Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
gelitten hat.”
“Du hast sie noch nicht zu deiner Mätresse gemacht?”
Leo schüttelte den Kopf. “Nein, meine Liebe, das habe ich nicht. Das scheint nicht das zu sein, was ich mir wünsche, Tina. Das würde mir nicht genügen.”
Hilflos schaute er sie an.
“Oh, Leo! Du denkst doch nicht daran … Leo!”
“Ob ich sie heiraten will? Nein, daran habe ich noch nicht gedacht. Ich hoffe, das geht vorbei. Eine kurze Verliebtheit, die bald zu Ende ist. Dann bin ich wieder ich selbst, werde die Ehrenwerte Miss Julia Yarwood heiraten, ein Dutzend Kinder mit ihr zeugen und als ehrbarer Mann sterben.”
Tina lachte nicht, wie er das gehofft hatte. “Du machst eine Krise durch.”
“Dann glaubst du nicht an den Fluch, der auf unserer Familie lastet?” Die Frage hatte nur halb belustigt geklungen.
Clementina schnaubte gänzlich undamenhaft. “Nein, das tue ich nicht. Glaubst du daran?”
Leo zuckte mit den Schultern. “Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube nicht, dass ich so schlimm bin wie Großvater. Frauen als solche sind im Moment nicht mein Problem. Das ist nur eine Frau. Vorausgesetzt, die Sache ist nicht wie bei den Masern, die an einer Stelle anfangen.”
Clementina schien sich zu einer Entscheidung durchzuringen.
“In letzter Zeit bin ich zu der Überzeugung gelangt, Leo, dass du viel zu selbstzufrieden bist. Wahrscheinlich musste das passieren.”
“Vielen Dank, liebe Schwester.”
Sie beachtete den Einwurf nicht. “Ja, es kann gut so sein, wie du gesagt hast. Eine Verliebtheit, die bald zu Ende ist. Das sollten wir alle hoffen, Leo, uns allen zuliebe. In der Zwischenzeit solltest du Adela so wenig wie möglich sehen. Besessenheit kann sich nicht verstärken, wenn das, was sie ausgelöst hat, nicht mehr vorhanden ist.”
“Du redest, als hättest du unglaublich viel Erfahrung.”
Zum ersten Mal seit der Ankunft lächelte Clementina. “Oh nein, Leo, das habe ich nicht. Bist du sehr unglücklich?”
“Nein, Schätzchen. Ich bin überhaupt nicht unglücklich.”
Aber das war er, und es schmerzte Clementina, das zu sehen. Schuldbewusst erkannte sie, dass sie viel zu sehr mit ihrem persönlichen Glück beschäftigt gewesen war, um sich mit dem Seelenzustand ihres Bruders zu befassen, denn alles hatte, oberflächlich gesehen, in Ordnung gewirkt. Aber genau deshalb hatte Tante Ellens Brief sie so schockiert.
Leo! In einen Skandal verwickelt!
Sofort war sie zum Bruder gereist, um sich ein eigenes Bild zu machen. Es hätte nicht seines Eingeständnisses bedurft, um die Wahrheit erkennen zu können. Ein Blick auf Leo hatte gereicht. Er war rettungslos verliebt und wirkte wie ein Ertrinkender, der ums Überleben kämpfte. Ja, der kaltherzige Bruder war tödlich verwundet, und so, wie er jetzt vor ihr saß, für sie fast ein Fremder.
Nein, kein Fremder. Eine Kindheitserinnerung. Der Leo aus ihrer Kindheit. Die kalte Schutzmauer, die er um sich errichtet hatte, lag in Trümmern, und Clementina hätte sich fast darüber gefreut, wäre sie nicht so verärgert gewesen.
Diese Teufelin! Diese abscheuliche Frau! Zweifellos genoss sie ihren Triumph und ließ Leo an der Angel zappeln. Nun, dazu würde Clementina noch etwas zu sagen haben. Sie würde der “dekadenten Gräfin” so schnell wie möglich einen Besuch abstatten.
Die Eingangshalle war kaum wiederzuerkennen. Sie war gereinigt worden, und alles glänzte. Außerdem standen jetzt Möbelstücke da, die es vorher nicht gegeben hatte. Oder sie waren unter einer dicken Staubschicht verborgen gewesen. Miranda hätte dankbar dafür sein müssen, kam sich jedoch nun, da “The Grange” blitzblank und aufgeräumt war, noch weniger als Eigentümerin vor wie zu der Zeit, als es noch schmutzig und unordentlich gewesen war.
“Guten Morgen, Mrs Fitzgibbon.” Pendle hatte wie üblich eine Miene aufgesetzt, die zu erkennen gab, dass er viel zu leiden hatte.
“Ich gehe in die Kirche.”
“In die Kirche, Madam? Wie wollen Sie da hin?”
“Zu Fuß, Pendle.”
Das Entsetzen, das sich in seinem Gesicht ausdrückte, hob ihre Stimmung beträchtlich und beschwingte sie.
Der Tag war schön. Miranda genoss den Spaziergang auf der Landstraße. Die Hecken standen in voller Blüte. Vögel flatterten umher, und ihr Gezwitscher mischte sich in das Summen der Bienen. Die Szenerie rief Erinnerungen an die Kindheit hervor, bittersüße Gedanken an die Mutter und das Leben, das Miranda hätte führen können.
Ihre Mutter hatte gehofft, sie gut zu verheiraten, mit
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