Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
früh mit Mira gemeinsam zubereiten. Die anderen Mitglieder der Gruppe würden auch noch Essen und Kuchen mitbringen, so dass der Tisch reich gedeckt werden konnte. Dieses Jahr war Gretchen an der Reihe, die traditionellen Engelkekse zu backen. Freddy würde für Getränke sorgen, einschließlich Kaffee, und die Zwillinge würden noch mehr Geschirr und Besteck mitbringen. Hoffentlich auch Pappteller, sonst wird der Abwasch wieder gigantisch, stöhnte Joachim in Gedanken. Letztes Jahr waren wirklich viele Dorfbewohner und andere Gäste zum Engelfest gekommen.
Der Erlös ihrer Jahresarbeit, die Einnahmen vom Büffet, Spenden und Erträge des kleinen Flohmarktes hatten 2009 im Jahr zuvor die stattliche Summe von 4.840 € eingebracht. Der Bürgermeister hatte zum allgemeinen Erstaunen noch tief in seine private Tasche gegriffen und auf 5500 € aufgestockt. Der Scheck ging an eine Behinderteneinrichtung für blinde und sehbehinderte Kinder in der Region. Dieses Jahr sollte die Arbeit der ambulanten Hospizschwestern die Unterstützung erhalten.
Mira kam aus der Küche heraus, besah sich die Arbeit von Klara, Torsten und Torben, und ihr Gesicht leuchtete vor Freude.
„Gut gemacht, meine Lieben. Sieht alles schön aus. Lasst uns jetzt einen Abendsegen sprechen und dann muss ich schlafen gehen, ich kann nicht mehr lange auf den Beinen sein.“
Joachim kam hinzu und alle ergriffen die Hände ihres Nächsten und bildeten einen Kreis um den Engel-Tisch herum.
Mira, als Älteste der Gruppe, übernahm das Amt des Sprechers.
„Herr, wir bitten Dich um Deinen Segen
für unsere Arbeit am Nächsten.
Wir haben dieses Haus vorbereitet auf die Ankunft deiner Engel.
Wir erbitten ihre Anwesenheit für den morgigen Tag.
Bitte segne alle, die hier ein- und ausgehen
und auch das Werk ihrer Hände
und die Gaben, die sie bringen.
Wir erbitten für ein weiteres Jahr Kraft und Inspiration
und danken Dir, dass wir diese Arbeit tun dürfen
mit den Gaben, die Du uns in Deiner Liebe
und Weisheit verliehen hast.
Bitte verleihe uns ein tapferes, unermüdliches Herz
und mache alle, die guten Willens sind,
zu einem Kanal deiner Liebe und Güte.
Amen.“
Was mir wirklich konkrete Sorgen machte, war die offizielle Mitteilung der Verlagsleitung, die alle bei FRiZ vorgestern erhalten hatten. Ab dem 1. Januar würde ich mich in der Arbeitslosenstatistik wiederfinden, sollte ich bis zum Jahresende keinen neuen Job bekommen.
Erika und ich waren auf Distanz gegangen und sprachen nur noch das Nötigste miteinander. Hardy war weg, Mutter würde nun auch bald weg sein. Eine „beste Freundin“ hatte ich nicht. Genau genommen und bei Licht betrachtet, war ich ziemlich allein.
Darum freute ich mich über die bevorstehende Abwechslung. Mira hatte mich eingeladen zum Engelfest-Tag in ihrem Haus. Meine kleine Reportage über die „Dorfheilerinnen in Deutschland“ war bei den Lesern gut angekommen. Darum hatte ich den Auftrag erhalten, nochmals zu Mira zu fahren und über das Fest zu berichten. Dieser Artikel sollte im letzten Heft erscheinen, in der Dezemberausgabe.
Am 23. September fuhr ich also um die Mittagszeit nach Strümpfelbach in Begleitung unseres Fotografen Ansgar, ein Unsympath, wie er im Buche stand. Diesmal konnte ich nicht vorm Gartentor parken, geschweige denn vor dem Haus. Alles belegt! Drei Straßen weiter bekam ich einen Parkplatz und auch nur, weil mein Max klein genug war, um sich zwischen zwei Bäume zu quetschen. Ich nahm meine Handtasche, klemmte das Ringbuch unter den Arm und ging zielstrebig die Straße zurück. Ansgar trottete lustlos hinter mir her.
Als wir am Lindenhaus ankamen, ging gerade eine Abordnung des örtlichen Kindergartens durch das Rosentor und stürmte mit fröhlichem Gelächter das Haus. Die Kinder hatten Kartons in ihren Armen mit Engelchen aus Tonpappe, soweit ich das sehen konnte. Ich folgte ihnen und staunte nicht schlecht, das war ja der reinste Basar hier! Überall Leute! Ich sah Tische mit den verschiedensten Angeboten: selbst gestrickte Strümpfe, Fotobriefkarten mit Umschlag, CDs mit Harfenmusik von Joachim Hartenung, kleine Körbe mit Halbedelsteinen, sogar Weihnachtsanhängerchen aus Bienenwachs – lauter Engel und Sterne! Die Tonpappenengelchen aus Kinderhand fand ich auf den Basar-Tischen wieder. Mit Schild: „50 Cent“. Auch Bücher wurden angeboten: alte Gebetsbücher, handgeschriebene Rezeptkarten, gebrauchte und neuwertige aktuelle Engelliteratur,
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