Mirage: Roman (German Edition)
Sekretärin. Sie hatte Sindbad anlässlich eines seiner Besuche kennengelernt und schwärmte seitdem ziemlich unverhohlen für ihn.
»Ich habe keine Ahnung, was du meinst«, sagte Amal.
»Nach dem, was ich gehört habe, sind viele Frauen im Büro in ihn verliebt.«
»Offenbar nicht nur die Frauen.« Amal deutete mit einer Kopfbewegung auf Samir, der schon vorgelaufen war, um Sindbad zu umarmen, und jetzt, einen Arm um seine Schultern geschlungen, an seiner Seite zurückkam.
»Hey, Mann, schön, dich zu sehen!«, sagte Samir. »Aber was ist das für eine Geschichte, dass du schon in der Stadt bist und dich nicht meldest?«
»Keine Zeit zum Partymachen diesmal«, sagte Sindbad. »Ich habe einen Nachtflug nach Berlin gebucht … Hallo, Mustafa.« Er lächelte Amal zu. »Und Sie müssen Mustafas neue Leibwächterin sein.«
»Ja, sie beschützt mich vor den Christen und den Löwen meiner eigenen Dämlichkeit«, sagte Mustafa. »Amal bint Shamal, das ist David Cohen. Sindbad für viele seiner Bewunderer.« Als sie sich die Hand gaben, bemerkte Mustafa den Aktenkoffer unter Sindbads Arm. »Sie haben was für uns?«
»So ist es«, sagte Sindbad.
»Dann suchen wir uns ein Plätzchen, wo wir uns hinsetzen können. Mir ist heute ein bisschen schwummerig.«
Sie gingen in eine Teestube um die Ecke von der Botschaft. Der Wirt begrüßte Sindbad ebenso herzlich, wie Samir es getan hatte, und Mustafa spürte, wie der Schwindel ihn wieder erfasste. Doch es ging ihm besser, sobald er vor einem dampfenden Glas Tee saß und von Sindbad hörte, dass Samir tatsächlich recht gehabt hatte: Die zwei Männer auf dem Foto waren Deutsche.
»Peter und Martin Hoffmann, von der Lutheranischen Nationalsozialistischen Bruderschaft«, sagte Sindbad und holte zwei Akten von Interpol aus seinem Köfferchen. »Beide Absolventen des Münchner Polytechnikums. Peter ist Chemiker, Martin Ingenieur – doch seit ihrem Abschluss hat ihre Hauptbeschäftigung darin bestanden, Anschläge auf jüdische Siedlungen im Rheinland zu organisieren.Letztes Jahr wurde Peter in einer Autobombenwerkstatt in Koblenz gestellt. Er tötete einen Soldaten und entkam. Wir nehmen an, dass er und sein Bruder mit gefälschten Gastarbeitervisa in die Türkei flohen. Von dort aus …«
Von dort aus dürfte es eine vergleichsweise leichtere Übung gewesen sein, in die VAS einzudringen. Trotz der Millionen Rial, die zur Sicherung der türkisch-syrischen Grenze ausgegeben worden waren, blieb das eine beliebte Route für europäische Einwanderer ohne Papiere.
»Das hilft uns weiter«, sagte Mustafa. »Aber wenn sie illegal im Land sind, wird es nicht leicht sein, sie zu finden.«
»Ja, aber das ist noch nicht alles«, sagte Sindbad. »Ich habe auch euren toten Selbstmordattentäter, James Travis, durchchecken lassen …«
»Interpol hat nichts über ihn.«
»Nein, aber der Mossad schon. Vor zwei Jahren war Travis Teil einer humanitären Mission ins Rheinland, die kurzzeitig auf den Verdacht hin, Terroristen zu unterstützen, festgehalten wurde.«
»In welchem Sinne ›humanitär‹?«, fragte Amal.
»Ärztlich«, tippte Mustafa. »Er hat Medizin studiert, schon vergessen?«
»Ja«, sagte Sindbad. »Und einer der Ärzte, die zusammen mit Travis festgehalten wurden, war ein Amerikaner namens Gabriel Costello.« Er öffnete wieder seinen Aktenkoffer. »Ich glaube, ihr werdet ihn wiedererkennen.«
Das Foto zu der neuen Akte, die er ihnen vorlegte, war nicht im Profil, sondern frontal aufgenommen, und die Person sah eher düster als wütend aus, aber die roten Haare waren nicht zu verkennen.
»Das ist eine IKA-Akte«, fiel Mustafa auf. »Internationaler Kultur-Austausch? Wie sind Sie daran ge…«
»Spielt keine Rolle«, sagte Sindbad. »Wichtig ist, dass Dr. Costello eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung hat … und eine Bagdader Adresse. Ich hab’s überprüft, es ist eineWohnung in den westlichen Vororten, in der Nähe des Flughafens.«
Direkt unter Costellos Adresse stand in der Akte seine gegenwärtige Beschäftigung und Arbeitsstelle. »Das glaube ich jetzt nicht«, sagte Mustafa. »Er arbeitet als Notarzt am Karkh-Krankenhaus.« Er erklärte Sindbad: »Das ist da, wo man mich neulich zusammengeflickt hat. Es ist nur ein paar Minuten von hier entfernt. Wir könnten vorbeigehen und schauen, ob Costello gerade Dienst hat …«
»Hat er nicht«, sagte Sindbad. »Das habe ich ebenfalls überprüft. Die Empfangsdame, mit der ich gesprochen habe, sagte, dass Dr.
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