Miss Carolines verwegener Plan
Um nichts in der Welt hätte er anderswo sein wollen. Es war gut und richtig, Caroline in den Armen zu halten und noch immer eins mit ihr zu sein.
Erst ein paar Minuten später, als das Wasser schon ein wenig kühl wurde, machte er sich klar, dass er zugelassen hatte, was er doch unbedingt hatte verhindern wollen: Er war das Risiko eingegangen, Caroline zu schwängern. Er richtete sich auf. „Liebling, das sollten wir nicht tun. Ich bin nicht zu dir zurückgekommen, um dein Leben in Gefahr zu bringen.“
„Pst!“ Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Darum brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen.“
Sein Schuldbewusstsein verflog, und er entspannte sich. „Du bist zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Fluch gibt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube nach wie vor an den Fluch. Aber es gibt keinen Grund, auf … auf unser Zusammensein zu verzichten. Denn ich erwarte ein Kind.“
Das beendete seine wohlige Mattigkeit abrupt. „Du bekommst ein Baby? Bist du sicher, Caroline?“
„Ja. Mein Körper zeigt alle Anzeichen einer Schwangerschaft.“
Frieden und Wohlbehagen wurden von Angst und Sorge vertrieben. „Was, um Himmels willen, sollen wir tun?“
„Wir können gar nichts tun. Das heißt: Ich hoffe, wir werden das …“, sie rieb ihren Leib verführerisch an seinem, „… noch möglichst oft tun.“
Obwohl er so besorgt war, spürte er, wie Carolines Bewegung ihn aufs Neue in Erregung versetzte. Er wollte etwas sagen, aber da verschloss sie ihm den Mund mit einem kleinen Kuss. Dann sagte sie leise: „Alles Weitere liegt in Gottes Hand. Wenn mir etwas zustoßen sollte …“
„Nein! Das darfst du nicht einmal denken!“
„… dann möchte ich wenigstens zuvor die ganze Süße des Lebens gekostet haben“, fuhr sie unbeirrt fort. „Und nichts könnte schöner sein als das Zusammensein mit dir. Dir hat es doch auch gefallen – oder?“
„Ja, es war wundervoll“, bestätigte er. „Aber … sollen wir nach London fahren, damit du einen guten Arzt aufsuchen kannst? Ich nehme dich mit, wenn ich mich mit Colonel Brandon treffe. In der Stadt gibt es Spezialisten, die …“
„Nein, Max“, unterbrach sie ihn. „Meine Cousine Anne ist von einigen der besten Ärzte Englands betreut worden. Sie haben ihr versichert, dass ihre Ängste unbegründet seien. Mit ihr und dem Kind sei alles in Ordnung. Und dann ist sie doch gestorben. Allerdings weiß ich, dass die wenigen Frauen meiner Familie, die die erste Entbindung überlebt haben, keine Probleme hatten, weitere Kinder zur Welt zu bringen.“
„Gut.“ Max hatte neue Hoffnung geschöpft. „Dann werde ich dafür beten, dass du zu dieser Gruppe von Frauen gehörst.“ Daran wollte er glauben, und das würde er auch Caroline immer wieder in Erinnerung rufen, um ihre Angst zu dämpfen.
„Ich werde die nächsten Monate ganz bestimmt nicht damit verbringen, nach Gevatter Tod Ausschau zu halten. Ich bin entschlossen, das Leben zu genießen. Wirst du mir dabei helfen?“
Natürlich wollte er sie glücklich machen. Es war sinnlos, sich zu wünschen, er hätte sie nicht geschwängert. Gewiss hätte er Vorsorge getroffen, wenn er etwas von dem vermeintlichen Fluch geahnt hätte. Ja, er hätte wohl darauf verzichtet, seinen Charme und seine Erfahrung zu nutzen, um Caroline dazu zu bringen, sich ihm voller Begeisterung und Leidenschaft zu schenken. Doch was geschehen war, ließ sich nun nicht mehr ändern. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als dir dabei zu helfen“, sagte er.
„Ich habe nicht vergessen, dass du nie Vater werden wolltest“, fuhr Caroline fort. „Wenn ich überlebe, werde ich dafür sorgen, dass das Kind dir nie zur Last fällt.“
Ein Schock durchfuhr ihn. In seiner Sorge um Carolines Gesundheit hatte er keine Sekunde lang daran gedacht, dass er Vater werden würde. Er konnte sich kaum jemanden vorstellen, der für die Vaterrolle ungeeigneter gewesen wäre als er.
Sein Gesicht musste seine Bestürzung deutlich widergespiegelt haben. Denn Caroline begann leise zu lachen. „So schlimm wird es schon nicht werden! Denby Lodge ist ein wunderbarer Ort, um Kinder aufzuziehen. Mach dir keine Gedanken. Wenn du uns besuchst, werde ich deinen Sohn nur dann zu dir lassen, wenn er sich ganz besonders gut benimmt.“
Ihre Augen leuchteten, als sie von dem Kind sprach, das in einigen Monaten das Licht der Welt erblicken würde.
Mein Sohn, dachte er. „Freust du dich, Caroline?“
Er wünschte, er selbst würde
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