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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Sooderburg eintreffen. Aber es kann trotzdem nicht schaden, die Botschaft auf zwei verschiedenen Wegen zu versenden.«
    »Zwei? Ich habe die Absicht, eine Schar von Meldegängern loszuschicken. Ostrich verfügt über ein Netz von Stationen, in denen regelmäßig die Pferde oder nötigenfalls auch Reiter gewechselt werden. Auf diese Weise dürften meine Briefe binnen etwa zwei Wochen direkt in die Hände der Generäle gelangen und gleichzeitig wird die Nachricht vom Machtwechsel in allen Provinzen des Reiches verbreitet.«
    »Bleibt nur zu hoffen, dass Euer Erfolg von heute Nacht sich nicht als Eintagsfliege entpuppt.«
    »Keine Sorge. Godebar hat sich selbst sein Grab geschaufelt. Er wird nicht mehr zurückkehren.«
    »Ist denn der Palast bereits vollständig unter Eurer Kontrolle?«
    »So gut wie. Das haben wir Eurer kleinen ›Eule‹ zu verdanken…«
    »Kira?«
    Tantabor nickte. »Unser Plan war verraten worden und die Palastwache hatte uns einen Hinterhalt gelegt. Aber zufällig entdeckte uns die Elvin – sie war gerade auf irgendeinem Erkundungsflug. Dank ihrer Warnung konnten wir den Spieß umdrehen und die Gardisten überwältigen. Leider nicht ganz ohne Blutvergießen. Doch nun kommt, Majestät. Dies ist kein angemessener Ort für einen König.«
    Während Ergil, gestützt auf den Rebellen, die Zelle verließ, sagte er: »Wir müssen noch meine Freunde befreien.«
    »Schekira hat uns die Lage sämtlicher Kerkerzellen verraten. Meine Männer kümmern sich gerade um Eure Gefährten. Ihr werdet sie oben treffen.«
    Am Ende des Gangs fiel Ergils Blick in eine offene Zelle. Darin lag der Kerkermeister, angekettet an eine Wand. Auf seiner Glatze prangte eine enorme Beule. »Tantabor, da gibt es noch etwas, um das ich Euch bitten muss. Nicht alle meine Begleiter sind hier im Verlies eingesperrt gewesen. Offenbar hat man einer Person eine Sonderbehandlung angedeihen lassen.«
    »Die Elvin hat uns auch von Prinzessin Nishigo erzählt. Leider ist sie noch nicht frei.«
    Ergil blieb abrupt stehen und sah den Rebellen entsetzt an. »Was meint Ihr damit?«
    Ein gequälter Ausdruck lag auf Tantabors Gesicht. »Nun ja, wie gesagt, der Palast ist noch nicht ganz in unserer Hand. Einige Gardisten haben sich im Harem verschanzt. Sie benutzen die Frauen und ihre Kinder als lebende Schutzschilde.«

 
    28
     
    DAS ENDE DER GLÜCKSELIGKEIT
     
     
     
    Godebar hatte knapp dreihundert Frauen und Konkubinen, die mit ihren jüngeren Kindern in einem verbotenen Bezirk des Palastes untergebracht waren. Das von einer fünfzehn Fuß hohen Mauer eingefasste Gebiet verdankte seinen Namen dem achteckigen Hauptgebäude: Dari Saadet, dem »Haus der Glückseligkeit«. Nur der König, einige Eunuchen und die Dienerinnen durften sich innerhalb der Umfriedung aufhalten. Damit kein anderer Mann die Gemahlinnen und Gespielinnen des Monarchen zu sehen bekam, wurden sämtliche Tore gewöhnlich von Posten bewacht. Das hatte sich im Verlauf von Tantabors Umsturz insofern geändert, als jetzt an jedem Torgitter zusätzlich vier bis fünf Frauen angekettet waren und die Wächter nicht mehr vor, sondern hinter selbigem standen.
    Im König von Soodland regten sich Gefühle, von denen er wusste, dass sie ob ihrer Heftigkeit verkapselte Zornissen wecken konnten. Allein deshalb bewahrte er, wenn auch mühsam, die Beherrschung. An den Traditionen von Ostrich lag ihm im Grunde wenig. Sie erschienen ihm falsch. Nicht in dem Sinne falsch, wie er Menschenopfer oder ähnliche Bräuche ablehnen würde, sondern sie kamen ihm einfach heuchlerisch vor. Er war der festen Überzeugung, dass Regeln, die nur dazu dienten, sich über andere zu erheben oder sonstiges Unrecht zu entschuldigen, nichts wert seien. Und diese Meinung sprach er auch aus.
    »Ich dachte, den Männern von Ostrich ist nichts heiliger als ihre Ehre. Wie können sie sich da hinter wehrlosen Frauen und Kindern verschanzen?«
    Mit seinen befreiten Gefährten sowie Tantabor und einer Hand voll weiterer Rebellen kauerte er hinter einem Fenster in einem Gebäude, das dem Haupttor des Harembezirks gegenüberlag. Seiner Ansicht nach verliehen die bunten Glasfüllungen der grausamen Szenerie einen unangemessen heiteren Anstrich.
    »Diese so genannten Königstreuen würden Euch vermutlich antworten, die Ehre eines Mannes sei mehr wert als das Leben einer Frau oder eines Kindes. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn Godebar im Dari Saadet seine Pferde untergestellt hätte«, antwortete Tantabor.
    Ergil

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