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Miranda

Miranda

Titel: Miranda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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hinein. »Wir wissen beide, dass er das nicht kann!«, fauchte sie. »Sie wollen ihn zu einem gesetzlosen Herumtreiber machen, das ist alles.«
    Einen Moment lang glaubte sie, sie wäre zu weit gegangen. Houghtons whiskygerötetes Gesicht lief noch dunkler an, und seine Sc h weinsäuglein wurden schmal, bis sie fast nicht mehr zu sehen waren. »Es geht Sie gar nichts an, was ich aus dem Jungen mache, verstanden? Er gehört mir, und ich kann mit ihm machen, was ich will!«
    »Um Himmels willen!«, fuhr Miranda ihn wütend an. »Er ist kein Maultier oder Hund! Er ist ein Junge, ein Mensch mit einem Herzen und einer Seele und einem Verstand wie jeder andere Mensch auch. Er gehört sich selbst und dem Herrn, und außerdem haben Sie jeden Anspruch auf ihn verwirkt, als Sie ihn in den Wäldern sich selbst überlassen haben!«
    Zu Mirandas Überraschung ergriff Houghton nicht die Pistole, um sie zu erschließen. Ihre Anklage schien ihn zu verunsichern, wenn auch nur kurz. Dann war er bemüht, sich von jeder Schuld reinzuwaschen.
    »Ich wollte zurückkommen«, beteuerte er. »Ich habe nur Probleme bekommen, das ist alles.«
    Draußen fing es schon an zu tagen. Landry würde bald zu Hause sein. Komm schnell!, flehte sie lautlos. »Was für Probleme?«, fragte sie ohne Mitleid. »Gefängnis vielleicht?«
    Houghton sah sie verletzt und ziemlich beleidigt an. »Das ist nicht besonders höflich, wissen Sie das? Ich hätte gute Lust, ihnen eine zu scheuem, um Sie Manieren zu lehren.«
    »Wenn Sie mich anrühren, bringe ich Sie um«, erwiderte Miranda. Sie wusste nicht, woher die Worte kamen, sie kamen ihr einfach so in den Sinn, aber es war die Wahrheit.
    Houghton lachte. »Sie! Sie sind ja kaum größer als mein Junge.« Sein Ausdruck wandelte sich in berechnende Lüsternheit. »Aber Sie sind ein hübsches Ding, sage ich. Sie riechen so gut. Warm auch, denke ich, und weich an den richtigen Stellen.«
    Allein der Gedanke, Houghton könne sie berühren, trieb Miranda die Galle in den Mund, aber sie wollte ihn nicht wissen lassen, welche Angst sie vor ihm hatte. »Hier«, sagte sie und knallte einen Teller mit Pfannkuchen vor ihn hin, »essen Sie das, und dann verschwinden Sie!«
    Sie sah zu, wie er den Drang, ihr wehzutun, gegen seinen ungeheuren Appetit abwog. Schließlich wählte er zu Mirandas Erleichterung das Essen. Während Houghton aß, lauschte Miranda auf Landrys Pferd und hoffte, dass sie nicht zur Witwe wurde, bevor sie zur Ehefrau geworden war.
     
    In Springwater beeilte Landry sich, Doc Parrish zu holen, während Jacob Toby in die Postkutschenstation brachte, wobei Jamie und Marcus ihm halfen. Als Landry mit Pres zurückkam, lag der Junge auf einem Tisch im Saal. Junebug versuchte ihr Bestes, Toby zu trösten, aber man sah ihm an, dass er große Schmerzen hatte. Das war nicht verwunderlich, denn ein Teil des gesplitterten Schenkelknochens ragte durch den Stoff seiner Hose.
    Landry wandte den Blick ab und schluckte.
    »Alle aus dem Weg!«, kommandierte Doc Parrsh, sobald er die Schwelle überschritten hatte. Der Mann, dachte Landry, hat noch nie ein Wort zu viel gesagt.
    Jamie und Marcus hatten sich in eine Ecke verzo g en, und ihre Sommersprossen hoben sich von ihren b leichen Gesichte rn noch deutlicher ab als sonst. Landry dachte, dass er sie zum nächsten Schuppen bringen und ihnen den Hintern versohlen sollte - das hätte sein Vater mit ihm gemacht -, aber er brachte es nicht über sich. Es erschien ihm nicht richtig, einen anderen Menschen zu schlagen, schon gar nicht jemanden, den er liebte.
    Jacob und Junebug waren nicht bereit, von der Seite des Jungen zu weichen - egal, was der Arzt sagte. Doch sie machten ihm Platz.
    Pres’ Stimme war bemerkenswert r uhi g , als er sich über den Jungen beugte, um diesen äußerst komplizierten Bruch zu untersuchen. Es bestand kein Zweifel, dass der Doc schon Schlimmeres gesehen hatte; schließlich war er als Arzt im Krieg gewesen. »Sieht aus, als wärst du von einem Berg gefallen«, bemerkte er fröhlich.
    Das Gesicht des Jungen war bleich und schweißnass, aber er brachte dennoch ein Lächeln zustande. »Ja, Sir«, antwortete er, »ich bin zehn bis zwölf Meter gefallen, ehe ich auf dem Boden aufgekommen bin.«
    Pres ergriff sein Stethoskop und horchte Tobys Herz ab. »Nun, das war verdammt töricht«, meinte er. »Jetzt steht dir und mir und den McCaffreys eine lange Nacht bevor.« Er ließ das Stethoskop um den Hals hängen und öffnete seine Arzttasche. »Du hast

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