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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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zu erkennen. Die Soldaten umzingelten das Tier und machten ihre Bogen schussbereit.
    Harkon sagte: »Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass den Männern von Ostrich die Jagd ebenso heilig ist wie den Susanern der Ginkgo?«
    Ergil sah den Abenteurer erschrocken an. »Sie werden doch nicht ein so riesiges Tier wie die Argo angreifen!«
    »Ehre und Mut eines Ostrichers messen sich an der Größe seines Gegners. Wenn ein so riesiger Klumpen Ehre vor ihnen auftaucht wie gerade jetzt, dann dürfte ihr Verstand auf die Größe eines Senfkornes schrumpfen.«
    »Beim Herrn der himmlischen Lichter…!« Ergil sparte sich den Rest und feuerte Nisrah an. Sieh zu, dass wir hier wegkommen.
    Ich tu mein Bestes. Leider hört die Qualle nicht auf mich.
    Ergil gab den Stand der Dinge an seine Freunde weiter.
    »Selbst wenn man uns ziehen ließe, was ich nicht glaube, würden wir ohne die Argo Wochen brauchen, um nach Soodland zu gelangen«, stellte Tusan fest.
    »Dann muss ich die Wolkenqualle weiter nach Westen versetzen. Wird mich vermutlich für mindestens einen Tag außer Gefecht setzen, aber egal.« Er schloss die Augen und konzentrierte sich, um mit den Gefährten und der Argo durch die Falten von Zeit und Raum zu springen. Die Qualle begann in grünlichem Licht zu flimmern.
    Harkon ließ die gezwirbelte Spitze seines Schnurrbarts los und sagte: »Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass eine Wolkenqualle, die sich bedroht fühlt…?«
    In diesem Moment schossen die Soldaten ihre Pfeile ab und was darauf geschah, überraschte jeden. Selbst die Qualle.
    Von den unerwarteten Nadelstichen aufgeschreckt, stülpte sie ihr Innerstes nach außen. Die Leibgardisten des Königs von Ostrich wurden mit Hirse und einigen vorübergehend entbehrlichen Eingeweiden beworfen. Auch Ergil und seine Gefährten spie die Argo aus. Nachdem sie sich dieserart entleert hatte, trat sie die Flucht nach oben an.
    Die Kerker von Ostrich entsprachen nicht dem hohen Standard, den stromländische Gefangenenhäuser hatten. Zumindest traf dies auf das Loch zu, in das man Ergil geworfen hatte. Im Grunde störte ihn weder das nasskalte Verlies im Allgemeinen noch der auf dem Boden liegende faulige Strohsack im Besonderen. Auch die durch ein Türgitter hereinfallende unruhige Beleuchtung nahm er klaglos hin. Zur Einreichung einer förmlichen Beschwerde fühlte er sich ohnehin viel zu zerschlagen.
    Wie er in die Zelle mit der eisenverstärkten Holztür und dem finsteren Lichtschacht gekommen war, wusste er nicht. Als die Argo ihre Passagiere ausgespuckt hatte, war er von etwas am Kopf getroffen worden und ohnmächtig geworden. Danach musste man ihn so richtig in die Mangel genommen haben. Oder der unplanmäßige Ausstieg war an den Schmerzen schuld, die er vom großen Zeh bis in die Haarspitzen zu spüren glaubte. Ächzend richtete er den Oberkörper auf.
    Dann schrie er ungefähr eine Viertelstunde lang, bis die Qualen ein erträgliches Maß erreichten. An dem Schmerzgewitter in seinem Leib gab es auch etwas Gutes. Wie so oft bei heftigen Unwettern hatte es eine reinigende Wirkung. Seine Gedanken waren erstaunlich klar. Ehe ihm die Freude darüber zu Kopf steigen konnte, wurde die Zellentür aufgerissen.
    Ein massiger Mann mit freiem Oberkörper und mehrere andere in den Rüstungen der ostrichischen Leibgarde traten ein. Ersterer hatte einen Busen wie eine Frau, besaß ansonsten aber eher weniger weiblichen Liebreiz. Er war kahl, fast zahnlos, schmutzig, nicht gerade wohlriechend und ziemlich unhöflich.
    »Sagte ich doch, dass er wieder aufwacht«, grunzte er in Richtung der Gardisten und streckte die Hand aus.
    Ergil sah einen klimpernden Beutel den Besitzer wechseln.
    Der Kerkermeister grinste. »Man dankt. Das nächste Mal hört lieber auf einen alten Folterknecht. Ich weiß besser als jeder andere, was einer aushält.« Nach dieser Belehrung wandte er sich dem Gefangenen zu. »Wer seid Ihr?«
    Ergil überlegte, ob es sinnvoll war, mit der Wahrheit hinter dem Berg zu halten. Würde er sich als König von Soodland zu erkennen geben, dürfte ihm ein längerer Aufenthalt im Kerker gewiss sein, andernfalls womöglich ein langsamer, schmerzvoller Tod. Er entschied sich für die Möglichkeit Nummer eins.
    »Ich bin Ergil von Sooderburg, Sohn Torlunds des Friedsamen.«
    Der Massige stieß keuchend die Luft aus. »Der König von Soodland? Dann hat uns das wabbelige Wesen ja gleich zwei Hoheiten in die Arme gespuckt. Das nenne ich mal einen Glückstag. Herzlich

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