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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ihr Oberkörper aus der Kiste und sie schlang ihre Arme um Ergils Hals.
    »Au Backe, das gibt Schwierigkeiten!«, sagte Popi.
    Harkon stieß Tiko in die Seite und kicherte. »Du hast Recht gehabt. Es hat ihn wirklich angesprungen.«
    »Bitte sei nicht böse mit mir«, flehte die Prinzessin.
    Ergil hatte diese Möglichkeit noch gar nicht in Betracht gezogen. Er war viel zu durcheinander. Einerseits freute er sich, Nishigo wiederzusehen, andererseits rührte sich bereits seine Sorge um sie. Er löste sich aus ihrer Umklammerung. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«, sagte er schließlich, weil es ihm ziemlich vernünftig erschien.
    »Ich will nicht mehr ohne dich sein.«
    Er spürte, wie sein Gesicht so heiß wurde, als würden die Blicke seiner Freunde von Ölflammen gespeist. »Nishi«, sagte er sanft, aber nichtsdestotrotz eindringlich, »man läuft nicht so einfach vor seiner Verantwortung davon.«
    »Welche Verantwortung denn? Mein Platz ist an deiner Seite und sonst nichts.«
    Harkon verschränkte die Arme vor der Brust und schob sein Hinterteil auf eine noch ungeöffnete Kiste, um den zweiten Akt des Dramas etwas komfortabler verfolgen zu können.
    Unterdessen fuhr Ergil schweres Geschütz auf. »Du musst aber auch an deinen Vater denken. Er wird mich in kleine Stücke zerhacken und diese den Hunden zum Fraß vorwerfen, wenn er von der Sache Wind bekommt.«
    Sie funkelte ihn an. »Ist dein Respekt vor ihm größer als die Liebe zu mir?«
    »Nein«, beteuerte er. Nie hatte er auch nur geahnt, wie schwierig es sein konnte, gegen weibliche Logik anzureden. »Sieh es doch mal so, Nishi. In Soodland erwarten dich ein Krieg und Gefahren, die deine Vorstellungskraft übersteigen…«
    »Deine etwa nicht?«, fiel sie ihm ins Wort.
    Er starrte sie mit offenem Mund an. »Doch«, räumte er ein. »Aber in Silmao bist du sicher.«
    Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Geht denn das in deinen Dickschädel nicht hinein? Ich brauche nicht die Leibgarde meines Vaters, sondern dich, Ergil. Bei dir fühle ich mich geborgen. Wenn dir etwas passiert, will ich auch nicht mehr leben.«
    Da war er wieder, der morbide susanische Hang zur Selbstaufopferung. Ergil wusste, dass er dagegen nicht ankam. »Wir landen und du steigst aus«, sagte er lahm.
    »Niemals. Ich bleibe bei dir«, beharrte sie.
    Er seufzte, nickte mit schwerem Haupt und schloss sein Mädchen wieder in die Arme.
     
     
    Die Zuckerrüben bereiteten der Argo Verdauungsprobleme. Anscheinend gärten die überreifen Feldfrüchte in ihrem Gedärm. Nisrah beklagte eine bis dahin unbekannte Störrigkeit des Tieres. Er meinte, die Qualle sei betrunken. Abgesehen davon hörte man im Ring immer wieder posaunende Geräusche, die von einer jähen Geschwindigkeitszunahme begleitet waren. Danach fiel die Wolkenqualle wieder langsam in ihr normales Tempo zurück. Bis zur nächsten Blähung.
    Im Schlingerkurs überflog die Argo die fruchtbare Ebene des Ban und stieß am zweiten Tag der Reise auf das Gebiet von Ostrich vor. Nicht ohne Sorge verfolgte Ergil die Menschentrauben am Boden, die sich immer dann bildeten, wenn der Schatten der Wolkenqualle über Dörfer, Städte oder die Zeltlager von Nomaden hinwegzog. Als der Abend nahte, tauchte am Horizont eine größere Stadt auf. Es dauerte einige Momente, bis Ergil begriff, wohin das widerspenstige »Luftschiff« sie gebracht hatte: nach Ostgard. Ausgerechnet zur Zeit der Dämmerung passierte die Argo die südlichen Randbezirke der ostrichischen Hauptstadt. Rasch verband er sich mit dem Netzling.
    Es ist zu gefährlich, hier zu landen, Nisrah!
    Erklär das diesem sturen Riesengespinstling. Ich hab’s der Qualle gesagt, aber sie hört nicht auf mich. Dürfte immer noch beschwipst sein, die Matrone, oder ihr Hunger ist größer als der Verstand. Vermutlich trifft beides zu.
    Na gut. Wenn wir’s schon nicht ändern können, müssen wir uns wenigstens wappnen. Ich sag den anderen Bescheid.
    Während Ergil seine Freunde ins Bild setzte, sank die Argo rasch tiefer. Sie hatte ein Hirsefeld entdeckt.
    Nach kurzer Beratung entschied man sich, die Nahrungsaufnahme still abzuwarten. Vermutlich hatte in Ostrich noch nie jemand eine Wolkenqualle gesehen und die Menschen würden ihr nur staunend beim Fressen zusehen.
    Das war jedoch ein folgenschwerer Irrtum.
    Kurz nachdem die Argo damit begonnen hatte, die Hirse in sich hineinzuschaufeln, kreuzte eine Schar Reiter auf. Ergil genügte ein Blick durch die Gallerte, um die Uniformen von Godebars Garde

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