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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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weiß, dass du mich gestern nicht wegschicken wolltest! Ich habe es in deinen Augen gesehen! Dafür wollte ich dir ein letztes Mal danken!«
    Mira starrte auf ihre nassen Stiefelspitzen und wusste nichts darauf zu sagen.
    Zögerlich und voller Widerwillen streckte sie schließlich ihre Hand aus. Hippolyt griff zu, schüttelte sie und hielt sie dabei den Bruchteil einer Sekunde länger als nötig fest. Da durchzuckte es Mira wie ein Stromstoß. In Hippolyts Handfläche befand sich etwas. Es war eine Karte.
    Überrascht sah sie hoch und Hippolyt blickte ihr für einen Moment in die Augen.
    »Du wirst es verstehen!«, sagte er leise. »Ich konnte nicht anders!«
    Dann zog er eilig seine Hand zurück und wurde von Albert aus der Kammer getrieben.
    Miras Herz klopfte zum Zerspringen. Sie hielt Hippolyts Geschenk unbemerkt mit dem Daumen unter ihrer Handfläche und hoffte, dass keiner ihr Zittern und ihren erstaunten Blick bemerkt hatte. Das war es also gewesen, was Albert unter der Säule Hippolyt zugesteckt hatte!
    Als die schwarze Hexe auf den scheidenden Hippolyt blickte, schob Mira die Karte schnell in ihre Tasche und schloss ihre Finger um sie. Inmitten der Trostlosigkeit umfloss sie plötzlich ein unverhofftes warmes Gefühl. Sie besaß wieder das Silbermännchen!

23. Kapitel

    in dem Mira einen Blick auf sich selbst wirft
    Sie waren allein. Mira hörte noch eine Weile Hippolyts Husten und seine schlurfenden Schritte, die vom Getrampel von Alberts Stiefeln begleitet wurden. Dann stiegen nur noch die stechenden Töne der Musik von unten zu ihr hoch und drangen wie Nadelspitzen in ihren Kopf.
    Wohin sie Hippolyt wohl brachten? Ob sie ihn jemals wiedersehen würde? Ihre rechte Hand krallte sich um die kleine Karte in ihrer Hosentasche. Sie war ihr Rettungsboot, eine kleine Nussschale, an der sie sich in den Stürmen, die nun kommen sollten, festhalten konnte. Aber würde das Silbermännchen überhaupt erscheinen?
    Mira warf einen verstohlenen Blick auf die schwarze Hexe, die nun wieder ganz versunken in dem Buch blätterte. Als sie genau in der Mitte der Seiten angelangt war, hielt Mira für einen Moment den Atem an. Die Mitte. Dort, wo der weiße Drache dem schwarzen Drachen begegnet. Im Zentrum des Geheimnisses.
    Die Hexe fuhr mit dem Finger über die Zeichnung der beiden Drachen. Sanft und vorsichtig. Dann blickte sie plötzlich hoch und sah Mira in die Augen. »Gleich wirst du Cyril wieder beschwören. Aber ich möchte, dass du dann auf meiner Seite bist.«
    Mira krampfte ihre Hand zusammen, dass es schmerzte. »Ich werde nie auf Eure Seite kommen«, sagte sie langsam.
    »Oh doch, das wirst du«, erwiderte die Hexe mit ruhiger Gewissheit.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Mira.
    Statt zu antworten, deutete die Hexe auf die drei Kugeln auf dem Schreibtisch.
    Die Verfolger müssen sie im Baumhaus gefunden haben, in Milenas Fransentasche , dachte Mira. Jetzt lagen sie vor ihr. Die Kugeln des Drachen. Während die Fernsichtkugel klar und durchsichtig war, blieb die Kugel, mit der man durch die Zeit sehen konnte, ganz und gar undurchdringlich. Mira hoffte, diese Kugel würde ihr nichts zeigen. Sie wollte ihre Zukunft nicht kennen. Nicht jetzt.
    Einzig in der Kugel, die in der Mitte lag, war etwas zu sehen. Sie spiegelte den ganzen Raum in einem einzigen verzerrten Bild.
    Mira sah in der Kugel die Decke der Kammer mit ihrem Stuck und den Ornamenten und das Fenster mit dem strahlend weißen Rahmen vor der dunklen Nacht. Seltsamerweise konnte sie sich aber selbst nicht in der Kugel entdecken. Alles, was sie sah, waren die dunklen Augen der schwarzen Hexe, die sie aufzusaugen schienen. Und da, inmitten der Augen, war noch eine kleine Gestalt zu erkennen. Mira erschrak.
    Es war eine Spiegelung ihrer selbst, wie sie in dem Sessel saß. Doch merkwürdig: Einmal war sie groß, ein andermal klein. Einmal sah sie klug und erwachsen aus. Ein andermal verwirrtund ängstlich. Einmal saß sie aufrecht, dann in sich zusammengesunken.
    Es war eine andere Mira, immer wieder.
    »Was ist das?«, fragte sie verblüfft.
    »Erkenne dich selbst!«, erwiderte die schwarze Hexe.
    »Das bin immer ich?«
    »Das bist du, wie du von den anderen gesehen wirst. Das ist das Geheimnis der Spiegelkugel. Sie zeigt dir den anderen Blick .«
    Mira wurde schwindelig. Sie hatte vorher nicht geahnt, dass sie aus so vielen unterschiedlichen Personen bestand. »Graumalkin sagte, diese Kugel sei die gefährlichste von allen«, flüsterte sie.
    Die

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