witwe, Jane Carstairs,

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