Mirage: Roman (German Edition)
zweieinhalb Jahrzehnten ist nur wenig bekannt, aber spätestens ab Mitte der 1950er-Jahre arbeitete er beim Justizministerium (JuM), der mit der Wahrung der inneren Sicherheit beauftragten amerikanischen zentralen Polizeibehörde. 1958 deckte Johnson das Komplott eines ehemaligen Marineoffiziers namens Richard Milhouse Nixon auf, das auf die Ermordung des damaligen Präsidenten Joseph P. Kennedy abzielte. Zwei Jahre später, als Kennedy zugunsten seines Sohnes John abdankte, wurde Johnson mit der Führung der Geheimdienstlichen Abteilung des JuMs betraut.
Am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy während eines Staatsbesuchs in Texas von einem Scharfschützen aus dem Hinterhalt erschossen. In Washington, D. C. , ließ Johnson daraufhin den Rest des Kennedy-Klans vom Geheimdienst zusammentreiben und an einen sicheren Ort verbringen. An dem Abend hielt Johnson eine Fernsehansprache, in der er mitteilte, die Maschine, die mit den Kennedys an Bord unterwegs nach Hyannis Port ( Massachusetts ) war, sei in der Luft explodiert. »Zum Wohle des Landes«, sagte er, würde er die Exekutivgewalt selbst übernehmen. Anschließend verhängte er den Ausnahmezustand …
Während er an der Festigung seiner Macht arbeitete, nahm Johnson gleichzeitig auch die Vorarbeiten für die Eroberung seines Geburtslandes in Angriff.
»Denn dein ist das Reich …«
Während der Vernehmung im Anschluss an seine Gefangennahme durch die Streitkräfte der Koalition verriet Johnsons persönlicher Berater Henry Kissinger , Johnson habe wenigstens seit den 1960er-Jahren einen immer wiederkehrenden Traum gehabt, in dem ein Engel ihm die Doxologie des Vaterunsers vortrug: »Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.« Johnson, so Kissinger weiter, habe »das Reich« im Traum als eine Anspielung auf die Republik Texas verstanden, während »die Herrlichkeit« Amerika sein sollte; »die Kraft« schließlich war Johnson selbst, von Gott dazu ausersehen, die zwei Nationen – und letztlich den gesamten Nordamerikanischen Kontinent – unter einer Herrschaft zu vereinigen.
Im September 1964 beschuldigte Johnson die CIA von Texas öffentlich, der Drahtzieher hinter den Kennedy-Morden gewesen zu sein. Unter anderen Indizien führte er den verdächtigen Tod des Schützen vonDallas an, Lee Harvey Oswald, der während der Untersuchungshaft, so Johnson, ermordet worden sei, damit er nicht verriete, in wessen Auftrag er gehandelt hatte. Die texanische Regierung wies Johnsons Anschuldigungen entschieden zurück. Johnson versetzte seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft und bereitete Amerika auf den Krieg vor.
Sowohl Kissinger als auch der Militärstratege Robert McNamara sprachen sich für eine Seeblockade im Golf von Mexiko aus, gefolgt von einem amphibischen Angriff auf Texas. Doch von einem weiteren Traum inspiriert, beschloss Johnson, über Land anzugreifen. Da Texas und Amerika keine gemeinsame Grenze besitzen, bedeutete dies die Durchquerung eines Drittlandes – entweder des Pfingstlichen Herzlandes Gilead oder der unabhängigen Königreiche Mississippi und Louisiana .
Johnson entschied sich dafür, den Weg durch Gilead zu nehmen. Er konstruierte einen Casus Belli , indem er behauptete, amerikanische Patrouillenboote auf dem Eriesee seien von gileadischen Kriegsschiffen unter Beschuss genommen worden. Am 1. November 1964 begann er von Appalachia aus eine Bodenoffensive mit drei Angriffsspitzen. Anfangs verlief die Operation reibungslos, aber am 3. November überzog ein vorzeitiger Schneesturm den Mittleren Westen mit einer geschlossenen Schneedecke und brachte den Vormarsch zum Erliegen. An Schnee gewohnte pfingstlerische Milizen griffen nun ihrerseits die amerikanischen Versorgungslinien an; als das Wetter zwei Wochen später aufklarte, waren Johnsons Truppen durch Hunger sowie durch kritische Treibstoff- und Munitionsknappheit geschwächt. Sie führten einen eiligen Rückzug in die Berge durch, waren dabei aber gezwungen, einen Großteil ihrer Ausrüstung zurückzulassen, der damit den Gileadern in die Hände fiel …
Der Herzlandkrieg wütete, mit Unterbrechungen, acht Jahre lang. Die östlichen Ebenen Gileads wurden verwüstet und die Städte Detroit , Columbus und Nashville fast dem Erdboden gleichgemacht, trotzdem gelang es Johnsons Truppen nie, einen entscheidenden Vorteil zu erringen. Amerikas technische und industrielle Überlegenheit wurde aufgewogen durch den Fanatismus der Gileader, die als Erste den Einsatz
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