Mir verspricht dein Name Liebe
machte einen Hüpfer. Doch jetzt war dieser verzauberte Augenblick, da sie Gerro küssen könnte, vorbei. Tristan zog sich nämlich gerade einen Stuhl an ihren Tisch und bestellte sich einen Mokka.
Gerro fragte seinen Freund nach seinem Arbeitsfortschritt und erhielt eine für ihn befriedigende Antwort.
„Die Hälfte der Examensarbeit ist schon so gut wie fertig“, antwortete Tristan knapp.
Er schien sehr zufrieden mit sich zu sein. Doch dann wandte er sich an Melina und fragte in einem leicht ironischen Ton:
„Und was macht die Baroness von Barlinghausen so? Lebt sie schon in ihrem großen Schloss?“
Melina war so überrascht von dieser Frage, dass sie erst nach Luft ringen musste, bis sie zu einer Antwort ansetzte. Aber Tristan schien dies nicht wirklich wissen zu wollen, denn er trank schnell seinen Mokka aus und verabschiedete sich mit den Worten:
„Ich muss jetzt leider weiter, hab gleich eine Verabredung mit Vanessa. Tschüss ihr beiden!“
Melina blieb das Herz stehen. So schnell hatte sich Tristan getröstet? Wie furchtbar! Und sie hatte Isolde überredet, für ihre ewige Liebe zu kämpfen. Was konnte sie nur tun, um ihre Freundin vor einer so bitteren Enttäuschung zu bewahren?
Gerro, der Melina genauestens beobachtet hatte, legte beruhigend seine warme Hand auf die Ihre und sagte beschwichtigend: „Das war nur Show. Der arme Kerl ist total unglücklich, was er vor dir natürlich nicht zeigen will. Wahrscheinlich möchte er, dass du Isolde von eurer Begegnung erzählst. Aber das tust du bitte nicht, weil es schon genug Missverständnisse zwischen den beiden gibt.“ Melina atmete erleichtert auf.
„Ja, vielleicht sollten wir überlegen, was wir tun können, um ihnen zu helfen.“ Während die junge Frau sprach, schaute sie intensiv auf die Männerhand auf ihrem Arm, die einfach nicht weggezogen wurde. Wie schön war das! Melina atmete tief ein und traute sich dann in Gerros Augen zu blicken. Da war nur Liebe, reine Liebe. Wie von einem Magneten gezogen berührten sich ihre Lippen zu einem zarten Kuss. „Melina“, raunte Gerro nach einer Unendlichkeit. Und Melina konnte darauf nichts Anderes murmeln als „Gerro!“
Ganz automatisch standen sie nach einer Weile auf, und spazierten Hand in Hand durch die Straßen. Irgendwann standen sie vor dem Haus, in dem Melina ihre kleine Wohnung hatte, und gingen wie selbstverständlich zusammen hinauf und schlossen energisch die Wohnungstür hinter sich zu.
Kapitel 21
Isolde war nach ihrem wilden Ritt voller Mut in ihr Zimmer gestürmt, um sich für die Begegnung mit dem Fürsten umzuziehen. Das Mittagessen hatte sie ausfallen lassen, um ihre Mutter nicht sehen zu müssen. Wer weiß, vielleicht wäre sie sonst in ihrem Entschluss schwankend geworden.
Aber die Frau Baronin hatte sich in ihr Gemach zurückgezogen, wie ihr die Haushälterin bei ihrer Ankunft mitteilte.
Die gute Frau Wedemann hatte Isolde ein paar Butterbrote in ihr Zimmer stellen lassen, die sie jetzt gierig verschlang. Und dann hatte sie noch genug Zeit, um sich frisch zu machen und ein wenig zu ruhen.
Gegen fünf Uhr hörte sie draußen ein Auto vorfahren und lief zum Fenster. Vor dem Haupteingang stand eine große, weiße Limousine, die blank geputzt glänzte. Ein Mann in Uniform öffnete gerade die hintere Wagentür und ein großer, graumelierter Herr im leichten Sommeranzug kletterte bedächtig heraus. Er kontrollierte sorgsam seinen Krawattenknoten, als er sich gemessenen Schritts dem Eingangsportal näherte.
Gleich würde die Glocke erklingen, dachte Isolde. Aber nichts geschah. Sie versuchte durch die Scheiben zu erspähen, was diesen Herrn daran hinderte zu klingeln, konnte aber leider nichts erkennen. Der Chauffeur war mit dem Wagen schon zum Parkplatz gefahren. Warum wartete der Fürst denn vor der Tür?
Da erklang ein verhaltener Ton, als ob der Besucher nur zögerlich an der Türglocke gezogen hätte. War der große und reiche Mark von Kornwallenburg etwa genauso nervös wie sie selbst? Isolde musste lächeln bei diesem Gedanken.
Das warf ein völlig neues Licht auf den Fürsten. Sie hatte ihn die ganze Zeit als einen strengen Richter gesehen. Aber vielleicht war er auch nur ein tief verletzter Mann, der nur mit einiger Anstrengung die Rolle eines Unbeeinflussbaren spielen konnte.
Fast leichtfüßig lief die junge Baroness nach unten. Das Dienstmädchen hatte den hohen Besuch ins Empfangszimmer geführt. Isolde wollte die
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