Mirad 02 - Der König im König
Sohn zu und stürzte sich auf Kaguan.
Tiko zögerte jedoch. Er war innerlich hin und her gerissen, wollte seinen Vater nicht mit dem Zoforoth allein lassen. Als er aber sah, wie Kubuku dem Gegner einen Teil des Arms abschlug, gewann er neuen Mut und lief so schnell ihn seine Füße trugen.
Inzwischen hatten sich die Männer zwar von ihren Fesseln, aber immer noch nicht aus dem Schuppen befreien können, der unmittelbar neben dem zweiten mit den darin eingesperrten Frauen und Kindern stand. Zu allem Übel stiegen vom Dach auch noch Rauchwolken auf. Tiko sah dort oben im Licht der Morgensonne etwas glitzern. Er fragte sich, ob Kaguan auf den Hütten irgendeine boshafte Konstruktion zurückgelassen hatte, ein Vergrößerungsglas vielleicht und Zunder, um die Häuser samt den darin Eingeschlossenen in Flammen aufgehen zu lassen. Das Feuer war gerade erst im Entstehen, der alte Vater dagegen brauchte dringend Verstärkung. Daher half Tiko zunächst nur den Männern dabei, sich endgültig zu befreien.
Zurück in der Schmiede erwartete die Bartarin eine grausame Überraschung. Kubuku lag leblos neben der Feuerstelle, wo er das schwarze Schwert neu geschmiedet hatte. Und dann trat ihnen der Zoforoth mit Schmerz entgegen.
Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Bartarin war es ein ungleicher Kampf zugunsten des sechsgliedrigen Gegners. Obwohl die bärenstarken Schmiede sich mit herumliegenden Werkzeugen und Schwertern bewaffneten, konnten sie damit gegen die Kristallklinge nicht viel ausrichten. Einige griffen den Zoforoth von mehreren Seiten zugleich an, wodurch sie ihn kurzzeitig sogar in Bedrängnis brachten. Dabei wurde Tiko am Kopf verletzt und blieb benommen liegen.
Während ihm das Blut übers Gesicht lief und er gegen die Ohnmacht ankämpfte, verlagerte sich der Kampf in einen anderen Winkel der Schmiede. Allmählich wurde Tiko wieder klarer und versuchte aufzustehen, was ihm aber nicht sogleich gelang. Tatenlos musste er mit ansehen, wie Schmerz die Reihen der Bartarin lichtete. Kaguan war nicht nur so schnell wie der Blitz, sondern mit der schwarzen Klinge auch genauso tödlich. Einen Schmied nach dem anderen streckte er nieder, bis keiner mehr übrig war. Keiner außer Tiko.
Der hatte sich endlich wieder auf die Beine gekämpft. Er wankte, war fast blind, weil ihm das Blut in die Augen lief.
Schon um seine Ehre zu retten, wollte er dem Zoforoth entgegentreten, auch wenn es den sicheren Tod bedeutet hätte. Aber dann kam ihm der Schwur der Bartarin in den Sinn. Das Geheimnis war wichtiger als alles andere. Als letzter Hüter dieses Wissens durfte er sich nicht opfern, selbst wenn er dadurch seine Ehre verlor.
Und so taumelte er auf das helle Rechteck zu, das ihm den Weg nach draußen wies. Im Freien konnte er zwar nicht besser sehen, nahm aber die Rufe von Helfern wahr. Für die Frauen und Kinder ist gesorgt, dachte er noch und lief davon. Kaguan sollte ihn um keinen Preis finden und mit ihm Tarins Erbe austilgen. In einem Versteck am Fluss brach Tiko dann bewusstlos zusammen.
Als er aus der Ohnmacht erwachte, war die Sonne bereits untergegangen. Er schleppte sich zur Schmiede zurück, wo er in die Arme Popis fiel und erneut das Bewusstsein verlor. Das Nächste, woran er sich erinnerte, war das Gesicht seiner alten Mutter. Sie hatte ihm einen notdürftigen Druckverband angelegt, sein Blut abgewaschen und dann gesagt: »Ich bitte den Diener der Heilerin Múria, dich zu ihr zu bringen. Sie hat sich heute aufopferungsvoll um uns gekümmert und wird auch dir helfen.«
»Dazu ist keine Zeit«, hatte ihr Sohn widersprochen. »Ich muss dringend Mazar Oramas sprechen und ihm sagen, wie er den Zoforoth aufspüren kann.«
Darauf war der soodländische Bursche mit Namen Popi hinzugetreten und hatte erklärt: »Die Herrin Múria weilt gerade im Palast. Ich kann dafür sorgen, dass Eure Wunden von ihr richtig verbunden und Eure Botschaft überbracht wird.« Das habe der hilfreiche Fremde dann auch getan und nun sei er hier, im Dachgemach des Mazars, schloss Tiko seine Zusammenfassung der Ereignisse und verneigte sich in Richtung Kissenberg.
Ein Moment der Stille trat ein. Obwohl Ergil eine Frage mehr als alle anderen auf den Nägeln brannte, hielt er sich zurück. Er kannte sich mittlerweile gut genug in höfischer Etikette aus, um die Beendigung des Schweigens dem Hausherrn zu überlassen. Erfreulicherweise nahm Oramas III. den Gesprächsfaden schnell wieder auf, wenn auch seine durchaus angebrachten
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