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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Plätzchen für die Nacht.«
    »Hört sich wunderbar an!«, freute sich der Schildknappe.
    »Das gefällt mir nicht«, wiederholte Falgon.
    Múria seufzte. »Warum sagst du nicht einfach, was dich stört, mein Lieber?«
    »Ist euch noch nicht aufgefallen, dass bei den Gebäuden niemand herumläuft? Kein Pferd ist zu sehen. Kein Laut zu hören.«
    Dormund schob die Unterlippe vor. »Kein Wunder. Um diese Jahreszeit. Und bei dem Wetter.«
    Falgon zückte sein Breitschwert. »Besser, wir sind auf der Hut.«
    Dormund zog den Schmiedehammer aus der Sattelschlaufe und Twikus nahm seinen Bogen zur Hand.
    »Ich werde mich mal umsehen«, schlug Schekira vor und schwirrte in Richtung der Gebäude davon.
    Während die übrigen Gefährten ihr langsam folgten, wuchsen die aus unbehauenen Steinen errichteten Mauern vor ihnen gleichsam in den Himmel empor, ein Trugspiel für die Augen, das mit der erhöhten Lage der Karawanserei an dem steilen Hang zusammenhing. Die Anlage war auf einer künstlichen Terrasse errichtet und von einem hohen, zinnenbewehrten Steinwall umgeben, der ihr das Aussehen einer Festung verlieh. Derartige Einrichtungen gebe es östlich auf allen großen Verbindungsrouten, erklärte Dormund. Sie seien nicht nur zum Schutz der Reisenden vor Räuberbanden gedacht, sondern dienten dem König auch zur Kontrolle. Indem die Karawanen die Annehmlichkeiten der sicheren Rastplätze nutzten, lieferten sie ihm ein ziemlich genaues Bild davon, welche Waren und Reisenden durch sein Reich zogen.
    Bevor die Gefährten das große Rundtor erreichten, kehrte der Falke zurück.
    »Wie ausgestorben«, lautete Schekiras knappe Meldung.
    Twikus zog sich der Magen zusammen. Er musste an einen ähnlichen Bericht der Späherin denken. Es war im Stromland gewesen, am Tor der Ödnis. Damals hatten Fiederfische die Stadt Ugard verwüstet und ihre Bewohner bis auf die Knochen abgenagt. »Warst du auch in den Gebäuden, Kira?«
    »Nein, mein Retter. Das habe ich mir erspart. Du weißt…«
    »Schon gut«, unterbrach Twikus sie, wohl wissend, dass Schekira ein Geschöpf der freien Natur war; menschliche Behausungen verwirrten ihre feinen Elvensinne.
    »Ich glaube, das Tor steht offen«, sagte Dormund und deutete zum Eingang hinauf.
    Die Krodibos überwanden auch das letzte Stück des Anstiegs ohne Mühe. Das zweiflüglige Portal war tatsächlich unverschlossen. Falgon stieß es mit der Spitze des Jagdspeeres nach innen auf und trieb sein Krodibo unter dem Rundbogen hindurch. Dormund und Twikus folgten dichtauf. Popi war vom König zum Schutz Múrias abkommandiert worden.
    Der Hof der Karawanserei wirkte trostlos und öde. In der Mitte befand sich ein runder, gemauerter Brunnen. Sonst war darin nichts zu sehen, keine Wagen, keine gestapelten Handelswaren, aber glücklicherweise auch keine Skelette.
    Der Wind fiel wie ein raffgieriger Nimmersatt in das quadratische Areal ein, klaubte unentwegt Schneewolken heraus, wirbelte sie umeinander und pfiff dabei ein unharmonisches Lied. Den Rhythmus schlug irgendwo ein loser Fensterladen. Gegenüber dem Tor ragte ein großes Wohnhaus auf. Auch die Stallungen zu beiden Seiten sahen beeindruckend aus. Nach Dormunds Beschreibung waren es hohe, von Trennwänden unterteilte Säulenhallen, in denen ein Dutzend oder mehr große Karawanen Schutz finden konnten.
    »Behaltet die Fenster im Auge«, sagte Falgon, während er auf das Haupthaus zuhielt.
    Twikus’ musterte aufmerksam das vom Schleier aufgewirbelter Schneeflocken verhangene Gebäude. Kein Lebenszeichen. Nur das Schlagen des Ladens.
    Unterhalb des Eingangs stiegen sie aus den Sätteln. Eine Treppe führte zur Tür hinauf. Auch sie war unverschlossen.
    Falgon, Dormund und Twikus fielen in das Haus ein, als gelte es, eine Burg zu erobern. Múria, Schekira und Popi blieben draußen bei den Krodibos.
    Die beunruhigende Stille setzte sich im Gebäude fort. Gründlich durchkämmten es die drei Recken vom Keller bis unters Dach. Dabei stießen sie auf eine Küche, eine leer geräumte Vorratskammer, noble Unterkünfte für betuchte Reisende, einen Speisesaal, Privatgemächer, zwei große Schlafsäle und andere Nebenräume. Das ganze Haus war wie ausgestorben. Nur hier und da entdeckten sie umgestoßene und zersplitterte Möbel. Am verheerendsten waren die Zerstörungen in dem großen Schankraum.
    »Sieht aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden«, murmelte Falgon.
    »In der Gegend streunen eine Menge Banden herum. Vielleicht haben die sich hier

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