Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
Vom Netzwerk:
noch neben ihr, doch nun war es so durchscheinend, dass Mira kaum noch seine Umrisse wahrnehmen konnte. Es verbeugte sich kurz. »Den Schluss muss ich dir leider ein andermal erzählen!«
    »Geh nicht!«, rief Mira.
    Doch das Silbermännchen schüttelte nur traurig den Kopf. » Amor manet !«, flüsterte es mit leiser Stimme. Es war schon beinahe verglommen.
    »Was sagst du?«, rief Mira verzweifelt.
    »Die Antwort auf Tempus fugit heißt Amor manet! «
    In diesem Moment verlor es sich ganz in der Luft und die graue Karte trieb mit dem dunklen Wasser nach draußen.

21. Kapitel

    in dem Mira in die Zukunft fällt
    »Die Karte!«, rief Mira und sprang ins Wasser.
    Da schwamm sie dahin! Die letzte Karte des Silbermännchens.
    Mira warf sich verzweifelt in die Wellen. Das Wasser spritzte und für einen Moment war die Karte nicht mehr zu sehen. Doch gleich darauf tauchte sie auf – nur wenige Meter von Mira entfernt.
    Glitschige Algen streiften ihre Arme, als sie ihre Hand nach der Karte ausstreckte. Doch gerade als sie mit den Fingerspitzen den Karton berührte, wurde sie jäh gestoppt. Jemand hatte unter Wasser ihr Bein gepackt und hielt es fest. Sie drehte sich um. Der große, ungelenke Junge, Xenias Gehilfe, stand grinsend hinter ihr.
    »Eine hab ich schon!«, verkündete er lauthals. Mira versuchte sich strampelnd aus der Umklammerung zu befreien. Sie sah vor sich auf das dunkle Wasser. Die Karte schaukelte auf den Wellen und trieb mit der Strömung aus dem Tunnel hinaus in die Mondnacht.
    »Lass mich los!«, rief sie dem Jungen wütend zu.
    Plötzlich war ein Rabe über ihr. Er war dunkel und glänzend und hatte eine einzelne schimmernde weiße Feder in seinem Gefieder. »Vorsicht, Mira!«, hallte Rabeus’ Stimme in ihrem Kopf.
    »Rabeus!«, rief Mira und duckte sich.
    Der Rabe streifte mit seinen Krallen den Kopf des Jungen. Der Junge schlug wild um sich und fiel nach hinten ins Wasser, während der Rabe mit seinen mächtigen schwarzen Schwingen über ihm kreiste. Mira konnte sich loswinden und lief durch das schäumende Wasser zum Ausgang des Tunnels. »Das Pulver!«, schrie Xenia. »Los! Bestreut ihn mit dem Pulver!«

    Aus den Augenwinkeln sah Mira, wie der Mann hinter Xenia aus seiner Jackentasche ein kleines ledernes Säckchen herauszog. Er entnahm dem Säckchen eine Handvoll weißlichen Pulvers, das er nun hoch in die Luft warf. »Rabeus«, rief Mira. »Pass auf!« Doch es war zu spät. Das Pulver glitzerte einen Moment in der Luft wie feiner Schnee und legte sich dann wie Mehltau über das schwarze Gefieder des Raben. Rabeus versuchte es abzuschütteln und schlug verzweifelt mit den Flügeln. Doch das Pulver klebte an seinem schwarzen Gefieder fest.
    Auch Mira hatte etwas von dem Pulver in den Haaren und auf dem Gesicht. Sie musste niesen, denn es roch scharf und kitzelte in ihrer Nase.
    Es waren nur noch wenige Schritte bis zum Ausgang des Tunnels. Dort war das Gitter hochgezogen und die eisernen Spitzen der Gitterstäbe ragten wie lange Speere von oben aus der Tunnelöffnung. Draußen hinter der Uferböschung konnte Mira zwei Männer ausmachen, die den Fluchtweg überwachten. Mira starrte auf das schwarze Wasser und suchte die Wellen ab. Von der Karte des Silbermännchens war nichts mehr zu sehen.
    »Schnell, schnappt sie euch!« Xenias kreischende Stimme war dicht hinter Mira und etwas berührte ihre Schulter. Mira sah sich gehetzt um. Doch es war nur Rabeus, dessen schwarze Federn sie im Flug streiften.
    »Geh durch den Rätselgang!«, hörte sie seine Stimme. Dann zog er an ihr vorbei und flog ins Freie. Er kreiste über den beiden Wächtern und verschwand dann hinter einer grauen Wolke, die den Mond bedeckte.
    Mira kletterte rasch in die Öffnung des Rätselgangs, die sich wie ein großes, klaffendes Loch neben ihr auftat. Hinter sich hörte sie noch die Schreie und Rufe ihrer Verfolger, doch kaum war Mira ganz in dem Gang verschwunden, schloss sich die Mauer hinter ihr und die Geräusche von draußen verstummten augenblicklich. Eine samtene Schwärze umfing Mira.
    Sie war gerettet.
    Und sie war allein.
    Das Silbermännchen war fort und Rabeus ... Mira schluckte. Rabeus war mit dem Pulver bestreut worden. Wenn es stimmte, was die schwarze Hexe gesagt hatte – und Mira zweifelte keinen Augenblick daran –, dann würde er sich nie wieder in einen Menschen zurückverwandeln können. Und schlimmer noch. Er würde mit der Zeit vergessen, wer er eigentlich war.
    Es gäbe zwar noch einen schwarzen Raben

Weitere Kostenlose Bücher