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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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anderer, jedoch tieferer Art, die über romantische Anwandlungen erhaben war.
    Das Gassenlabyrinth der Stadt hatte den Mann mit dem Korb verschluckt. Twikus konzentrierte sich wieder auf das Gewimmel am Kai. Mit flüsternder Stimme sagte er: »Am besten, du schickst deinen wandernden Sinn zu dem Tor zurück, durch das wir die Stadt betreten haben. Kaguan dürfte ebenfalls dort durchgekommen sein. Denk daran, deinen Geist nur auf das Drachenross zu richten. Sobald du es entdeckt hast, folgst du ihm bis zu seinem Versteck.«
    Múria sah ihn belustigt an. »Dann ist es nun mithin so weit.«
    Seine Stirn legte sich in Falten. »Wie weit?«
    »Du und Ergil, ihr seid die Meister und ich bin eure Schülerin.«
    »Ach, Unsinn«, wiegelte Twikus ab. Ihre Worte erfüllten ihn zwar mit Stolz, aber richtig wohl fühlte er sich in seiner neuen Rolle nicht.
    Ehe du fragst: Ja, Nisrah und ich sind bereit, meldete sich eine Stimme aus dem Nebenzimmer seines Bewusstseins.
    Keine unbedachten Vorstöße, Ergil!, ermahnte Twikus seinen Bruder, nur um sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen.
    Ha! Das musst gerade du sagen.
    Eingedenk dessen, was Múria ihm kurz zuvor über das Sichzurücknehmen empfohlen hatte, schluckte Twikus eine unwirsche Erwiderung hinunter und sagte nur: Dann lass uns der Meisterin Flügel verleihen, Bruderherz, damit sie uns zum Drachenross führt!
    Zunächst war es für die Zwillinge ungewohnt, beim Abtasten und späteren Durchstoßen der Falten Mirads nicht die Führung zu übernehmen, aber schon nach kurzer Zeit hatten sie den Bogen raus. Ihre Aufgabe unterschied sich nicht wesentlich vom Anschieben eines Karrens, der sich im Schlamm festgefahren hatte – eine zwar kräftezehrende, aber nicht wirklich anspruchsvolle Betätigung. Als durchaus störend empfanden sie nur eines: Sie sahen so gut wie nichts; lediglich ein paar grüne Dunstschleier wehten aus Múrias Bewusstsein in das ihre herüber.
    »Da ist es!«, flüsterte sie unvermittelt.
    »Jetzt dranbleiben. Aber halt dich von Kaguan fern!«, gab Twikus leise zurück.
    »Der Reiter ist nur eine schwarze Wolke auf dem Pferd«, murmelte sie. Ihre Stimme schien auf eine geheimnisvolle Weise zu versickern.
    Twikus kannte diesen Zustand absoluter Konzentration nur allzu gut und hielt sich mit weiteren Ermahnungen zurück. Geduldig lieh er Múria seine Kraft und er konnte spüren, wie auch Ergil und Nisrah das Gleiche taten.
    Die Zeit floss zäh dahin. Ab und zu glaubte er in dem grünen, nebelhaften Gestöber vor seinem inneren Auge Formen wahrzunehmen. War da der Hafendamm mit dem Wachtturm? Die längsseits am Kai liegenden Schiffe? Hatte Kaguan…?
    »Du kannst die Augen öffnen. Das Ross steht im Lager einer Handelsniederlassung, gar nicht weit von hier entfernt«, sagte Múria unvermittelt.
    Er blinzelte sie benommen an. »Und der Zoforoth?«
    »Ich kann nicht mehr sagen, als dass er aus dem Sattel gestiegen ist.«
    Twikus nickte. »Gut. Dann gebe ich den anderen Bescheid.«
    Er kehrte durch den Torbogen auf den Hafendamm zurück und informierte Falgon, Dormund und Popi. Múria zeigte ihnen unauffällig das von ihr entdeckte Gebäude. Das aus gebrannten Tonziegeln errichtete Haus lag etwa auf der Höhe des Turmes, weniger als einen Bogenschuss von ihnen entfernt. Auf der Flussseite konnte man ein kleines Fenster und ein großes Tor erkennen. Über Letzterem baumelte eine hölzerne Tafel mit einem goldenen Bären.
    »Das pandorische Wappen«, raunte Dormund.
    Falgon schnaubte. »Würde mich nicht wundern, wenn man in diesem Kontor sehr genau weiß, wer der Besitzer des Drachenrosses ist.«
    »Ich dachte, König Entrin will das Schwert Schmerz für sich gewinnen.«
    »Diesem Falschmünzer ist nicht zu trauen, Dormund. Vielleicht glaubt er, Magos und seinen Schergen Kaguan austricksen zu können. Schauen wir uns die pandorische Handelsniederlassung mal etwas genauer an.«
    Der Waffenmeister fasste noch einmal in knappen Anweisungen seinen »Schlachtplan« zusammen. Er selbst und Twikus würden durch den Vordereingang ins Gebäude eindringen und Kaguan überwältigen, ehe er seinen unheilvollen Gesang anstimmen konnte. An der Rückseite des Gebäudes sollten Dormund und sein Hammer einen etwaigen Fluchtversuch durch den Hinterausgang vereiteln. Um Popis Nervenkostüm zu schonen, hatte Falgon ihn zum Schutz Múrias eingeteilt. Sie würde gegebenenfalls die königlichen Ordnungskräfte ablenken, sofern diese aufkreuzten. Weil Schekira als Folge des

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