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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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wundervolles Süppchen«, sagte er. »Es sind nur köstliche Zutaten darin: Brennnessel, Eukalyptus, Knöterich, Froschlaich, Spinnenbein und noch ein paar andere Dinge, die ich hier nicht aufzählen möchte. Exzellent. Fürwahr. Exzellent.«
    Mira erwiderte nichts, sondern kuschelte sich noch tiefer in ihre Decke hinein. Das Fenster stand offen und von draußen wehte die feuchtkalte Herbstluft in die Küche. Der Mond war nicht mehr zu sehen. Wie lange sie wohl geschlafen hatte? Wie lange war wohl die Hexe Fa schon weg? Und wer war dieser eigenartige Mann? Sicher ein Zauberer. Obwohl er anders aussah als die Hexen und Zauberer, die sie im Wald gesehen hatte. Er war viel besser gekleidet, rundlich und bewegte sich auch anders. Er schien zufrieden, dachte Mira.
    Der Mann rührte ein bisschen mit der Schöpfkelle in der Suppe herum und summte ein Lied vor sich hin. »Hast du schon probiert?« »Nein.« Mira lächelte schwach. »Ich hatte schon genug davon.« Sie deutete auf die Flasche mit dem Krötenpunsch und der Blick des Zauberers hellte sich auf. »Ah, das ist wirklich legendär, sage ich dir«, erklärte er und goss sich etwas in ein Gläschen, das er vom Tisch nahm.
    Er roch ein wenig an der schmutzig braunen Flüssigkeit und kippte sie dann hinunter. »Fürwahr eine Wohltat!« Dann lächelte er Mira zu und fragte: »Und mit wem habe ich hier die Ehre?«
    »Ich heiße Mira und bin eine Freundin …«, sie räusperte sich und brachte dann heraus, »… von Miranda.« »Ah!«, sagte der Zauberer, »von der bezaubernden Enkelin der großen Fa! Wunderbar!«
    Er summte wieder vor sich hin und inspizierte die Kräuterbüschel, die über dem Kessel hingen. »Ich habe dich noch nie bei den Zauberern in dieser Gegend gesehen.« »Ich, ich bin auch nicht von hier. Ich bin nur zu Besuch bei meiner Tante in Schwarzburg«, antwortete Mira schnell.
    Der Zauberer nahm eines der Kräuterbüschel und streifte ein paar getrocknete Blüten ab, die er in seiner Hand zerdrückte. »Und du hast dieses Haus auf Anhieb gefunden? Das gelingt nicht vielen Hexen. Alle Achtung«, sagte er anerkennend. Mira lächelte geschmeichelt.
    »Es war auch noch mein allererster Flug«, hätte sie gerne hinzugefügt, doch in diesem Moment wurde ein Fensterflügel aufgeschlagen und eine riesige Eule mit breiten Schwingen rauschte herein. Sie hatte eine kleine Amsel in ihren Krallen und landete auf dem Fußboden. Einen kurzen Augenblick später sah man die Hexe Fa und Miranda nebeneinander in der Küche stehen. Miranda zitterte vor Kälte und Erschöpfung. Sie stakste zu dem abgewetzten Sessel neben dem Kamin und ließ sich hineinfallen. Nachdem sie einen wütenden Blick auf Mira abgeschossen hatte, starrte sie wortlos in das Feuer.
    Die Hexe Fa betrachtete den Zauberer und runzelte die Stirn. »Was in aller Welt machst du hier, Hippolyt?«, fragte sie ungehalten, während sie Miranda ein Glas mit Krötenpunsch in die Hand drückte. Mira registrierte erleichtert, dass auch Miranda zögerte, bevor sie das Glas an ihre Lippen hob. Hippolyt verbeugte sich mit einer ironischen Geste. »Ich wollte nur die versprochene Suppe abholen.«
    »Ich dachte, du kommst morgen.«
    Hippolyt lachte. »Aber nein, da irrst du dich, meine Liebe. Es war heute ausgemacht.« Er lächelte sein liebenswürdigstes Lächeln. »Wirst du etwa auf deine alten Tage vergesslich?«
    »Ich kann es nicht leiden, wenn man unangemeldet durch das Fenster kommt, das solltest du eigentlich wissen«, erwiderte die Hexe grollend.
    »Entschuldige, ich sah nur das Licht brennen und hatte dann Gelegenheit, mich mit dieser überaus freundlichen jungen Dame zu unterhalten.« Er machte wieder eine kleine Verbeugung in Miras Richtung, die unsicher zurücklächelte. Miranda sah sich das Ganze von ihrem Sessel aus an und verdrehte die Augen.
    »Ich glaube, du verschwindest jetzt besser wieder, Hippolyt!«, sagte die alte Hexe und schob den Zauberer zur Tür.
    Hippolyt verabschiedete sich von Mira und Miranda mit Handkuss, was Mira peinlich war und Miranda mit einem angewiderten Lächeln quittierte.
    »Lebt wohl, ihr beiden, kommt mich mal in meinem Restaurant besuchen, dem Blauen Pfau !«, sagte er noch, bevor er von der alten Hexe außerhalb der Sichtweite der beiden Kinder in den Windfang vor der Haustür gezogen wurde.
    »Wann bringst du mir das, was du mir versprochen hast?«, flüsterte sie an der Tür. »So schnell wie möglich«, sagte Hippolyt. Mira und Miranda spitzten die Ohren. »Aber ich habe

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