Miss Carolines verwegener Plan
ihrer männlichen Verkleidung war sie geradezu unwiderstehlich.
Die Hose umschloss ihre Oberschenkel und die Hüften wie eine zweite Haut. Die Tweed-Jacke hatte sie nicht zugeknöpft. Und da sie kein Krawattentuch trug, konnte man deutlich ihren schlanken biegsamen Hals und noch ein wenig mehr bewundern. Am liebsten hätte er die Lippen auf ihre runden Brüste gepresst.
Er zwang sich, den Blick von all diesen verführerischen weiblichen Rundungen abzuwenden. Dabei bemerkte er, dass Miss Denby ein paar Strähnen ihres glänzenden langen Haars in die Stirn und auf die Schultern fielen. Zwar hatte sie die rotbraunen Locken unter dem Hut zu verbergen versucht, doch bei dem wilden Ritt mussten sich ein paar Haarnadeln gelöst haben.
Und nun, dachte er, sieht es fast so aus, als sei ihr Haar beim Liebesspiel zerzaust worden.
In Alastairs Augen glühte ein Feuer, das den Schluss nahelegte, dass er genau den gleichen Gedanken gehabt hatte.
Erneut regte sich in ihm der Wunsch, sich mit seinem Cousin zu prügeln. Verdammt, was war nur mit ihm los? Er konnte doch unmöglich Eifersucht empfinden!
„Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen“, ließ sich in diesem Moment Miss Denby vernehmen. „Jetzt allerdings sollte ich so schnell wie möglich ins Haus zurückkehren und mich umziehen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag, Gentlemen.“
„Warten Sie, Miss Denby“, bat Alastair. „Bitte! Als wir das Haus verließen, regte sich dort noch gar nichts. Sie brauchen sich also nicht zu beeilen. Und ich wüsste so gern mehr über Ihr Pferd. Sie trainieren es selbst, nicht wahr?“
Als ihr klar wurde, wie ernst Alastairs Bitte gemeint war und wie sehr er Sultan bewunderte, lächelte sie erfreut.
„Sultan ist jetzt vier Jahre alt“, sagte sie, „und ich setze die größten Erwartungen in ihn. Er stammt aus der Zucht meines Vaters. Bestimmt wäre er ein großartiges Jagd- oder Kavallerie-Pferd. Allerdings könnte ich mich nie von ihm trennen!“
„Ein Pferd aus der Zucht Ihres Vaters? Sprechen Sie hier von Sir Martin Denby, dem Besitzer des Denby-Gestüts?“, vergewisserte Alastair sich. Und als sie nickte, setzte er hinzu: „Dann wundert es mich nicht, dass Sultan so schnell und kräftig ist. Max, erinnerst du dich an die beiden Pferde, die Mannington von Sir Martin gekauft hat? Er hatte sie mitgebracht nach Spanien und ritt sie während des Krieges gegen Napoleon. Mutige, starke Tiere!“
„Lord Mannington?“ Nachdenklich krauste Caroline die Stirn. „Ach ja, jetzt fällt es mir ein. Er hat Aladin und Percival gekauft, ältere Halbbrüder von Sultan. Es freut mich zu hören, dass sie sich bewährt haben.“
„Mannington hat mehrfach betont, dass sie ihm mit ihrer Schnelligkeit und Ausdauer einige Male das Leben gerettet haben.“ Erneut musterte Alastair die junge Dame, wobei er ihrem Gesicht und besonders ihrem intelligenten Augenausdruck mehr Aufmerksamkeit schenkte als beim ersten Mal. „Sie wissen offenbar genau über alles Bescheid, was Ihr Vater getan hat.“
„Ich habe ihm geholfen, seit ich mein erstes Pony ritt“, gab sie mit unverkennbarem Stolz zurück. „Ich habe die Fohlen trainiert, die Zuchtbücher geführt und schriftlich festgehalten, welches Pferd zu welchem Preis an wen verkauft wurde. Papa wiederum hat sich meistens mit der Zucht selbst beschäftigt.“
„Ihr Vater muss Ihnen sehr fehlen“, meinte Alastair mitfühlend. „Darf ich Ihnen mein Beileid aussprechen.“
Einen Moment lang wurden ihre Augen dunkel vor Trauer.
„Auch für das Gestüt muss sein Tod ein großer Verlust sein“, fuhr Alastair fort. „Wer hat die Leitung dort übernommen?“
„Ich.“ Kampflustig hob sie das Kinn, so als erwarte sie eine abfällige Bemerkung. „Papa hat stets Wert darauf gelegt, mich in jeden Bereich einzuweihen. Das Denby Gestüt ist mein Leben. Aber …“, sie wies auf die Angeln, die die Männer trugen, „… ich möchte Sie nicht länger aufhalten, sonst beißen die Forellen womöglich nicht mehr.“
„Miss Denby.“ Max verbeugte sich.
Sie nickte ihm zu und ließ Sultan in Richtung Stall gehen. Über die Schulter fragte sie: „Ich kann mich auf Ihre Diskretion verlassen, Gentlemen?“
„Selbstverständlich!“, versprach Alastair.
„Danke.“
Gereizt stellte Max fest, dass sein Cousin die hübsche Kehrseite der Reiterin nicht aus den Augen ließ. Der Teufel sollte Alastair holen!
Miss Denby und Sultan verschwanden hinter dem Stallgebäude, und Alastair wandte sich Max
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